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Gymnasiasten interviewten Stripperin, Domina und Missionar

Hans Promberger, 20.02.2017 15:49

GMUNDEN. Der Entwicklung von Vorurteilen wollen Eva Steinhäusler, Niclas Murray und Simone Lager auf den Grund gehen. Zu diesem Zweck interviewten sie Persönlichkeiten aus eher ungewöhnlichen Branchen sowie Lehrer und Schüler.

Niclas Murray, Eva Steinhäusler und Simone Lager haben Menschen interviewt, die oft mit Vorurteilen konfrontiert sind sowie Lehrer und Schüler befragt.

„Ich habe ein Gespräch unter Schülern mitgehört. Da wurde extrem viel verallgemeinert. Ich habe mir gedacht, dass man mal über Vorurteile diskutieren müsste und diese auch hinterfragen“, sagt Eva Steinhäusler. Die 16-jährige Schülerin des BG Gmunden nutzte die Chance und machte sich für eine Projektarbeit mit ihren beiden Klassenkameraden auf die Suche nach Personen aus „vorurteilsbehafteten Berufssparten“.

Erotikbranche als Hort der Vorurteile

Die Drei landeten dabei schnell in der Erotikbranche. „Sexualität ist ja im Unterricht oft immer noch ein Tabuthema. Da gab es schnell Diskussionen mit den Lehrern, die anfangs nicht so begeistert waren“, sagt Murray. Die drei Schüler konnten ihre Professoren aber von ihrer Ernsthaftigkeit überzeugen und bekamen sogar noch Tipps zur Kontaktaufnahme. „Unsere Frau Professor hat im Gmundner Stadttheater den Vortrag einer Domina, die über ihre Erlebnisse ein Buch geschrieben hat gesehen und uns sogar den Kontakt möglich gemacht“, erzählt Simone Lager. Außerdem schrieben die Gymnasiasten Agenturen mit der Bitte um Interviewmöglichkeiten an.

Freude über Interesse

„Eine Stripperin hat sich total gefreut, dass wir uns für ihre Arbeit und Gefühle interessieren und ist sogar extra aus Wien nach Gmunden gereist, um über ihre Erfahrungen zu erzählen“, sagt Lager. Das Trio sprach auch mit einem Missionar, der einst in Thailand arbeitete und mittlerweile wieder in Österreich wohnt. „Da hat man immer das Bild im Kopf, dass Missionare mit dem Buch in der Hand den Glauben verbreiten. Im Interview erfährt man aber, dass sie ganz andere Dinge tun“, sagt Murray.

Ziel: Aufzeigen und Diskutieren von Vorurteilen

„Wir wollten aufzeigen, welche Vorurteile es gibt und dass die Leute drüber nachdenken. Aber auch, dass wir selbst unseren eigenen Standpunkt überdenken“, erklärt Steinhäusler das Projektziel. „Wir wollten nicht nur trockenen Theoriestoff bearbeiten oder Statistiken abschreiben, sondern eine offene und öffentliche Debatte über Vorurteile ermöglichen“, sagt Murray. Darum hat das Trio im Internet einen Blog angelegt, auf dem nicht nur die Interviews mit den jeweiligen Gesprächspartnern zu finden sind, sondern auch Ergebnisse einer Umfrage, die die Schüler unter Lehrern und Schulkollegen machten.

Was haben sie aus ihrer Projektarbeit mitgenommen? „Man öffnet sich. Früher war manches peinlich, aber jetzt hat man sich ernsthaft damit auseinandergesetzt und hat ganz andere Einblicke“, resümiert Lager. „Viele Vorurteile sind weitgehend widerlegt. Wir haben gesehen, dass man nicht alle in einen Topf werfen kann“, so Murray.

Die Recherchearbeit hat Eva Steinhäusler jedenfalls Appetit auf mehr gemacht: „Ich möchte die Ergebnisse als Basis für meine vorwissenschaftliche Arbeit im Rahmen der Matura verwenden“. Die gesamten Interviews, Informationen über Vorurteile, Umfrageergebnisse und Meinungen findet man unter www.open-the-minds.ml. Hier kann jeder auch noch seine persönlichen Statements abgeben.


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