
BEZIRK. Wenn die Tage kürzer werden und der Nebel oftmals über den Wiesen und Wäldern schwebt, tauchen auch Wildtiere wieder öfters auf. Das Wichtigste dabei ist eine erhöhte Aufmerksamkeit der Autofahrer, sind sich Bezirksjägermeister Johann Enichlmair und Bezirkspolizeikommandant Gerhard Steiger einig.
Halbjährlich grüßt das Murmeltier: Wenn es morgens und abends erst später hell und früher dunkel wird, ist auf den Straßen erhöhte Vorsicht geboten, denn nun ist das Wild vermehrt aktiv. Bezirksjägermeister Johann Enichlmair erklärt, dass vor allem „am Straßenrand neben höher bewachsenen Wiesen und Feldern erhöhte Aufmerksamkeit“ geboten sei. Generell sollte freilich immer die Geschwindigkeit den Gegebenheiten angepasst werden. Auch Gerhard Steiger, Bezirkspolizeikommandant in Gmunden, betont, dass in der Übergangszeit immer mit Wild auf der Straße zu rechnen sei. Achtsamkeit und entsprechende Geschwindigkeit seien dabei „schon die halbe Miete“.
Achtung neben Wiesen und in Waldnähe
Aufpassen sollten Fahrer jedenfalls in Waldnähe und neben Wiesen und Feldern. Besonders in der Erntezeit müssen Autofahrer extrem aufpassen und achtsam sein, betont Enichlmair. „Alles andere ist zwar nett, aber hilft nicht wirklich“. Steht ein Wild auf der Straße, solle der Fahrer zunächst abblenden und dann stehenbleiben. Reagiert das Tier nicht, helfe auch Hupen, um sich bemerkbar zu machen. Enichlmair weist zudem darauf hin, dass auf ein Wild meist noch ein bis zwei weitere folgen. Auch so passieren oft Unfälle: der Autofahrer glaubt, das Wild ist weg und dann läuft ein Nachfolgendes ins Auto.
Besser Zusammenstoß als Auto verreißen
Sollte ein Zusammenstoß dennoch unvermeidbar sein, sei es laut Steiger wichtig, das „Auto nicht zu verreißen“ und eine Notbremsung zu machen. „Es ist besser, mit dem Wild zusammenzustoßen, als auszuweichen und in den Graben zu fahren. Denn meistens hilft es leider nichts und beides ist kaputt: das Wild und das Auto“, weiß Enichlmair. Ist ein Unfall passiert, sollte zuerst die Polizei verständigt werden. Dabei sei der genaue Standort wesentlich: „Es ist sehr frustrierend, wenn man zwei Stunden nach einem toten Tier sucht“, erklärt Enichlmair. Denn Angaben wie „zwischen Kirchham und Vorchdorf“ seien zu ungenau. „Fast alle Autos haben ein Navi, es kann aber auch durch das Handy kann ein genauer Standpunkt durchgegeben werden“. Die Polizei verständigt den zuständigen Jäger, nimmt den Unfall ordnungsgemäß auf und prüft, ob das Wild ver- oder entsorgt werden muss, erklärt Steiger Keinesfalls dürfe das Wild – aus welchem Grund auch immer – mitgenommen werden. „Sobald das Wild in meinem Kofferraum ist, ist es Wilddiebstahl“, sagt Enichlmair. Sehrwohl dürfe es aber auf den Straßenrand gelegt werden, um weitere Unfälle zu vermeiden.
300 gemeldete Wildunfälle bis zum jetzigen Zeitpunkt
„Bis jetzt gibt es 306 polizeilich gemeldete Wildunfälle im Jahr 2023“, sagt Georg Magiera, Verkehrsreferent des Bezirkspolizeikommandos Gmunden. Im Jahr 2022 waren es insgesamt 400 gemeldete Wildunfälle. Eine Schätzung zur Dunkelziffer traue er sich nicht zu machen. In den meisten Fällen werde ein Wildunfall ordnungsgemäß gemeldet, geht es meist ja auch um versicherungstechnische Bestätigungen. Zur Dunkelziffer tragen sicherlich Wildunfälle, die unter Alkoholeinfluss passierten, bei. „Diese Leute werden wir aber nie erreichen“, ist sich Bezirksjägermeister Enichlmair sicher.
Kein hundertprozentiger Verlass auf Wildwarngeräte
Um das Wild davon abzuhalten, bei einem herankommenden Fahrzeug auf die Straße zu laufen, gibt es sogenannte Wildwarngeräte. Diese werden auf Leitpflöcken an der straßenabgewandten Seite angebracht und senden ein optisch-akustisches Signal, sobald Licht eines Fahrzeug-Scheinwerfers darauf geworfen wird. Enichlmair zeigt sich aber nicht ganz überzeugt von den Geräten: „Auf einigen Strecken ist die Wirkung sehr gut, auf manchen nicht. Und wir wissen aber nicht, warum das so ist“. Auf keinen Fall dürfen sich Autofahrer also auf Wildwarngeräte verlassen. Unterm Strich hilft nur Eines: Aufmerksam sein und immer ein Auge am Straßenrand haben.