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Dinosaurier und geologische Zeitstufen: Grabungen im Salzkammergut bringen neue Erkenntnisse

Katharina Wimmer, 11.05.2024 11:32

ST. WOLFGANG/HALLSTATT. Dass das Salzkammergut in der Geschichte seine Relevanz hat, ist kein Geheimnis. Neueste Erkenntnisse zeigen nun, dass es womöglich Dinosaurier in der Region gab und sogar eine weltweit einzigartige Zeitstufe hier ihren Entstehungspunkt hat.

  1 / 4   Paläorekonstruktion eines frühen Vertreters der Dromaeosauridae, die möglicherweise im Salzkammergut gelebt haben. (Foto: Julius T. Csotonyi)

„Wir freuen uns sehr über das spektakuläre Ergebnis der Grabung und die Übergabe der Fundstücke an das Oberösterreichische Landesmuseum. Es ist ein deutlich sichtbares Zeichen für die Bedeutung unserer paläontologischen Sammlung und für die Frühgeschichte Oberösterreichs“, so Alfred Weidinger, wissenschaftlicher Geschäftsführer der OÖ Landes-Kultur GmbH. Kürzlich wurden spektakuläre Funde einer Grabung aus dem Jahr 2020 im Gemeindegebiet von St. Wolfgang an das Oberösterreichische Landesmuseum übergeben.

Dinosaurier- und Krokodilzähne gefunden

Damals entdeckten Paläontologen des Oberösterreichischen Landesmuseums, der Eötvös-Universität Budapest, des Instituts für Geologie der Universität Wien und Privatforscher einen besonders fundreichen Aufschluss: Der - mittlerweile publizierte - Fund enthält etwa Fossilien von Mikrowirbeltieren, darunter Dinosaurierzähne, Pflanzenfossilien und hunderte Krokodilzähne. Besonders spannend ist dabei der erste Nachweis von Dinosauriern in Oberösterreich. Die Zähne sollen von nicht näher bestimmten Tetanurae oder Maniraptora stammen, die in der späten Kreidezeit - also vor 85 bis 90 Millionen Jahren - das Salzkammergut bevölkerten.

Forscher an der Eötvös Universität in Budapest präparierten die Fossilien und haben diese nun der Paläontologischen Sammlung des OÖ. Landesmuseums übergeben. Ein Teil der Funde soll noch in diesem Jahr vorgestellt werden.

Der Steinbergkogel als Referenzpunkt für geologische Zeitstufe

An einem anderen Punkt im Salzkammergut wird ebenfalls gegraben: Am Steinbergkogel in Hallstatt könnte möglicherweise ein Referenzpunkt für eine geologische Zeitstufe sein - der Obertrias (Anm. 235 bis 201 Millionen Jahre). Bereits seit mehr als 40 Jahren forscht Universitätsprofessor Leopold Krystyn von der Universität Wien im Inneren Salzkammergut: „Im Zuge zahlreicher Forschungsreisen habe ich über 10.000 km der ehemaligen Tethys-Ozeanränder über Indonesien, die Arabische Halbinsel sowie den Himalaya auf der Suche nach einer Grenze für die Obertrias bereist. Es hat sich aber gezeigt, dass an vielen Punkten ein Teil der notwendigen Fossilinformationen fehlt. Ich habe es dann aber noch einmal in den Alpen versucht. So haben wir den Steinbergkogel mit dem Hammer „durchgeklopft. Dabei haben wir, und das war der Zufall, diesen alten Steinbruch, (wieder-)entdeckt.“

Die Jagd nach dem „Golden Spike“

Damit aber noch nicht genug: In einer wissenschaftlichen Kooperation von Paläontologen der Universität Wien, der Lund University in Schweden und der Oberösterreichischen Landes-Kultur-GmbH wird versucht, den „Golden Spike“ der International Commission on Stregraphy (Anm. ältestes wissenschaftliches Gremium für Geologie) zu erhalten. Julia Wöger, eine der drei Paläontologen der OÖ Landes-Kultur GmbH, erklärt: „Ein Goldener Nagel, bzw. der Einschlagpunkt markiert für Geowissenschafter:innen weltweit einen Referenzpunkt, an dem eine geologische Zeitstufe markiert wird. Der Punkt, bzw. das Referenzprofil (GSSP) bildet sozusagen die Definition eines bestimmten geologischen Zeitabschnittes, und wird weltweit nur einmal vergeben. Ein solcher GSSP hier bei uns im oberösterreichischen Salzkammergut wäre spektakulär“.

In den nächsten Wochen sollen die Profile freigelegt, ein Teilstück abgetragen und wissenschaftlich ausgewertet werden. Im Zuge der Grabung sei mit einer beachtlichen Anzahl von Fossilien aus der ältesten Periode des Erdmittelalters zu rechnen, so Maria Falkinger-Hörtner von der OÖ Landes-Kultur GmbH. Zudem würden Interessierte noch in diesem Jahr Gelegenheit erhalten, die gefundenen Fossilien in einer Sonderpräsentation im Schlossmuseum Linz zu sehen.


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