Bienenköniginnen reisen per Post und nie allein
GOSAU. Ingrid Schmaranzer ist eine der wenigen Österreicherinnen, die Bienenköniginnen züchtet. Im Gespräch mit Tips erklärt sie unter anderem, warum Bienenkönigin nie alleine reisen.
Kommt man im Sommer zum Haus von Ingrid Schmaranzer und ihrem Mann, summt es aus allen Richtungen. 70 Bienenstöcke hat die Gosingerin im Garten stehen, weitere in der Umgebung, und jeder dieser Stöcke ist bewohnt von bis zu 80.000 Bienen. „Mir geht das ab, wenn da nichts herum fliegt“, erzählt Schmaranzer. Der Großteil ihrer Bienen ist jetzt schon auf den Winter vorbereitet und es ist still im Garten. Über die kalte Jahreszeit verringern sich die Völker auf 8.000 Bienen. „Die bleiben ganz nah zusammen und es hat immer um die 30 Grad in den Stöcken, auch wenn sie eingeschneit werden“, erklärt Schmaranzer.
Auf unsere Umwelt achten
Oft stehen die Stöcke einfach auf Feldern in der Gosau und liegen im Winter unter einer Schneedecke. Es ist schon mal passiert, dass Tourengeher, die sich nicht an die Routen gehalten haben, über die Stöcke gefahren sind. „Obwohl die Stöcke weit unterm Schnee liegen, werden die Bienen durch die Vibrationen auseinander gerüttelt. Sie finden dann nicht schnell genug zusammen, es wird kalt im Stock. Das bedeutet ihren Tod“, sagt Schmaranzer. Ihr ist es ein großes Anliegen, dass die Menschen auf ihre Umwelt Acht geben: „Alles hängt zusammen, wir müssen aufeinander achten und es muss unser Ziel sein, unsere Umwelt zu erhalten.“
Schmaranzer, selbst begeisterte Tourengeherin, appelliert an alle, die sich viel in der Natur aufhalten, an Mountainbiker, Tourengeher und Wanderer, sich an die vorgegebenen Routen zu halten: „Abseits der Wege unterwegs zu sein schadet Umwelt und Tieren.“
Bienen sind wichtig für die Landwirtschaft
Etwa 80 Prozent des Obst und Gemüses, dass Menschen tagtäglich verzehren, wird von Bienen bestäubt. Die Landwirtschaft profitiert von den Bienen, so kommt es zum Beispiel zu 20 Prozent mehr Raps, wenn Bienen diesen bestäuben. „Die Bestäubungsleistung der Bienen ist größer als ihre Honigleistung“ erklärt Schmaranzer.
Bienenköniginnen reisen per Post durch Europa
Im Sommer legt eine Königin, die bis zu fünf Jahre alt werden kann, täglich bis zu 2.000 Eier. Diese werden dann von Schmaranzer umgesetzt, um daraus wieder neue Königinnen zu züchten. „Die Genetik ist wichtig. Das Verhalten der Völker ändert sich im Laufe der Zeit“, erklärt die Gosingerin, deren Bienen selten zustechen. In Zuchtwertschätzungen werden Kriterien wie Sanftmut, Honigleistung, Wabensitz und auch optische Merkmale bewertet. Schmaranzer züchtet nicht nur Königinnen, sondern verkauft diese auch. Die Bienen werden per Post versandt: „Aber sie dürfen nie alleine sein, das überlebt eine Königin nicht. Deshalb kommen in die Transportschachtel auch einige zusätzliche Bienen und ein Futtervorrat.“ Im Sommer verkauft Schmaranzer Bienenköniginnen „im vierstelligen Bereich“, zum Großteil auch in andere EU-Länder. Schmaranzer hat auch Imker-Freunde in der Ukraine, die sie demnächst besuchen will. Dafür braucht sie noch ein Aggregat, gebraucht oder neu, und auch Schlafsäcke und warme Kleidung würde sie mitnehmen.
Tipps für den Start
Allen, die selber Interesse an Bienen und der Imkerarbeit haben rät Schmaranzer, sich an örtliche Imkervereine zu wenden. Es gibt für Starter auch viel Literatur und Onlinekurse. „Bevor man sich Bienen zulegt, sollte man sich schon ein bisschen auskennen. Bienen sind Lebewesen und Nutztiere und man trägt die Verantwortung für eine artgerechte Betreuung“, erklärt sie.
Winterphase
Da die Bienen derzeit in ihrer Winterphase sind, gibt es für Schmaranzer derzeit allerlei andere Aufgaben zu erledigen. So werden die Zuchtkästen gereinigt, Honigwein hergestellt, Propolis verarbeitet, die alten Waben ausgeschmolzen und vieles für den Frühling repariert. Los geht es dann wieder mit dem ersten Pollenflug im neuen Jahr.
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