Neue Forschungserkenntnisse: Am Dachstein wurden Elche gejagt
HALLSTATT. Am Dachsteinplateau waren bereits in der Vergangenheit zahlreiche Elchknochen entdeckt worden. Forschern gelang es nun erstmals Jagdspuren an ihnen zu identifizieren und in Zusammenhang mit der Hallstattzeit zu bringen. Spuren von Einschusslöchern und Schnittspuren weisen eindeutig darauf hin, dass im prähistorischen Hallstatt Elche gejagt wurden.
Die Bronzezeit war die Blüte des prähistorischen Hallstatt. Aus dem Salzberg und seinen zahlreichen Schächten wurden täglich bis zu eineinhalb Tonnen Salz zu Tage gefördert. Im Hochtal zwischen Plassen und Hallstättersee betrieben die Bewohner rege Almwirtschaft, um sich und vor allem die Bergleute zu versorgen. Forscher gehen davon aus, dass Rinder, Schafe oder Ziegen nicht nur für Milch, Käse und Fleisch genutzt wurden, sondern auch für Leder und Sehnen. Die Jagd auf Wild kam bis jetzt fast nicht in den Forschungen rund um die Rekonstruktion der Hallstattzeit vor.
Funde von Elchknochen in Höhlen und Schächten
Bereits vor Jahren wurden in kleinen Höhlen und Schächten des Dachsteinplateaus Elchknochen von Laien und Höhlenforschern gefunden. Diese wurden damals dem Naturhistorischen Museum in Wien übergeben und dort mit den üblichen Methoden untersucht. Im Zuge ihrer Forschungen nahm die Archäozoologin Kerstin Pasda von der Universität Erlangen-Nürnberg nun die Elchknochen wieder her und untersuchte sie mit speziellen Methoden zum Nachweis auf menschlichen Einfluss, denn sie vermutete erstmals einen Zusammenhang zwischen Elchen und Menschen im prähistorischen Hallstatt.
Nachweis von Schnittspuren und Einschusslöchern
Auslöser der neuerlichen Untersuchung der Knochen war, dass Pasda Schnittspuren und Einschusslöcher am Schulterblattknochen eines Elches feststellen konnte, dessen Überreste in einer Schachthöhle in der Nähe von Lenggries in Bayern gefunden wurden. Pasda datierte den Fund auf die Jüngere Eisenzeit. Damit ist der Elchknochen circa. 2.500 Jahre alt. Es deutet alles darauf hin, dass der Elch gejagt wurde.
Wissenschaftlicher Beweis
Pasda recherchierte weiter und stieß in der Folge auf die Funde von Elchknochen am Dachsteinplateau. Die Forscherin untersuchte die im Naturhistorischen Museum aufliegenden Knochen noch einmal speziell auf menschlichen Einfluss. Und siehe da, auch an diesen Knochen konnte Pasda Einschusslöcher und Schnittspuren feststellen. „Die am Dachsteinplateau gefundenen Elche datieren alle in die Bronzezeit. Die Spuren an den Knochen sind eindeutig. Es ist für mich wissenschaftlich erwiesen, dass die Elche gejagt wurden,“ so Pasda im Tips-Interview.
Weitere Forschungen
Warum die Elchkochen am Dachsteinplateau ausschließlich in Höhlen gefunden wurden, ist noch offen. Die ursprüngliche These, dass die Tiere in die Schächte gefallen waren, erscheint im Licht der neuen Erkenntnisse unwahrscheinlich. „Ich dachte mir, das kann doch nicht sein, dass es so viele bescheuerte Elche gibt, die in Höhlen fallen“, erklärt Pasda.. Man geht davon aus, dass die Elchknochen von Menschen nach der Jagd in die Höhlen geworfen wurden. Der genaue Grund ist Gegenstand weiterer Forschungen.
Großes Interesse
„Die jetzt publizierten Ergebnisse sind nur der Anfang. Es sind noch viele Fragen offen,“ so Kerstin Pasda. Kerstin Kowarik, assoziierte Mitarbeiterin der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien, freut sich auf alle Fälle über die große Resonanz der Forschungen: „Wir sind nun in engem Kontakt mit Forschern aus dem Bereich der Speläologie um weitere Erkenntnisse zu erlangen. Ich freue mich aber, dass die bisherigen Ergebnisse auf dermaßen großes Interesse stoßen.“
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