GMUNDEN. Am heutigen Earth Day hat die Rodung des Waldes im Bereich des Toscanaparks begonnen. Der Auftrag dazu stammt von der Toscana Hotel Errichtungsgesellschaft. Ein Investor für das geplante Hotelprojekt liegt laut Angaben der Stadt weiterhin nicht vor.

Die Arbeiten erfolgen unmittelbar vor Ablauf des Rodungsbescheids Ende Mai. Am Abend des Karsamstags wurden Schilder aufgestellt, die eine Sperrzone ab Dienstag, dem 22. April, ausweisen. Dies ließ keinen zeitlichen Spielraum mehr für neuerliche Aktionen zum Erhalt des Waldes. Der Verein „waldstattparkplatz“ kritisiert das Vorgehen scharf. „Während wir am Earth Day 2025 über den Erhalt unserer Natur diskutieren sollten, werden in Gmunden Bäume und Natur unwiederbringlich zerstört und mit der Rodung eines Waldes begonnen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, so findet das Ganze auch noch mitten in der Brutzeit statt“, so Werner Binder, Obmann des Vereins.
Laut oberösterreichischem Natur- und Landschaftsschutzgesetz ist während der Brutzeit von eins April bis 30. September das Entfernen oder Zerstören von Brutstätten sowie das Verändern von Lebensräumen nicht jagdbarer Tiere grundsätzlich verboten, sofern kein besonderer Grund vorliegt. Ebenso untersagt die Artenschutzverordnung während dieses Zeitraums das Schlägern oder Kahlschneiden von Gehölzgruppen.
Der Verein setzt sich seit dem Jahr 2021 für den Erhalt des Waldes und des Toscanaparks als öffentliches Naherholungsgebiet ein. Eine entsprechende Petition wurde von über viertausendvierhundert Personen unterstützt.
Stimmen aus Politik und Projektverantwortung
Vizebürgermeisterin Uli Feichtinger äußerte sich mit deutlichen Worten: „Das Knacken der Bäume bei der Waldrodung in der Toscana sticht ins Herz, ist jedoch rechtlich durch einen gültigen Rodungsbescheid gedeckt. Umso wichtiger ist es, den Rest der Toscana unter Schutz zu stellen, damit dem Wildwuchs an Bodenverbrauch eine Grenze gesetzt wird. Einen entsprechenden Antrag haben sowohl der oberösterreichische Umweltanwalt als auch die Stadtgemeinde Gmunden im Jahr 2024 beim Land Oberösterreich eingebracht.“
Landesrat Stefan Kaineder fügte hinzu: „Schon wieder müssen Bäume in Oberösterreich Asphalt und Beton weichen. Diesmal an einem der schönsten Plätze unseres Bundeslandes, der Toscana-Halbinsel in Gmunden. Bei dieser Rodung im Gmundner Toscanapark fehlt es leider komplett an Transparenz - sowohl gegenüber der Stadtpolitik, als auch gegenüber der Bevölkerung. Dass hier kurz vor Ablauf des Bescheids mit der Rodung begonnen wird, gibt der Sache einen noch schaleren Beigeschmack. Und ganz generell muss man sagen, dass offenbar keine Alternativen zur Rodung ernsthaft geprüft wurden - etwa ein Holzparkdeck auf dem bestehenden Parkplatz.“
Auch die Projektverantwortlichen nahmen Stellung. Inge Krebs-Hinterwirth und Clemens Trauttenberg von der Toscana Hotel Errichtungsgesellschaft erklärten: „Im Rahmen der Umsetzung des Hotelprojektes Schlosshotel Orth wurde heute mit der Rodung der Flächen für die Schaffung der behördlich vorgeschriebenen PKW-Stellplätze begonnen. Sämtliche Maßnahmen erfolgen strikt nach den Vorgaben der rechtsgültigen Bescheide und unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen. Gemäß diesen Vorgaben wurden in den vergangenen Monaten die behördlich vorgeschriebenen Ersatzaufforstungen umgesetzt. Im Ergebnis wurden dabei fünfhundert Quadratmeter mehr an neuer Waldfläche geschaffen als für den Parkplatz aktuell gerodet werden muss. Wir freuen uns, dass das Hotelprojekt Schlosshotel Orth nunmehr umgesetzt wird und neben den aktuell durchgeführten forstlichen Maßnahmen auch zeitnah die Bauarbeiten beginnen werden.“
(Update) Auch Bürgermeister Stefan Krapf unterstreicht die Rechtskonformität der Rodung: „Das Grundstück ist schon seit Jahrzehnten als Verkehrsfläche gewidmet und die Errichtung eines Parkplatzes ist daher definitiv widmungs- und rechtskonform. Und das ist in einem Rechtsstaat zur Kenntnis zu nehmen. Ich stehe als Bürgermeister voll und ganz hinter diesem hochwertigen touristischen Projekt, das für enorm viele Arbeitsplätze sorgen und die heimische Wirtschaft ankurbeln wird.“
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24.04.2025 09:51
Rodungen
Ich finde es faszinierend, wie schnell Naturzerstörung durchgeht, sobald die Worte "Tourismus" oder " Investoren" fallen. Wenn ich in der Brutzeit Lärm mache kommen gleich irgendwelche Kapperln und schikanieren mich. Kommt aber ein Investor dann kriegen die ( ÖVP) Lokalpolitiker gleich weiche Knie und sämtliche Arbeiten werden sofort und bedingungslos begonnen, notfalls mit Verhaftung protestierender Naturschützer!
23.04.2025 16:35
Toscana Parkplatz
Es ist einfach unerträglich, wie unsensibel Menschen mit der Natur und ihren speziellen Eigenheiten umgehen. Es ist Brutzeit, die Vögle zwitschern und freuen sich an ihrer Brut, da tauchen Bagger und andere Geräte auf und vernichten alles in ihrer Umgebung. Ohne Rücksicht und Feingefühl. Was sind das für Menschen? Denken ist oft schwierig. Diese Menschen vergessen eines, die Natur kann ohne uns, aber umgekehrt nicht. Das wird uns alles mal auf den Schädel fallen... Hoffentlich.