„Enkeltauglicher“ Wald der Zukunft im Almtal
ALMTAL. Heiße Sommer, Trockenheit, Borkenkäfer und Eschentriebsterben: Die Wälder – nicht nur im Almtal – sind in den letzten Jahren verstärkt unter Druck geraten. Einer, der sich seit Jahrzehnten mit dem „Wald der Zukunft“ befasst, ist der Förster, Waldpädagoge und „Holzzüchter“ Fritz Wolf.
„Wie kann man den Wald so auf die Zukunft vorbereiten, dass es funktioniert?“ – diese Frage treibt Fritz Wolf schon seit Jahrzehnten um. Denn das Klima und die Herausforderungen für den Wald und die Waldbewirtschaftung haben sich im Lauf der Zeit massiv geändert: „Wir haben höhere Temperaturen, der Niederschlag ist anders verteilt über das Jahr und die Vegetationszeit hat sich um 20 Tage verlängert“, so Wolf.
Manche Pflanzen kommen dadurch aus ihrem Rhythmus, wie der Almtaler Förster erzählt: „Die Trollblume, die normalerweise in der Narzissenzeit blüht, finde ich in den letzten Jahren immer öfter auch im Herbst. Die Pflanze ‚glaubt‘ offenbar, es ist Frühling.“
Waldschäden nehmen zu
Bei den Wäldern bringt das verstärkte Auftreten von Hagel, Käferproblemen, Sturm und Trockenheit zunehmende Schäden: „In Deutschland musste zuletzt dreimal mehr Holz geschlagen werden als geplant. Und auch Waldbrände – zuletzt in der Rax, aber auch weltweit – nehmen zu“, erinnert Wolf. Schon seit vielen Jahren dient ihm daher der eigene 50 Hektar große Wald, den mittlerweile Sohn Christoph bewirtschaftet, als Experimentierfeld für einen „enkeltauglichen Wald“, wie Wolf erzählt.
Experimente und „Dauerwald“-Konzept
Er testet verschiedene Baumarten darauf hin, ob sie sich in unseren Breiten wohl fühlen – auch Mammutbaum oder Coloradotanne wurden bereits im Almtal gesetzt. „Das ist immer eine sehr langfristige Sache, weil es ja auch sein kann, dass der Baum nach 30 Jahren abstirbt“, so der Experte.
Vor allem jedoch setzt Wolf auf das „Dauerwald“-Konzept: Dabei stehen Bäume in verschiedenen Lebensaltern neben einander – vom jungen Schössling bis zum 200 Jahre alten, „erntereifen“ Baum. Der Nachwuchs entsteht weitgehend natürlich, nur selten werden Bäume eigens gepflanzt. „So gestaltet sich der Wald ganz von selbst um: Wir haben derzeit 30 Baumarten aller Altersstufen“, so Wolf.
„Für die Zukunft denken“
Die „Ernte“ der Bäume erfolgt ohne die früher üblichen Kahlschläge genau dann, wenn der einzelne Baum dick genug ist – und zwar mittels eines schweren Schleppers, der auch nur auf einer eigens angelegten Straße im Wald fährt, um den Waldboden zu schützen. „Das ist natürlich aufwändiger, mit viel Handarbeit. Man darf dabei nicht auf die Stunden schauen, sondern muss nachhaltig für die Zukunft denken“, so Wolf zu seiner Motivation für die biologische Forstwirtschaft.
Der Erfolg: gesunde Bäume, eine breite Risikostreuung – und eine Stärkung der Region, wie der Begründer der Waldschule Almtal betont: „Ein Waldbewirtschafter ist dann tüchtig, wenn er auf wenig Fläche einen regionalen Arbeitsplatz schaffen kann.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden