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Hilfseinsatz auf Lesbos: „Dankbarkeit der Menschen ist unglaublich groß“

Daniela Toth, 01.06.2022 09:26

GSCHWANDT/LESBOS. Wie viele andere wollte auch die Gschwandtnerin Verena Schimpl nach dem Ende ihres Studiums erst einmal Zeit im Ausland verbringen. Doch Ziel und Zweck ihrer Reise waren alles andere als gewöhnlich.

Verena Schimpl (l.) mit Freundin Viktoria (Foto: Flüchtlingshilfe Doro Blancke)
photo_library Verena Schimpl (l.) mit Freundin Viktoria (Foto: Flüchtlingshilfe Doro Blancke)

Wenige Tage nach dem Abschluss des Hebammen-Studiums in Graz machte sich Verena Schimpl vergangenen September gemeinsam mit einer Freundin auf den Weg: In einem Campingbus ging es zehn Wochen lang Richtung Süden bis zur griechischen Insel Lesbos – jene Strecke, die viele Flüchtlinge in die umgekehrte Richtung zurücklegen.

Hilfsorganisation während der Reise kontaktiert

„Unser Ziel war es, ehrenamtlich eine Flüchtlingsorganisation zu unterstützen. Während der Fahrt haben wir dann Kontakt mit der Hilfsorganisation von Doro Blancke aufgenommen – und als wir im November in Albanien waren, bekamen wir die Zusage für unseren Einsatz auf Lesbos“, erzählt die junge Gschwandtnerin.

Von Athen aus ging es zunächst 13 Stunden mit einer Nachtfähre nach Lesbos. „Auf der Fähre war viel los: Lesbos ist ja nicht „nur“ ein Flüchtlingslager, sondern – was man oft vergisst – eine Insel mit über 100.000 Bewohnern“, so Schimpl.

Überlebenswichtige Lebensmittelpakete

Untergebracht wurden sie in einer Wohnung in der Hauptstadt Mytilini. Unterstützt von einem Projektmanager vor Ort starteten die beiden Österreicherinnen rasch in ihre neue Aufgabe. „Die Organisation von Doro Blancke kümmert sich um Menschen außerhalb des Flüchtlingscamps – manche sind obdachlos, manche leben in Wohnungen. Wir haben vieles gemacht, von der Kinderbetreuung über die Begleitung zu Terminen bis zu Homeschooling und Sprachkursen“, erzählt Verena Schimpl.

Besonders großen Eindruck hinterließ bei ihr die wöchentliche Verteilung der Lebensmittelpakete: „Es war wirklich unfassbar, wie groß die Dankbarkeit der Menschen war und wie viel Freude man mit Lebensmitteln machen kann.“ Da die Kinder außerhalb des Camps auch kaum Zugang zu Bildung haben, gestalteten die Österreicherinnen auch Unterrichtsstunden sowie Deutschkurse für Erwachsene.

Aus sechs Wochen wurden vier Monate

Rasch waren die ursprünglich geplanten sechs Wochen Einsatz vorbei – auch, weil sich mit den Kollegen gute Freundschaften bildeten. „Wir haben dann zweimal verlängert und sind schließlich vier Monate lang geblieben“, so Schimpl.

Leichen am Strand

Doch nicht alle Erfahrungen waren positiv: „Wir haben immer wieder gehört, dass Boote voll mit Menschen angekommen sind, viele davon wurden aber nie auf der Insel gesehen oder etwa im Camp registriert“, erzählt die 22-Jährige. Zudem seien auch Leichen angeschwemmt worden, die keine Schwimmwesten anhatten. „Normalerweise geht – auch auf Flüchtlingsbooten – niemand freiwillig ohne Schwimmweste aufs Meer“, erzählt die freiwillige Helferin. Die Flüchtlingshelfer hätten dies mit illegalen Pushbacks in Zusammenhang gebracht.

Negativ in Erinnerung bleibt Verena Schimpl auch die langsame Bürokratie: Auch in Griechenland dauern Asylverfahren oft jahrelang.

„Man muss belastbar sein“

Sie selbst bereitet sich seit ihrer Rückkehr auf den anstehenden Berufseinstieg vor und hat dafür von ihrem Einsatz sehr profitiert, ist Verena Schimpl überzeugt: „Es ist aber sicher nicht für jeden das Richtige: Man muss belastbar sein, und es ist auch eine eigene Erfahrung, längere Zeit auf einer Insel zu sein und nicht zu jeder Zeit weggehen zu können.“


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