Eine „Geschichtenbox“ soll Eltern das aktive Vorlesen schmackhaft machen

Einer der mitmachenden Ärzte ist der Gmundner Kinderarzt Dr. Werner Zissler. Er hat seine erste Tranche der Büchlein schon verteilt. Tips: Warum haben Sie sich entschlossen, an der Aktion „Kinderärzte machen mobil - Vorlesen stärkt die Gesundheit“ teilzunehmen? Zissler: In den Medien wurde darüber berichtet, dass bei uns nur etwa jedem zweiten Kind regelmäßig vorgelesen wird. Als Kinderarzt möchte ich die Gesundheit und Entwicklung meiner Schützlinge auch ganzheitlich fördern, Vorlesen gehört dazu. Es gibt Kindern unter anderem das Rüstzeug mit, später im Leben besser zurecht zu kommen.   Tips: Warum ist aus Ihrer Sicht das aktive Vorlesen von Geschichten für Kinder so wichtig? Zissler: Studien belegen, dass Vorlesen nicht nur für die gesamte Sprachentwicklung wesentlich ist, sondern es fördert darüber hinaus auch das Konzentrationsvermögen, die Fantasie und die soziale Kompetenz. Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wurde, haben zum Beispiel bessere Noten. Nicht zuletzt stärkt Vorlesen das Familienbewusstsein und die liebevolle Bindung zwischen Eltern und Kind.   Tips: Was ist genau Ihre Aufgabe bei der Aktion? Zissler: Dank der finanziellen Unterstützung einer Babynahrungsfirma ist die Teilnahme an der Aktion für Kinderärzte kostenlos. Das einzige, was ich zu tun habe, ist, den Kindern das Büchlein mit dem Gutscheincode für 33 weitere Geschichten auszuhändigen. Mein Ordinationsteam und ich erklären natürlich auch den Eltern, wie wichtig das Vorlesen ist und wie der Gutschein eingelöst werden kann.   Tips: Bemerken Sie als Kinderarzt, dass Eltern weniger Zeit für ihre Kinder haben? Gibt es einen entsprechenden Trend? Zissler: In der heutigen Zeit ist es nicht zu leugnen, dass wir modernen Medien wie Computer oder Handy zu viel unserer Aufmerksamkeit schenken. Daher begrüße ich eine Aktion wie „Kinderärzte machen mobil“, die daran erinnert, dass gemeinsam verbrachte Zeit die Kommunikation und den Zusammenhalt in der Familie stärkt.   Tips: Das Freizeitangebot – gerade im passiven Bereich wie Fernsehen, Videospiele etc. – wird immer mehr und unübersichtlicher. Haben Sie Tipps für Eltern wie sie ihre Kinder auch zum aktiven Lesen animieren können? Zissler: Es ist wichtig, Vorlesen als Ritual zu etablieren. So früh wie möglich sollten Eltern ihren Kindern regelmäßig – das heißt mehrmals wöchentlich, am besten täglich – gezielt Zeit widmen, mit ihnen ein Bilderbuch betrachten, ihnen Geschichten erzählen oder vorlesen. Diese Nähe und liebevolle Beschäftigung macht Vorlesen zu etwas ganz Besonderem. (Vor-)Lesen wird dann ein Leben lang mit einem guten Gefühl assoziiert.   Studien belegen, dass Vorlesen ein zentraler Baustein für die kindliche Gesamtentwicklung ist, weil es: - die Sprachentwicklung fördert - die Einstellung zum Lesen positiv prägt - die Schulleistungen positiv beeinflusst - die Bildungschancen erhöht - die Fantasie- und Empathie-Entwicklung fördert und damit auch Fähigkeiten wie: Lösungen für     Problemstellungen zu entwickeln, sich in andere Menschen/Situationen einzufühlen - dazu beiträgt, dass Kinder sich sportlich und musisch betätigen - dazu beiträgt, dass Kinder sich zu interessierten Erwachsenen entwickeln - das Familienbewusstsein stärkt