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Egon Schiele fand am Traunsee Inspiration und Erholung

Daniela Toth, 17.01.2017 20:53

GMUNDEN/ALTMÜNSTER. Mit Egon Schiele steht ein „Skandalmaler“ des beginnenden 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt des nächsten Films der Kulturinitiative 08/16. Was kaum jemand weiß: Schiele war 1913 für mehrere Tage in Altmünster zu Gast. Die Kunsthistorikerin Patricia Spiegelfeld, ehemals Kuratorin im Leopold-Museum, verrät im Tips-Gespräch mehr über diese Zeit.

Egon Schiele war ein herausragender Maler der Wiener Moderne. Zur Filmvorführung in Gmunden hat die Kulturinitiative 08/16 ein Filmgespräch organisiert. Foto: Thiemfilm

Tips: Egon Schiele hat 1913 mehrere Tage in Altmünster verbracht. Was weiß man darüber?

Patricia Spiegelfeld: Arthur Roessler, ein einflussreicher Kunstkritiker, Künstleragent und Schriftsteller, hat Egon Schiele entdeckt. Er war es auch, der Schiele und seine Lebensgefährtin Wally Neuzil im Sommer 1913 zur Sommerfrische nach Altmünster eingeladen hat. Sie haben hier mehrere Tage verbracht und waren in einem „Haus Gaigg“ untergebracht, das möglicherweise in Nachdemsee lag. Wo genau, lässt sich heute nicht mehr eruieren. Roessler hat den Aufenthalt 1948 in einem Buch beschrieben, es sind auch einige Fotos entstanden, darunter eins der beiden, die Wally Neuzil zeigen. Sie war Schieles Modell, aber auch seine große Liebe.

Tips: Hat sich der Salzkammergut-Aufenthalt auf das Werk Schieles ausgewirkt?

Spiegelfeld: Es gibt ein Bild, die „Versinkende Sonne“, in dem man ein Abbild des Traunsteins vermuten kann. Das Bild entstand 1913 nach seinem Salzkammergut-Aufenthalt und zeigt insgesamt sicher eine Phantasielandschaft. Bei der „Versinkenden Sonne“ handelt es sich übrigens um das erste Schiele-Werk, dass der Sammler Rudolf Leopold erworben hat. Er hat es in den 1950er Jahren als junger Augenarzt von Arthur Roessler gekauft – damals unter dem Namen „Sonnenuntergang“. Leopold war aber immer überzeugt, dass der Name zu romantisch war und das melancholische Bild eigentlich „Versinkende Sonne“ heißen müsste. Schiele-Bilder waren damals schon teuer – aber natürlich billiger als heute. Das Bild hat 50.000 Schilling gekostet, die Leopold in Raten abgezahlt hat. Als er das Bild 1957 endlich in Händen hatte, sah er an der Inschrift an der Rückseite, dass er recht gehabt hatte. Dort stand „Versinkende Sonne“.

Tips: Heute gilt Egon Schiele als einer der bedeutendsten bildenden Künstler der Wiener Moderne. Wie wurde er von seinen Zeitgenossen wahrgenommen?

Spiegelfeld: Schiele ist als Künstler wahrgenommen worden, er hat in der Sezession ausgestellt. Natürlich ist der um einiges ältere Gustav Klimt, mit dem Schiele auch befreundet war, viel mehr wahrgenommen worden. Aber es gab auch schon Sammler, die sich für Schiele interessiert haben. Vieles für Schiele hat Roessler vermittelt.

Tips: Egon Schiele ist ja 1918 sehr jung gestorben und galt als ausgesprochen talentiert. Was wäre aus ihm geworden, hätte er länger gelebt?

Spiegelfeld: Man muss sagen: So lange er mit Wally zusammen war, war alles gut, das war seine beste Zeit. Sie hat ihn auch sehr unterstützt. Nach Schieles Hochzeit mit Edith Harms im Jahr 1915 hat sich auch sein Stil geändert.

Tips: Frau Spiegelfeld, Sie waren mehrere Jahre im Leopold Museum tätig, wo sich auch das Schiele-Dokumentationszentrum befindet. Was ist Ihr persönlicher Zugang?

Spiegelfeld: Es ist ein spezielles Verhältnis: Ich habe im Leopold-Museum angefangen, bevor es eröffnet wurde. Drinnen war noch alles feucht, und die Kunst lagerte in Containern. Beim Auspacken habe ich dann die ganze Sammlung gesehen. Ich hatte die Gelegenheit, alle Bilder einmal in der Hand zu halten – das war ein wirklich besonderes Erlebnis.

Filmvorführung mit Filmgespräch

Die Kulturinitiative 08/16 zeigt den Film „Egon Schiele – Tod und Mädchen“ am Dienstag, 24. Jänner, im Stadttheater Gmunden. Einlass ist um 18.30 Uhr, Beginn um 19 Uhr. Patricia Spiegelfeld und Elisabeth Leopold, die Witwe des Gründers des Leopold-Museums, stehen nach der Vorführung für ein Filmgespräch zur Verfügung. Tips verlost 2x2 Karten!

Wegen bereits großer Nachfrage wird empfohlen, sich Karten im Vorverkauf zu besorgen (z.B. über www.ki-0816.at). Eine zweite Vorstellung findet am Mittwoch, 25. Jänner um 19 Uhr statt (ohne Filmgespräch).


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Gastuser
Gastuser
18.01.2017 19:13

Egon Schiele am Traunsee

Hinweis zum Film: "Egon Schiele" am 24. 01. im Stadttheater: der Film ist in fünf Kategorien von der Akademie des Österr. Films nominiert, neben "bester Film", "beste Regie" auch für das "beste Drehbuch", für das ich verantwortlich bin. Ich freu mich sehr, dass der Film nun in der Stadt, in der ich zur Schule gegangen bin, gezeigt wird - noch dazu auf der Bühne, die für mich die ersten "Bretter, die die Welt bedeuten" gewesen sind. Ich wünsche gute Projektion! Hilde Berger