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„Die Montessori-Methode entfaltet das volle Potenzial der Kinder“

Mag. Lisa-Maria Laserer, 20.08.2024 20:00

LAAKIRCHEN/BEZIRK. In Laakirchen wird es ab September ein Montessori-Kinderhaus für Kinder von drei bis sechs Jahren geben. Im Herbst 2025 wird eine Montessori-Volksschule folgen. Das Angebot soll bis zur Matura ausgeweitet werden. Tips beleuchtet die Hintergründe dieses zusätzlichen Bildungsangebots im Bezirk.

Montessori Kinderhaus Laakirchen (Foto: Bildungsspielraum Traunviertel)
Montessori Kinderhaus Laakirchen (Foto: Bildungsspielraum Traunviertel)

Kaum ein anderes Thema im Bildungssystem polarisiert so sehr wie das Thema „Montessori“. Jedoch wie kaum bei einem anderen Thema gibt es bei Montessori sehr viel Falschinformation. Das Montessori-Angebot im Bezirk ist beschränkt: In Altmünster gibt es eine Mittelschule mit Montessori-Klassen, in Gmunden einen Kindergarten, der Montessori-Material verwendet, in Bad Ischl gab es Bestrebungen eine Montessori-Schule zu errichten, was schlussendlich scheiterte. Nun wird in Laakirchen ein Montessori-Kinderhaus eröffnet. Das Kinderhaus ist ein Kindergarten, in dem Montessori-Materialien zur Anwendung gebracht werden. Im Rahmen eines Bildungscampus Laakirchen wird das Montessori-Angebot bis hin zur Matura sukzessive ausgebaut werden. Das Angebot versteht sich als Bereicherung und keinesfalls als Konkurrenz zu herkömmlichen Schulen.

Was ist Montessori?

Die italienische Ärztin, Philosophin und Pädagogin Maria Montessori entwickelte Anfang des 20. Jahrhunderts ein angewandtes pädagogisches Bildungskonzept, das die Zeitspanne vom Kleinkind bis zum jungen Erwachsenen abdeckt. Es beruht auf dem Bild des Kindes als „Baumeister seines Selbst“ und verwendet die Form des offenen Unterrichts und der Freiarbeit in einer vorbereiteten Lernumgebung. Gertraud Dopf, Montessori-Pädagogin und Obfrau des Vereins Bildungsspielraum Traunviertel, auf dessen Initiative der Aufbau des Bildungscampus in Laakirchen fußt, erklärt: „Jedes Kind hat sogenannte sensible Phasen, in denen es sich von ganz allein für Fähigkeiten wie zählen, rechnen und schreiben interessiert. Im Kinderhaus, in dem nur 15 Kinder betreut werden, bieten wir den Kindern die Möglichkeit mit diversen Materialien diese Dinge von selbst zu entdecken und sich anzueignen. Kinder zeigen immer Interesse, sich weiterzuentwickeln. Sie wollen ja lernen.“ Denn schon Maria Montessori beobachtete, dass Kinder ganz natürlich aus ihrer eigenen Motivation lernen wollen. Vor allem deshalb, weil es in ihrer Natur liege, am (erwachsenen) Leben teilhaben zu wollen.

Selbstständigkeit und Authentizität

In der Volksschule wird dann das Konzept so weitergetragen, dass es ein sogenanntes „Pensenbuch“ gibt. Das Pensenbuch enthält Lernziele für die Kinder, die dem Lehrplan entsprechen. In der Montessori-Schule arbeiten dann Kinder selbstständig im Pensenbuch und erklären abschließend den Lehrkräften und den anderen Schülern, was sie gerade gelernt haben. „Wenn die Kinder es erzählen können, dann haben sie es auch verstanden“, so Dopf. „Wir sind auch sehr um Authentizität bemüht: Der Englischlehrer ist ein Native Speaker, der Musiklehrer ein Musiker. Diese Menschen leben die Dinge, die sie vermitteln wirklich und so wird die Begeisterung der Kinder entfacht.“

Was passiert aber, wenn die Kinder nicht das gewünschte Lernziel erreichen? „Die Kinder erarbeiten die Inhalte auch mit ihren Sinnen. Es gibt Kinder, die sind visuell veranlagt, andere wieder haptisch“, so die 43-jährige Ohlsdorferin Dopf weiter. „Zum Beispiel legen sich die Kinder zehn Kärtchen als Teil einer Rechenaufgabe auf. Auf den Kärtchen selbst steht die Aufgabe. Die Kinder lösen dann die Aufgabe und eignen sich so die rechnerischen Fähigkeiten an. Auf der Rückseite der Kärtchen steht dann die Lösung und so können sich die Kinder gleich selbst kontrollieren.“ Durch diese Art und Möglichkeit der Selbstkontrolle machen die Kinder so lange weiter, bis das Ergebnis stimmt und sie das gewünschte Lernziel erreicht haben. „Der Lehrplan ist nicht gnädig“, so Dopf, „wir halten die Kinder an, so lange durchzuhalten, bis dass sie das Ziel erreicht haben. Und sie halten auch durch. Das ist auch fürs Leben wichtig.“

Viele falsche Informationen

Dass das Montessori-Konzept keinesfalls „für Kinder die nichts lernen wollen“ ist, ist ein Vorurteil in der Bevölkerung, das auf falschen Informationen und den Unwillen beruht, sich über das Konzept genau zu informieren. „Genau das Gegenteil ist der Fall. Montessori fördert jedes Element des kindlichen Lernens, um so die besten individuellen Fähigkeiten herauszuholen. Ich halte jeden an, sich zu informieren und offen zu sein“, so Dopf abschließend.


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