
EBENSEE/WIEN. „Von Bischofsstab bis Besenstiel“ ist der Titel eines druckfrischen Buches der Theologin, Journalistin und Pädagogin Bernadette Spitzer über Heilige und Selige.
Der Titel ist einem Zitat des heiligen Papstes Johannes XXIII entnommen, der gesagt hat: „Man kann mit einem Hirtenstab in der Hand heilig werden, genauso aber auch mit einem Besen.“ Der Untertitel des im Wiener Domverlag erschienenen Buches „Mit 365 Heiligen durchs Jahr“ beschreibt den Inhalt perfekt. Für jeden Tag des Jahres gibt es eine kurze Biografie des Tagesheiligen.
Die Autorin und gebürtige Ebenseerin Bernadette Spitzer hat aus den rund 6.500 namentlich bekannten Heiligen und Seligen der katholischen Kirche jene ausgewählt, die ein besonders spannendes Leben gehabt oder etwas Besonderes geleistet haben. Es ist eine parallele Weltgeschichte, die nicht von Macht und Eroberung berichtet, sondern von Zuwendung und Hingabe.
Die Porträtierten stammen aus allen Kontinenten, manche sind allgemein bekannt, andere gänzlich unbekannt. Im Laufe der Jahrhunderte bekamen sie Patronate – Florian für die Feuerwehr – oder Attribute – Elisabeth mit dem Rosenkorb. Der zeitliche Bogen spannt sich von Märtyrern der Römerzeit über mittelalterliche Ordensgründer bis zu Persönlichkeiten, die erst vor wenigen Jahren in den vatikanischen Kanon der Heiligen und Seligen aufgenommen wurden.
Drei kurze Beispiele
Der zehnjährige Julius von Rom fiel im 3. Jahrhundert in Rom einer Christenverfolgung zum Opfer, seine Reliquien wurden Kaiserin Maria Theresia geschenkt und ruhen heute in der Michaelerkirche in Wien.
Der aus Mallorca stammende Franziskanerpater Juniperus Serra gründete um das Jahr 1770 Missionsstationen in Kalifornien und gab ihnen ihre Namen: San Diego, Monterey und San Francisco.
2012 wurde zuletzt eine Österreicherin seliggesprochen: Hildegard Burjan, als Jüdin geboren, erste christlich-soziale Abgeordnete 1919 und Gründerin der Ordensgemeinschaft Caritas Socialis. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, war ihre Forderung an die Politik.
Das Buch birgt auch einige Überraschungen: Haben Sie gewusst, dass die heilige Klara von Assisi Patronin des Fernsehens ist, dass der heilige Ildefons Namensgeber für den Nougatwürfel war, dass es auch einen heiligen Kevin gibt oder dass der Wiener Bezirk Brigittenau nach der heiligen Birgitta von Schweden benannt ist?
Im Buch erfährt man das und noch viel mehr. Das Vorwort hat Kardinal Christoph Schönborn geschrieben, abgerundet wird das Buch der Heiligenexpertin Bernadette Spitzer mit Erklärungen über Geschichte und Ablauf von Heilig- und Seligsprechungsprozessen. Eigentlich sind es 367 Biografien, denn auch der 29. Februar hat seinen Heiligen, und ebenso ist der „Jahresregentin 2020“, der heiligen Corona, eine Seite gewidmet.