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Streit um Brief der Stadtamts-Mitarbeiter in Ischl

Katharina Wimmer, 04.04.2023 18:00

BAD ISCHL. Kaum ist die Debatte um die Parkgebühren in Bad Ischl beendet, folgt sogleich der nächste Streich. Letzten Freitag wandten sich die Mitarbeiter der Stadt Bad Ischl in einem Brief an die Öffentlichkeit, um ihre Sicht der Dinge darzustellen. Im Tips-Gespräch äußerten sich nun SP-Bürgermeisterin Ines Schiller und Vizebürgermeister Hannes Mathes (ISCHL) dazu.

Ein offener Brief der Stadtamts-Mitarbeiter sorgt für Streit. (Foto: Wolfgang Spitzbart .)

Mit dem Zitat „Miteinander können wir vieles, nebeneinander können wir manches, gegeneinander zerstören wir vieles“ der Autorin Monika Kühn-Görg beendeten die Mitarbeiter des Bad Ischler Stadtamts ihren offenen Brief. Unter dem Titel „JA zu bürgerfreundlichem Arbeiten, NEIN zur Dauerschikane“, haben sie sich nun an die Öffentlichkeit gewandt. „Wir (…) haben das Versprechen abgelegt, zum Wohle der Stadt zu arbeiten“, beginnen die Verfasser und stellen klar, dass sie diejenigen seien, die „die Stadt am Laufen“ halten. Etwa wenn es um die Abwicklung von Infrastrukturarbeiten wie Straßen- oder Brückenneubauten ginge.

Stadtamts-Arbeit nicht mehr reibungslos möglich

Nun sei dies seit geraumer Zeit nicht mehr reibungslos möglich, schildern die Mitarbeiter. Aufgrund der „bedauerlichen, politischen Rahmenbedingungen“ werde die Arbeit erschwert. „Oftmalige Anfragen, aufwendige Arbeitsaufträge sowie (…) persönliche Anschuldigen (…) zehren an unseren Kräften“, so die Angestellten. Sie erklären weiter, dass es für das Funktionieren einer Verwaltung „unumgänglich“ sei, „dass die Politik auf Augenhöhe“ mit der Verwaltung zusammenarbeitet und dies in der letzten Zeit nicht passiert sei. Für Kritik seien die Mitarbeiter „selbstverständlich offen – vorausgesetzt, diese wird auf konstruktive und respektvolle Art und Weise übermittelt“.

Politik ohne Verwaltung funktioniert nicht

Auf Tips-Nachfrage reagiert Vizebürgermeister Hannes Mathes (ISCHL) besorgt über den Hilferuf der Bediensteten. Er selbst habe kein Büro im Stadtamt und bekomme das Tagesgeschäft „leider nicht mit“. Mathes habe von „stark fordernden“ Arbeitsaufträgen der Stadtführung gehört. Er sagt: „Eine SPÖ-Chefin ist eben noch kein Garant für mitarbeiterfreundliche Arbeitsbedingungen. Bürgermeisterin Ines Schiller (SP) meint dazu, dass es nicht darum ginge, „WER Chef:in ist“, sondern darum, wie weit sie ihre Mitarbeiter in den „politischen Schlagabtausch hineinziehen“ lasse. Ihre Position dazu lautet: „Politik ist die eine Sache, Verwaltung die andere“, wobei Politik ohne eine funktionierende Verwaltung nicht funktioniere. Darauf habe sie als Bürgermeisterin zu achten, „in der Opposition braucht man das (leider) nicht zu tun“.

Mathes beruft Krisensitzung ein

Die Mehrbelastung der Mitarbeiter sieht der Zukunft ISCHL-Chef in der „vielen zusätzlichen Arbeit für den Städtetag“, der Ende Mai in Bad Ischl stattfindet. Dabei tauschen sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur zu verschiedenen Themen aus, Präsident Alexander Van der Bellen wird etwa dazu erwartet. Mathes meint, dass die Stadtführung nicht die „ganze Arbeit auf die Mitarbeiter abwälzen“ könne und „Frau Schiller auch mal selbst anpacken“ müsse. Er stelle sich „jedenfalls schützend vor die Mitarbeiter“ und „werde umgehend eine Krisensitzung einberufen, zu der er sämtliche Gemeindevertreter sowie die Mitarbeiter einladen möchte.

Anständiges Verhalten notwendig

Schiller kontert darauf: „Diese Krisensitzung kommt um mindestens ein Jahr zu spät“. Sie fordert ob der „ständigen Anfeindungen mir gegenüber“ und „unhaltbaren Äußerungen gegenüber meiner Mitarbeiter:innen“ ein „dem Anstand gebührendes Verhalten der Liste und vor allem des Herrn Vizebürgermeisters“. Die Arbeit für den Städtetag sieht Schiller als „ehrenvolle Arbeit“ und das sei für alle ein Antrieb. Die Wortmeldung Mathes‘ würde „kurz und knapp etwas schlechtmachen, getrieben von kurzatmigen Populismus“.

Stadt soll lebens- und liebenswert bleiben

Im offenen Brief der Stadtamtsmitarbeiter stellen die Bediensteten außerdem klar, dass sie einen „respektlosen Umgang mit Gemeindebediensteten“, „falsche und persönliche Anschuldigungen“ und „Behinderung unserer Arbeit für die Menschen in Bad Ischl“ ablehnen. „Wir sorgen dafür, dass Bad Ischl lebens- und liebenswert bleibt.“


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Dr. Harald W. K.
Dr. Harald W. K.
12.04.2023 16:14

Maulkorb für kritische Gemeinderäte?

Bei allem Verständnis für das offensichtlich neue Arbeitsfeld darf doch darauf hingewiesen werden, dass das Interpellationsrecht eine wesentliche Voraussetzung für die Ausübung des Rechtes und der Pflicht eines politischen Vertretungskörpers (Parlament, Landtag, Gemeinderat) ist, die Geschäftsführung der „Exekutive“ (Bundesregierung, Landesregierung, Gemeindevorstand) zu überprüfen und ihre Mitglieder über alle Gegenstände der Vollziehung zu befragen. Solche „Anfragen an den Bürgermeister“ sind auch klar in § 63a der oö. Gemeindeordnung festgeschrieben. Wenn Stadtamts-Bedienstete daher dem Bürgermeister für Anfragebeantwortungen zuarbeiten müssen, ist das keine Tätigkeit als „persönlicher Sekretär“ des anfragenden Gemeinderates, sondern bestenfalls des Bürgermeisters, wenn dieser sich die Antwort aufsetzen lässt. Es ist jedenfalls auch nicht das Privatvergnügen und Teil der aktiven Freizeitgestaltung pflichtbewusster Gemeinderäte, wenn sie auf Merkwürdigkeiten hinweisen wie nicht der Gemeindeordnung entsprechende Abstimmungsvorgänge, eine in Aussicht gestellte Millionenspende eines privaten „Göd“ zur Darstellung eines ausgeglichenen Haushaltsvoranschlages oder mit € 105.000.- doppelt so hohe Ausgaben als vom Gemeinderat genehmigt für 16 Monate Jugendspielzeug "E-Scooter". Ungewohnt, neu und oftmalig mögen diese Anfragebeantwortungen sehr wohl erscheinen. Denn in der „guten alten Zeit“ der jahrzehntelangen sozialistischen Rathausallmacht dürften die Gemeinderats-Beschlüsse dermaßen gut „vorab gegenseitig abgesprochen“ (pardon, natürlich „inhaltlich abschließend vorbereitet“) gewesen sein, dass es keinen Diskussionsbedarf mehr gegeben hat. Nur so ist zu erklären, dass damals Gemeinderatssitzungen selbst mit 30 oder mehr Tagesordnungspunkten selten länger als ein oder zwei Stunden dauerten. Die Beschlussfassung über die Verwertung (manche sehen es als „Verramschung“) eines Gemeindevermögens im Werte von mehreren Millionen € in gefühlt kaum mehr als einer Minute sei ein weiteres Beispiel dafür. Die öffentlich geäußerte Rüge betreffend „sehr persönlichen Vorwürfen“, ohne dafür ein Substrat zu benennen, erscheint besonders fragwürdig. Jedenfalls konnte ich in den vergangenen acht Jahren bei keiner Sitzung - auf welcher Ebene auch immer – ein solches Verhalten beobachten und noch viel weniger einen „respektlosen Umgang“. Es gab manchmal auch (harte) Kritik, aber stets gerichtet an die zuständigen (politisch) Verantwortlichen oder den politischen Mitbewerber, nie an die Mitarbeiter des Stadtamtes. Wenn persönliche Animositäten tatsächlich vorliegen, sollten diese im bilateralen Gespräch allenfalls unter Einbeziehung von Mediatoren bereinigt werden. Die nicht der rot-grünen Rathauskoalition zuzurechnenden Gemeinderäte generell unter Pauschalverdacht des „respektlosen Umganges mit Gemeindemitarbeitern“ zu stellen, ist jedenfalls unangebracht. Sollten die Kosten für das Inserat aus Mitteln des Gemeindebudgets bestritten werden, dann erhebt sich die Frage, ob hier Steuergeld „wirtschaftlich, sparsam und zweckmäßig“ zum Einsatz kommt. Angesichts anderer Möglichkeiten, z.B. einer Pressekonferenz der Personalvertretung, deren Aufgabe es wäre, einen solchen „Aufschrei“ zu artikulieren. Und nicht die der Behörde. Unvoreingenommene Beobachter könnten allerdings den Eindruck gewinnen, dass angesichts wiederkehrender substanzieller Erkenntnisse seitens der „Nicht-Koalitionäre“ über verschiedene Vorgänge in Gegenwart und Vergangenheit (etwa s.o.) die Nervosität steigt, und kritische, somit missliebig gewordene, Gemeinderäte ex officio eingebremst werden sollen.