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„Im Moment gibt es kein Gegenmittel gegen die negative Klimaentwicklung“

Mag. Lisa-Maria Laserer, 11.06.2024 18:00

BEZIRK. Seit 1983 analysiert der Meteorologe Christian Brandstätter das Wetter, vor allem in den Bezirken Vöcklabruck und Gmunden. Der Frühling 2024 war der wärmste Frühling der Messgeschichte im Bezirk. Im Gespräch mit Tips erklärt Brandstätter den Unterschied zwischen Wetter und Klima, die breitgefächerten Zusammenhänge der Klimaerwärmung, deren Folgen und wagt einen Blick in die Zukunft.

Meteorologe Christian Brandstätter (Foto: meteo-data)
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Der März 2024 war der wärmste März im Bezirk Gmunden seit 257 Jahren (Tips berichtete). Auch im April war es ungewöhnlich heiß. Im April gab es einen Rekord mit sieben Sommertagen mit tropischen 28 Grad am 14. April, was so manche Badelustigen sehr viel früher als sonst an die Seen des Salzkammerguts trieb. „Viele Menschen merken diese Erwärmung einfach nicht und behaupten dann, sie fände nicht statt“, erklärt Brandstätter ein Phänomen. „Wenn man objektiv am Tag aus dem Fenster sieht und es regnet und es ist nass und kalt, dann glaubt man, es gäbe keine Erwärmung. Aber wenn es in der Nacht immer um ein bis zwei Grad wärmer ist, als es eigentlich sein dürfte, das merken die Leute nicht.“

Messgrundlagen erklärt

Gemessen werden die Temperaturen, aus denen dann Mittelwerte berechnet werden, 24 Stunden lang. Dazu zählt auch die Nacht. Überhaupt sind meteorologische Messwerte genau bestimmt, um sie vergleichbar zu machen. Der Frühling zum Beispiel spannt sich von 1. März bis 31. Mai. Wenn Meteorologen von der Messgeschichte sprechen, dann sprechen sie immer von einem Zeitraum von 30 Jahren. Auch die Begriffe „Wetter“ und „Klima“ sind genau definiert. Unter Wetter versteht man einen spürbaren, kurzfristigen Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort der Erdoberfläche. Das heißt, man schaut aus dem Fenster und es regnet zum Beispiel. Das Klima hingegen ist der mit meteorologischen Methoden ermittelte Durchschnitt der dynamischen Prozesse in der Erdatmosphäre, also eine durchschnittliche Zusammenfassung der Wettererscheinungen an einem Ort. „Das wird oft durcheinander gebracht“, weiß Brandstätter.

„Aber am Dachstein schneit es im Juni“

Dass im Moment die Temperaturen auf der Erde immer wärmer werden, ist nicht zu leugnen. Die Messwerte sprechen eindeutig dafür. „Dann heißt es immer, ja, aber im Juni hat es auf 2.000 Metern geschneit. So wie zum Beispiel jetzt am Dachstein. Das ist aber völlig normal“, bringt Brandstätter Argumente von Klimaskeptikern. „Aber es schneit bei minus drei Grad genauso, als wie wenn es minus fünf Grad hätte. Nur dass bei minus drei Grad eine Erwärmung von zwei Grad da ist“, so der Meteorologe weiter.

Bei der Sorge um die Klimaveränderung geht es vor allem um die hohe Geschwindigkeit, mit der die Erwärmung eintritt. Diese Schnelligkeit gab es vorher nicht. Und sie ist menschengemacht.

Klimastrategien helfen nicht wirklich viel

Unwetter und Wetterextreme häufen sich. Stürme, wie zum Beispiel im Salzkammergut in der Woche vor Weihnachten 2023, werden häufiger. Mit Überflutungen, wie letzte Woche in Bayern und Vorarlberg, werden die Menschen nun öfter konfrontiert werden. „Der CO2-Ausstoß ist nämlich nur einer von vielen Faktoren, die die Klimaerwärmung und somit Wetterkatastrophen begünstigen. Es gibt hier allerdings noch andere Dinge, über die nie gesprochen wird“, weiß Brandstätter. „Es wird mehr und mehr alles asphaltiert. Wenn es dann stark regnet, ja wo soll das Wasser dann hin? Dann kommt es zu Flutkatastrophen. Aber diese Dinge werden nie angesprochen, weil das nicht im Interesse der Politik und Wirtschaft ist.“ Auch Lösungen wie die E-Mobilität sind laut dem Meteorologen nicht zielführend, denn noch weiß keiner, wie genau die Elektrobatterien entsorgt werden sollen. Klimastrategien der Gemeinden sind wissenschaftlich gesehen nur „Pro-forma-Strategien“, damit „man sagen könne, man tue etwas. Aber helfen werden diese Strategien nicht, außer man kehrt wieder zu einer Lebensweise von vor ein paar Jahrzehnten zurück. Dies ist aber unrealistisch“.

Gerade aber im Bezirk Gmunden wird viel für das Klima getan. Die Gemeinde Altmünster ist im Moment dabei eine nachhaltige und effiziente Klimastrategie zu erarbeiten. Altmünster hat bereits im Bereich der Energieeffizienz Projekte wie PV-Anlagen, Bodenentsiegelungen und Energiegemeinschaften erfolgreich umgesetzt. „Wir möchten eine effiziente Klimastrategie erarbeiten“, so Bürgermeister Martin Pelzer. „Wir können natürlich nicht zu einer Lebensweise vor vor ein paar Jahrzehnten zurückkehren. Die Welt hat sich weiterentwickelt. Wir sehen aber positiv in die Zukunft und versuchen das Beste aus der jetzigen Situation zu machen. Denn man kann die negative Klimaentwicklung nicht einfach ignorieren. Wir müssen handeln und effiziente Schritte setzen. Das betrifft uns als Gemeinde, aber auch alle anderen Gemeinden und wenn man so will die ganze Welt.“

„Wir können nichts machen“

„Wir sind im Moment auf einem Zug, der in eine Richtung fährt, wo tropische Tage immer mehr werden. Wo es im Endausbau sogar schwierig werden wird, frisches Obst und Gemüse anzubauen. Aber machen können wir dagegen nicht wirklich etwas“, zeichnet Brandstätter ein düsteres Bild der Zukunft. Er hofft auf die Entwicklung neuer Technologien, um diese Entwicklung zu stoppen. Aber wann und ob diese überhaupt kommen werden, ist ungewiss.


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