„Zu diesem Zeitpunkt hat sich mein größter Kindheitstraum erfüllt“
GRIESKIRCHEN/WIEN. Karin Bonelli zählt zu den wichtigsten Nachwuchsflötistinnen Österreichs. So ist sie etwa als erste Bläserin in der langen und reichen Tradition dieses Ensembles seit September 2012 im Orchester der Wiener Staatsoper/Wiener Philharmoniker engagiert.
Tips: Was für ein Gefühl war es damals für Sie, als erste Bläserin angenommen worden zu sein?
Bonelli: Das Gefühl nach meinem Probespiel war unbeschreiblich. Zu diesem Zeitpunkt hat sich für mich mein größter Kindheitstraum erfüllt und es hat eine Zeit gedauert bis ich realisiert habe was da passiert ist. Ich wurde aber von meinen Kollegen sehr herzlich aufgenommen, habe mich nach dem ersten Stress des Probejahres sehr gut eingelebt und fühle mich heute sehr wohl.
Tips: Als Bläserinnen sind Sie mittlerweile zu zweit. Warum ist der Frauenanteil so gering?
Bonelli: Der Grund ist ganz einfach der, dass die Wiener Philharmoniker eines der letzten Orchester in Europa waren, die Frauen zu den Probespielen zugelassen haben. Wenn man sich aber die Ergebnisse der letzten Probespiele ansieht, wächst der Anteil an Frauen in unserem Orchester nun sehr schnell.
Tips: Wie schaut ein Tag in Ihrem Musikerleben aus?
Bonelli: Bei uns gibt es so etwas wie einen geregelten Tages- oder Wochenablauf quasi nicht, da wir ja sowohl die Staatsoper bespielen, als auch als Wiener Philharmoniker große Tourneen und Konzerte geben. Es kommt ganz darauf an, welche Konzerte, Tourneen oder Opernpremieren anstehen, wie viel geprobt wird. Manchmal kommt es auch vor, dass man an einem Tag eine Vormittagsprobe in der Oper, dann Abokonzert im Musikverein und am Abend noch eine vierstündige Oper spielt. Meinen Plan kenne ich meist nicht so lange im Voraus. Fix weiß ich allerdings, dass es im November wieder auf Opernreise nach Tokio gehen wird.
Tips: Welchen Traum möchten Sie sich als Musikerin noch erfüllen?
Bonelli: Träume gibt es natürlich, aber was die Zusammenarbeit mit Interpreten und Dirigenten angeht, bleiben hier kaum Wünsche offen, Gleiches gilt für Konzerthallen. In der Philharmonie in Berlin war ich noch nie dabei, darauf freue ich mich zum Beispiel noch.
Tips: Wie oft besuchen Sie Grieskirchen und Ihre Familie?
Bonelli: Leider viel zu selten muss ich zugeben. Der enge Dienst- und Reiseplan lässt dies leider nicht oft zu. Dafür ist die Freude dann umso größer, wenn sich die Möglichkeit dafür ergibt.
Tips: Was vermissen Sie an Grieskirchen besonders?
Bonelli: Hauptsächlich sind es natürlich die Menschen, wie Familie und Freunde, die mir in Wien oder auf Tournee oft fehlen, aber auch die Natur und ein viel entschleunigteres Lebensgefühl sind Dinge, auf die ich mich freuen kann, wenn ich wieder einmal hier bin.
Zu Gast beim Musiksommer
Karin Bonelli ist mit dem artos|ensemble|wien am Samstag, 27. August, um 19.30 Uhr im Atrium Bad Schallerbach zu hören.
Unter dem Titel „Wien – das Tor zum Osten“ spielen sie ausschließlich Werke von Komponisten, die im Laufe ihres Lebens in Wien ihre persönliche wie musikalische Heimat fanden beziehungsweise schon immer hatten. Dabei stellen sie abwechselnd Werke eines gebürtigen Österreichers denen von Wiener Osteuropäern gegenüber, um Zusammenhänge und Wechselwirkungen offenzulegen und Parallelen sowie Unterschiede aufzuzeigen.
Den Beginn dieser Wiener Entdeckungsreise bildet standesgemäß der „Vater“ der klassischen Sinfonie und des Streichquartetts: Joseph Haydn. Er ließ sich 1793 im Alter von 61 Jahren endgültig in Wien nieder, nachdem sein Engagement am Hofe der Esterházys in Eisenstadt ausgelaufen war. Weiters vertreten sind Werke von Johann Nepomuk Hummel, Franz Schubert, György Ligeti und Andreas Baksa.
Eintritt: 22 Euro. Karten: info@vitalwelt.at, www.musiksommerbadschallerbach.at
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