Rauchfangkehrer bringen Glück: „Manche Leute wollen uns angreifen“
EBENSEE. Der Geschichte nach sollen Rauchfangkehrer bekanntlich Glück bringen. Passend zum Jahreswechsel erzählt der Ebenseer Rauchfangkehrer und Glücksbringer Wolfgang Brejcha von seinem wichtigen Beruf.
Gerade in der letzten Etappe des Jahres, kurz vor Silvester, sind überall Rauchfangkehrer als Glückbringer zu finden. Die Geschichte geht bis ins Mittelalter zurück: Damals galt es als Glück und Segen, sobald die Rauchfangkehrer von Haus zu Haus zogen. Sie reinigten und kontrollierten den Kamin und bewahrten die Häuser, die damals oftmals nicht sehr robust waren, vor einem Brand.
Überprüfen von Rauchfängen am Wichtigsten
Der Arbeitstag eines Rauchfangkehrers beginnt morgens bereits um sechs Uhr, erzählt Wolfgang Brejcha, Inhaber eines Rauchfangkehrerbetriebes in Ebensee. „Wir besprechen, was anfällt und fahren anschließend ins Kerngebiet“, so der Rauchfangkehrermeister. Das Kerngebiet umfasst die Marktgemeinde Ebensee. Zu den Aufgaben des Rauchfangkehrers gehört die Kernüberprüfung von Rauchfängen und die dazugehörigen Feuerstätten und eine Ofenreinigung. „In der Heizungsperiode ist vor allem das Überprüfen von Rauchfängen wichtig“, betont Brejcha.
Stellt man sich einen Rauchfangkehrer vor, so hat man meist das Bild eines Mannes mit Kehrwerkzeug vor Augen, der in einen Rauchfang steigt. „Als ich vor 40 Jahren zu lernen begann, da hatten wir sogar noch Rauchfänge, in die wir steigen mussten“, erzählt der Ebenseer, „aber auch da hatten wir schon eine Bürste zum durchkehren“. Auch heute gäbe es noch einige wenige alte Bauernhäuser im Kerngebiet, bei denen die Rauchfangkehrer in den Rauchfang zum Kehren müssen. Im Normalfall gibt es im Dachboden oder am Dach eine Kehrtür, durch die der Kamin gekehrt und gereinigt wird. Wichtig sei laut Brejcha vor allem die Erstabnahme eines Rauchfangs, bei der eine Dichtheitsprüfung gemacht werde. Diese ist laut dem Oberösterreichischen Luftreinhalte- und Energietechnikgesetz verpflichtend, bevor eine Feuerstätte in Betrieb genommen wird. Die Überprüfung besteht dabei aus der Beurteilung der Brandsicherheit, der Betriebssicherheit und der Dichtheit.
Familienbetrieb seit über 100 Jahren
Brejcha, der den 100-jährigen Familienbetrieb in vierter Generation bereits seit 25 Jahren führt, durfte sich kürzlich über eine Auszeichnung der Wirtschaftskammer OÖ zu seinem Firmenjubiläum freuen. Mit seinen Mitarbeitern, bei denen er sich auf diesem Wege herzlich für ihre Arbeit bedanken möchte, habe er schon viel erlebt, erzählt der Unternehmer. „Wir wurden schon öfter alarmiert, weil Geräusche aus dem Rauchfang zu hören waren. Da konnten wir schon einige Vögel – meistens Eulen – retten“.
Glücksbringer: Rauchfangkehrer angreifen
Wird die Feuerwehr zu einem Kamin-, Wohnungs-, oder Hausbrand alarmiert, werden die Rauchfangkehrer zusätzlich verständigt, denn „wir kennen die Häuser und auch die Zufahrten“. Vor allem die Gegebenheiten der Zufahrten zu Häusern spielen eine große Rolle bei Bränden, etwa, wenn eine Straße nur für eine gewisse Größe von Fahrzeugen geeignet ist. Früher seien die Rauchfangkehrer standardmäßig bei Bauverhandlungen als Sachverständige dabei gewesen, so konnten sie anhand der Pläne bereits beurteilen, wie viele Rauchfänge etwa ein Haus braucht. „Wegen der Gesetzgebung zu vereinfachten Bauverfahren ist das heute leider nicht mehr so“, erzählt Brejcha. Wohnung- oder Hausbesitzer seien daher selbst verantwortlich, die Rauchfangkehrer zur Erstabnahme der Feuerstätten und Rauchfänge zu kontaktieren.
Dass Rauchfangkehrer Glück bringen, sei auch heute noch zum Teil bei den Leuten spürbar: „Manche suchen einen Knopf wenn sie uns sehen oder fragen, ob sie uns angreifen dürfen“, schmunzelt Brejcha. Volkstümliche Erzählungen besagen nämlich, es bringe Glück im neuen Jahr, wenn man an einem Knopf dreht oder einen Rauchfangkehrer berührt.
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