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"Da geht es eigentlich nur mehr um parteipolitische Befindlichkeiten"

Michael Hairer, 26.07.2019 12:30

GRESTEN-LAND. Der langjährige Bürgermeister der Gemeinde Gresten-Land, Leopold Latschbacher (ÖVP, 62 Jahre), gibt im großen Tips-Interview Einblicke in das Gemeindeleben, seine politische Zukunft sowie, was er von der Idee einer Zusammenlegung mit Gresten Markt hält.

Leopold Latschbacher (ÖVP), Bürgermeister von Gresten-Land (Foto: Gemeinde Gresten-Land)
Leopold Latschbacher (ÖVP), Bürgermeister von Gresten-Land (Foto: Gemeinde Gresten-Land)

Tips: Herr Latschbacher, was ist das Besondere an der Gemeinde Gresten-Land?

Leopold Latschbacher: Das Besondere ist, dass wir eine reine Streusiedlungsgemeinde ohne eigenen Ortskern sind. Das heißt, wir arbeiten mit der Marktgemeinde Gresten intensiv zusammen, da sich viele Bereiche in unseren beiden Gemeindegebieten überschneiden. Einige Beispiele dafür sind das gesamte Schulwesen und dessen Instandhaltung, aber auch die gemeinsamen Kanal- und Wasserleitungen sowie die Straßen- und Güterwegebauten.

Tips: Gibt es Unterschiede zwischen den Bewohnern aus Gresten-Land und Gresten Markt?

L. L.: Unsere Einwohner sind vor allem landwirtschaftlich geprägt. Aber es finden sich nicht nur Bauernhöfe, sondern auch einzelne Siedlungsgebiete im Gemeindegebiet. Grundsätzlich muss man sagen, dass die Mentalität unserer Gemeindebürger aufgrund der weitläufigen Streuung und der unterschiedlichen Höhenlage doch eine andere, vielleicht mehr naturverbundene ist als die der Bewohner im Ort.

Tips: Welche Projekte beschäftigen Ihre Gemeinde derzeit?

L. L.: Da gibt es einige. Allen voran die Verlagerung des Fußballplatzes des SC Welser Raika Gresten-Reinsberg, der sich noch im Gemeindegebiet von Gresten Markt befindet. Um ein neues Logistikzentrum bauen zu können, muss der Fußballplatz der Firma Welser weichen. Da in der Marktgemeinde Gresten selbst aber keine ausreichend freien Flächen mehr zur Verfügung stehen, wird sich der neue Fußballplatz in unser Gemeindegebiet – in Richtung Gemeinde Randegg – verlagern. Derzeit werden die nötigen Grundstücke dafür angekauft. Der Baubeginn des komplett neuen Platzes samt Tribüne steht aber noch nicht fest. Außerdem beschäftigen uns noch der Straßenneubau der Siedlungsstraße in die Steinbachsiedlung – samt Erneuerung der Wasserleitungen und Ausbau des Glasfaserkabels – sowie die Errichtung des Güterwegs in Richtung Goganz, was wiederum ein Gemeinschaftsprojekt mit der Marktgemeinde Gresten ist. Ebenfalls ein Gemeinschaftsprojekt ist das geplante Arzthaus. Dabei soll eine bestehende, seit drei Jahren leerstehende Ordination adaptiert und in zwei Ordinationen aufgeteilt werden.

Tips: Wie funktioniert die gemeinsame Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Gresten-Land und ihren Nachbargemeinden?

L. L.: Eigentlich sehr gut. Wir kooperieren mit sämtlichen Gemeinden und haben zu allen ein gutes Verhältnis.

Tips: Nächstes Jahr sind Gemeinderatswahlen. Werden Sie für das Amt des Bürgermeisters erneut kandidieren?

L. L.: Nein, ich werde nicht mehr kandidieren. Ich habe dieses Amt 15 Jahre lang gerne gemacht und mich dabei stets bemüht, mein Bestes zu geben. Ich werde im Oktober 63 Jahre alt und freue mich schon auf meinen zukünftigen Lebensabschnitt.

Tips: Was hat Sie in den letzten 15 Jahren als Bürgermeister besonders geprägt?

L. L.: Das waren viele Dinge. Allen voran die gute Zusammenarbeit mit den Menschen.

Tips: Haben Sie Ihre Ziele als Bürgermeister erreichen können?

L. L.: Ich glaube, dass ich sehr positiv auf meine Zeit als Bürgermeister zurückblicken darf. Es hat sich über die Jahre sehr viel bei uns in der Gemeinde getan, sei es die Erneuerung des Gemeindeamtes oder des Maschinenparks, die Aufstockung des Bauhofes oder auch die wirtschaftliche Arbeit, aufgrund der wir als Gemeinde über gute finanzielle Rücklagen verfügen. Außerdem war noch der Neubau des FF-Hauses mit Ankauf eines Tanklöschfahrzeuges und Geräten plus der Um- und Neubau des Kindergartens sehr prägend. Ich kann somit mein Amt mit gutem Gewissen übergeben.

Tips: Gibt es bereits einen Nachfolger?

L. L.: Der jetzige Vizebürgermeister von Gresten-Land, Erich Buxhofer, wird als Spitzenkandidat in die nächste Wahl gehen.

Tips: Wer waren Ihre politischen Vorbilder?

L. L.: Leopold Figl hat mich mit seinem Zitat „Ich kann euch nichts geben. Ich kann euch nur bitten, glaubt an dieses Österreich!“ sehr geprägt. Aber auch meine Ausbildung an der Landwirtschaftlichen Fachschule in Hohenlehen, wo unter anderem politische Bildung gelehrt wurde, hat mich stark beeinflusst.

Tips: Was machen Sie abseits des Bürgermeisteramtes?

L. L.: Ich war Landwirt, habe den Hof aber bereits an meinen Sohn übergeben. Wir führen eine Milchviehhaltung. In der Freizeit gehe ich gerne in der Natur spazieren und wandern. Meine Hobbys Skifahren und Schwimmen kommen aber leider noch zu kurz. Ich hoffe, das wird sich dann mit nächstem Jahr ändern.

Tips: Vor 51 Jahren ist die Gemeinde Gresten-Land durch die Zusammenlegung von Unter-, Ober- und Schadneramt entstanden. Gibt es Überlegungen, dass Gresten-Land und Gresten Markt auch eins werden?

L. L.: Das ist meiner Meinung nach schon längst überfällig, da die beiden Gemeinden quasi eine wirtschaftliche Einheit sind. Das gehört eigentlich sofort gemacht. Man könnte sich viel besser entwickeln und würde sich nicht aus parteipolitischem Interesse im Weg stehen.

Tips: Warum ist eine Zusammenlegung bislang noch nicht passiert?

L. L.: Von uns aus wäre es jederzeit möglich. Aber die verantwortlichen Mandatare der Marktgemeinde Gresten bilden eine politisch andere Mehrheit und sind deshalb gegen eine Zusammenlegung der beiden Gemeinden. Da geht es eigentlich nur mehr um parteipolitische Befindlichkeiten und nicht um das Gemeinwohl.

Tips: Wo sehen Sie Gresten-Land heute in zehn Jahren?

L. L.: Das ist schwierig zu beantworten. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft macht mir Sorgen. Es ist zu beobachten, dass viele Höfe zugesperrt oder verpachtet werden. Das Bild des Bauern wird in der Gesellschaft zu wenig wertgeschätzt.

WORD-RAP mit Bürgermeister Leopold Latschbacher 

Mein erstes Auto war … ein blauer VW Käfer 1200, Baujahr 1961. Das zweite Auto war ein VW K70.

Urlaub mache ich … am liebsten zu Hause. Ich habe mir erst einmal im Leben einen Urlaub geleistet, eine Woche in Dubai mit einer Reisegruppe.

Zuletzt gelesen habe ich … den Bauernbündler.

Mein Hobbys sind … das Wandern und das Reparieren von Maschinen.

Am besten schmeckt mir … fast alles. Ich bin ein Genießer.

Meine Lieblingsmusik in der Jugend war … Abba, Rolling Stones, Beatles und Beethoven.

Gresten-Land in drei Worten beschrieben ... Lebenswert. Wandernswert. Landwirtschaftlich.


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