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GMUNDEN. Unter großem Interesse der Bevölkerung fand die Enthüllung des Gmundner NS-Opfer-Mahnmals an der Esplanade statt. Besonders berührend war die Rede von Frederic Rujder, der mit seiner Tochter aus Frankreich angereist war: Er ist Nachkomme einer jüdischen Gmundner Unternehmerfamilie, die vom Nazi-Terror schwer getroffen wurde.

 (Foto: Hörmandinger)
photo_library (Foto: Hörmandinger)

Zur Enthüllung des Mahnmals waren unter anderem Landeshauptmann Thomas Stelzer und zahlreiche Vertreter der politischen Parteien angereist. Als besonderen Ehrengast konnte Bürgermeister Stefan Krapf Frederic Rujder begrüßen. Auch die Initiatoren des Mahnmals, Hubertus Trautenberg und Holger Höllwerth, und der Gestalter Kurt Ellmauer waren zur Enthüllung gekommen.

Ablehnung von Gewalt und Ausgrenzung

Man müsse sich auch mit dunklen Aspekten der Geschichte auseinander setzen - gerade auch vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen, in denen Krieg und Gewalt immer noch zur Gegenwart gehören, betonte Krapf in seinen einleitenden Worten. Das Mahnmal sei ein Zeichen, dass Gmunden für Werte wie Toleranz, Solidarität und Nächstenliebe steht, und Gewalt und Ausgrenzung ablehnt.

Verantwortung, „dass es nicht mehr geschieht“

Kulturreferent Andreas Hecht machte den Standort des Mahnmals zum Thema: Direkt an der Esplanade mit Blick auf Traunstein und Traunsee, sei sicher auch für die Opfer wichtig gewesen: Jeder von ihnen sei sicher einmal hier gewesen, habe die Aussicht genossen - und später Trauer und Verzweiflung erlebt. Mit Verweis auf das Zitat des Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer: „Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht“ appellierte er an die Verantwortung eines jeden einzelnen.

Nachwirkungen des langen Stillschweigens

Hannah Lessing vom Nationalfonds der Republik, mit dessen Unterstützung des Mahnmal errichtet wurde, strich heraus, dass man sich gern an das Schöne erinnert, das andere aber verdrängt. Die Gesellschaft müsse sich nun den Nachwirkungen dieses langen Stillschweigens stellen, so Lessing. Durch die Namen auf dem neuen Mahnmal seien die Namen der Ermordeten nun mit Gmunden verbunden.

Am Kampf gegen das Vergessen mitwirken

Frederic Rujder dankte in seiner Rede den Verantwortlichen für die Errichtung des Mahnmals. Er erinnerte daran, dass es auch heute nicht für alle selbstverständlich ist, frei leben zu können. Er erzählte vom Schicksal seiner Familie, die über Generationen in Gmunden ansäßig war und in der Theatergasse zwei Geschäfte betrieb. Im Jahr 1940 gelang Rujders Eltern eine verzweifelte Flucht nach Frankreich, die Großmutter wurde in Auschwitz getötet, sein Vater starb 1945 als Mitglied der Resistance. Jeder kann am Kampf gegen das Vergessen mitwirken, so Rujder, der seiner Freude über die Errichtung des Mahnmals Ausdruck verlieh.

Menschen statt namenlose Opfer

Berührende Worte fand Landeshauptmann Thomas Stelzer, der an die unermessliche Grausamkeit der NS-Herrschaft erinnerte: „Oberösterreicher waren nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Es ist damals sehr schnell gegangen, dass aus Menschen Unmenschen wurden“, so Stelzer. Ein Gedenken, das aus anonymen, namenlosen Opfern durch die Namensnennung wieder Menschen macht, sei ein beredtes Zeichen, meinte er mit Verweis auf das neue Gmundner Mahnmal.

Gefahr der Entwürdigung

Unter dem Titel „Warum es gut ist, dass nicht endlich Ruh ist“ verwies der Grünauer Autor René Freund in seiner Rede auf die Bedeutung der Würde, die auch in der Carta der Menschenrechte festgelegt ist: „Zuerst kommt die Entwürdigung, dann der Mord“, so Freund. Er erinnerte daran, dass es auch im heutigen politischen Diskurs zu einer gefährlichen Entwürdigung anderer kommt. „Ruhe“ könne nur sein, wenn wir einen Platz in der Erinnerung für die Opfer schaffen.

Uraufführung „Sine Nomine“ von Michaela Schausberger

Eindrucksvoll war die Uraufführung des von der Gmundner Künstlerin Michaela Schausberger eigens komponierten Werks „Sine Nomine“. Zu hören waren, neben der Künstlerin selbst, auch Johann Gstöttner auf der Viola, Sängerin SodL und Jugendliche von der GymCompany des BRG Gmunden, die die Namen der Getöteten als Sprechchor intonierten.

Die anschließende Enthüllung des Mahnmals übernahmen Landeshauptmann Thomas Stelzer, Bürgermeister Stefan Krapf, Hannah Lessing und Frederic Rujder.

Initiative zur Errichtung von zwei Gmundner Bürgern

Der Anstoß zur Errichtung des Mahnmals kam von Hubertus Trautenberg und dem Gmundner Historiker Holger Höllwerth. 2020 fasste der Gemeinderat den Beschluss zur Errichtung des Mahnmals. Nach einem Künstlerwettbewerb wurde im Vorjahr der Entwurf des Gmundner Architekten und HTL-Lehrers Kurt Ellmauer ausgewählt: ein Bronzeblechband mit den ausgeschnittenen Namen der 60 im Nationalsozialismus getöteten Gmundner direkt am Traunseeufer. Ein QR-Code führt die Betrachter zu einer Website der Stadt, wo die Biografien und Fotos der Opfer zu finden sind.


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