Gemeinsam statt Einsam: Ein neues Wohnkonzept für St. Konrad
ST. KONRAD. Was tun, wenn zu wenig Wohnraum in einer Gemeinde verfügbar ist? Darüber hat der Nürnberger Student Lukas Hegendörfer ein Semester lang nachgedacht – das Ergebnis kann sich ansehen lassen.
Der Begriff Rurasmus ist vielen bereits bekannt: Ein Erasmus Auslandssemester im ruralen – also ländlichen – Raum. „Ich bin daheim in Nürnberg sehr verwurzelt und wollte eigentlich nie weg“, erzählt der 28-jährige Lukas Hegendörfer, der in Nürnberg Architektur studiert. Als er von dem Rurasmus-Programm erfuhr und bemerkte, dass St. Konrad „nur“ 330 Kilometer von Nürnberg entfernt liegt und er so auch jederzeit mal heimfahren könne, entschied er sich dazu, sich zu bewerben und bekam schließlich den Platz.
Zu wenig Wohnraum vorhanden
Die 1.200 Einwohner-Gemeinde St. Konrad im nördlichen Salzkammergut hat vor allem ein Problem: Es ist zu wenig (Miet-)Wohnraum vorhanden. „Obwohl die Einwohnerzahl im Fluss ist – also auch Zuzug besteht – ziehen vor allem viele junge Leute weg, weil es einfach keinen Wohnraum gibt“, erzählt Hegendörfer das Ergebnis seiner ersten Gespräche mit Einheimischen. Insgesamt gebe es 38 Vierkanthöfe in St. Konrad, weiß Hegendörfer. Mit einem Hof direkt im Ortskern hat er sich genauer beschäftigt. Er erzählt: „Ich bin von mehreren Ebenen an die Sache gegangen, habe mich mit dem Typus des Hofes, der Bausubstanz und den Bauplänen beschäftigt“, sagt Hegendörfer. Dabei habe ihm eine Hauschronik geholfen, die „vom damaligen Besitzer händisch geschrieben“ worden sei.
Verdichtetes Wohnen von mehreren Generationen
Letztlich hat Hegendörfer 15 Wohneinheiten in dem besagten Vierkanthof geplant. Wohnungen mit 35 bis 70 Quadratmetern Fläche, einen begrünten Innenhof, einer freigestellten Treppe für die oberen Geschosse und einen Aufzug, um es auch barrierefrei nutzen zu können. Hegendörfer selbst lebte während seiner Arbeit in St. Konrad in einer Wohnung, wo eine ältere Nachbarin stets für ihn mitgekocht habe. „Das hat mich so gefreut“, sagt der 28-Jährige. Mit seinem Konzept wolle er ein Umdenken beim Thema Wohnraum erreichen: „Früher war es ja oft so, dass die Älteren auf die Jüngeren und deren Kinder aufgepasst haben, dafür haben die Jungen für die Alten gekocht“, so Hegendörfer, heute spiele sich viel in Einfamilienhäusern ab. Deshalb habe er auch eher kleinere Wohnungen geplant – weg von Einfamilienhäusern und hin zu verdichtetem Wohnraum. So würden alle profitieren, ist sich Hegendörfer sicher. Zudem habe er in Gesprächen mit Einheimischen auch mitbekommen, dass ein Raum zur Nutzung für Vereine und etwaige Sportveranstaltungen fehle. Auch einen solchen habe er in seinem Konzept mitgedacht.
Einen Anstoß für die Zukunft gegeben
Während seines Auslandssemesters in Österreich habe er sich „hier ein Leben aufgebaut und nebenbei meine Master-Arbeit geschrieben“, lacht der Nürnberger. Generell sei er in St. Konrad sehr herzlich empfangen worden. Vor allem von seinem „Rurasmus-Buddy“ Bürgermeister Herbert Schönberger (VP) und Amtsleiter Klaus Schachhuber sei er sehr unterstützt worden. So konnte er etwa an verschiedenen Stammtischen teilnehmen, war am Fußballplatz und bei Festen und erlebte auch das Maibaumaufstellen in St. Konrad. „Jetzt weiß ich wie Österreich tickt“, lacht Hegendörfer und hofft, mit seinem Wohnkonzept für Vierkanthöfe der Gemeinde etwas für die Zukunft mitgeben zu können.
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