ALTMÜNSTER. Zum Welttag der Familie am 15. Mai zeigt SOS-Kinderdorf, was Familien stärkt.
Am 15. Mai feiern rund 130.000 Familien in Oberösterreich den Tag der Familie. Sie geben ihren Mitgliedern wichtigen, emotionalen Halt und sorgen damit für Stabilität in der Gesellschaft. Unter Beweis haben sie das in diesen letzten, besonderen Wochen gestellt und enorm viel geleistet. Auch ohne Corona sind Eltern sehr gefordert, um Kinder, Beruf, Haushalt und Freizeitaktivitäten zu organisieren. Kippt das familiäre Gleichgewicht, drohen Familien zu zerbrechen. Mit seinem familienstärkenden Programm sorgt SOS-Kinderdorf für Entlastung, wenn der Druck zu groß wird und unterstützt Familien.
Matthias M. (Name von der Redaktion geändert) und seine drei Kinder sind eine dieser Familien, die dringend Hilfe brauchte. Der heute 39-Jährige erinnert sich gerne an die Zeit, als noch alles in Ordnung war. „Am liebsten mochte ich es, wenn wir an den Wochenenden gemeinsam im Schwimmbad oder draußen in der Natur waren“, erzählt M. im Gespräch mit „Tips“. “Aktivitäten wie diese sind für Familien wichtig“, erläutert Julia Keplinger, Leiterin des familienstärkenden Programmes im SOS-Kinderdorf Altmünster. „Sie sind positiv, stehen für Struktur und Zusammenhalt und haben besonders für Kinder große Bedeutung.“
Dann brachen aber konfliktreiche Zeiten über die Familie herein und die Beziehung zerbrach. Obwohl die Trennung am Anfang wie eine Erleichterung wirkte, stellte sich der Alltag rasch als unlösbare Aufgabe heraus. Beide Elternteile kamen an und über ihre Grenzen.
Kombination aus Belastungen bringt Familien unter Druck
„Vielfach ist es ein Zusammentreffen mehrerer ungünstiger Faktoren, die belasten. Paarkonflikte, Trennungen, berufliche und finanzielle Schwierigkeiten, ein fehlendes soziales Netz, körperliche oder psychische Erkrankungen – irgendwann wird alles zu viel. Die Kinder zeigen ihre innere Not in Auffälligkeiten, die Überforderung der Eltern verstärkt sich weiter“, sagt Keplinger.
So können Familien entlastet werden
„Zuallererst braucht die Familie jemanden, der sich an ihre Seite stellt und konkrete Entlastung bietet“, erläutert die Pädagogin. Unterstützung in der Betreuung und Versorgung der Kinder und wertschätzende Gespräche, in denen offen über die Not der Familie gesprochen werden darf, stehen am Anfang. Herausarbeiten von Ressourcen, aber auch gemeinsames Angehen von Belastungen folgen: Schuldnerberatung, Sicherstellung einer passenden Wohnsituation, Aufbau eines sozialen Netzes, Arbeit an persönlichen Problemen, Stärkung und Weiterentwicklung von Erziehungskompetenzen sind Bausteine auf diesem weiteren Weg.
Neustart nach einer Krise
Die Kinder von Matthias M., ein Mädchen und zwei Buben im Alter von fünf bis neun Jahren leben seit eineinhalb Jahren in der Kinderwohngruppe Tabaluga im SOS-Kinderdorf Altmünster. Tabaluga ist darauf spezialisiert, im Zeitraum von ca. zwei Jahren Familien so weit zu stärken, dass die Kinder wieder nach Hause zurückkehren können. Die vorübergehende Trennung ist notwendig, um die Eltern zu entlasten. Matthias M. hat während dieser Zeit die Chance, an persönlichen Problemen, seiner Lebenssituation und an der Förderung sowie Entwicklung der Kinder zu arbeiten. Das Tabaluga-Team und Matthias M. sind dabei Partner.
Hilfe annehmen: Das war für den Vater hilfreich
„Mein Leben ist nicht komplett, wenn die Kinder nicht bei mir sind. So hart es auch ist, so dankbar bin ich trotzdem für diese Zeit. Ich sehe Tabaluga als Riesenmöglichkeit für mich und für meine Kinder“, erzählt der Vater. Die wichtigsten Hilfestellungen für ihn sind, ernst genommen und bestärkt zu werden. „Durch die Gespräche und die konkrete Unterstützung habe ich viel gelernt. Ich weiß nun viel mehr über meine Kinder – was sie brauchen, wie ich mit ihnen umgehen und wie ich den Alltag besser organisieren kann.“ Seine Kinder besuchte der Vater von Anfang an regelmäßig. Mittlerweile verbringt die Familie jedes Wochenende gemeinsam in der 'Trainingswohnung' im SOS-Kinderdorf, übt für den gemeinsamen Alltag und kann sich jederzeit Hilfe holen.
Starke Eltern für starke Kinder
Auch für die Kinder ist die Trennung von den Eltern natürlich eine große Herausforderung. Tabaluga bietet in dieser Situation einen sicheren, ruhigen Alltag mit stabilen Betreuungspersonen. Die Eltern werden dabei so viel wie möglich miteinbezogen. Julia Keplinger erklärt: „Begleitet erfahren sie, welche Strukturen dem Kind im Tagesablauf guttun, wie sie es am besten bei der Hausübung unterstützen, welche Freizeitaktivitäten und Förderungen dem Kind in seiner Entwicklung helfen, wie man 'Nein' sagt und Grenzen zieht und trotzdem eine gute Beziehung zum Kind aufrechterhält – die Themen sind vielfältig.“ Parallel dazu werden die Lebensumstände der Familie in Angriff genommen, um die Rückkehr der Kinder in ein stabiles Umfeld zu gewährleisten.
Gemeinsame Zukunft
Welche Perspektive haben Matthias M. und seine Kinder? Matthias M. hat mithilfe von 'SOS-Kinderdorf' viel erreicht. Ziel ist es, dass seine Kinder im August zu ihm übersiedeln. „Ich kann es kaum erwarten, dass wir als Familie wieder zusammenleben.“ Der Vater ist zuversichtlich, dass sie das gemeinsame Leben nun meistern, und weiß, dass er auch nach der Familienzusammenführung weiterhin stundenweise Unterstützung bekommt.
Familienstärkung im SOS-Kinderdorf Altmünster
Kinderwohngruppe Tabaluga hat Kapazität für neun Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren. Seit der Eröffnung im Dezember 2000 wurden 74 Familien begleitet. Drei von vier Familien konnten erfolgreich gestärkt werden und leben wieder zusammen.
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