Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Die Stadt Grieskirchen und ihr Reichtum an Mythen und Sagen

Sabrina Lang, 08.06.2017 09:52

GRIESKIRCHEN. Die Stadt Grieskirchen mit ihrer Vielfalt an Betrieben und ihren kulturellen Schätzen hat vieles zu erzählen. Ein breiter Fundus an Mythen und Sagen rankt sich um den Ort, wo die Trattnachnixe den Riesen verzauberte oder ein Braumeister mit dem Teufel höchstpersönlich um die Wette trank.

Vor 150 Jahren soll auf der Dreifaltigkeitssäule, diese steht heute am Pühringer Platz in Grieskirchen, der Teufel Platz genommen haben – so eine Sage. Foto: LangS

Die Sehenswürdigkeiten Grieskirchens fügen sich harmonisch in das kulturelle Stadtbild ein und haben so manche Geschichte zu erzählen. So soll das steinerne Fundament der Pfarrkirche aus einem Riesen bestehen, der vor Tausenden Jahren von einer Trattnachnixe verzaubert wurde. Er hatte ihr Vertrauen missbraucht, woraufhin sie ihn versteinerte, er umfiel und somit den Grundstein der Kirche bildete. Auf diese Steine bauten die Menschen schließlich ihre Kirche und Wohnhäuser. Die Stadt Grieskirchen entstand. Noch heute wird die Nixe ab und zu in der Trattnach gesichtet.

Mit dem Bock durch die Wand

Eine Geschichte rankt sich auch um das Weißgerberhaus am Roßmarkt, von welchem ein geschnitzter Kopf eines Bockes auf die Stadt herabblickt. Diese Geschichte dreht sich um die Gerberfamilie, die einen Bock geschenkt bekam, diesen mit nach Hause nahm, wo das Tier schließlich wild um sich schlug, sich aus den Fängen der Gerber entriss und bis in den Dachboden sprang. Keiner hatte sich mehr in den Dachboden getraut den Bock zu töten, um an seine gute Haut zu kommen. Die alte Gerberin sagte: „Lasst ihn oben, vielleicht beruhigt er sich bis morgen.“ Ein mutiger Geselle getraut sich am nächsten Tag auf den Dachboden und sah den Bock stehen, der sich nicht mehr vom Fleck rührte. Trotz seiner riesigen Hörner hatte er es durch sein wildes und umtriebiges Verhalten geschafft, durch ein kleines Loch in der Dachbodenmauer zu kommen und konnte sich nicht mehr befreien. Das Tier verendete. Die Gerber konnten ihm dann in aller Ruhe die Haut abziehen. Und der Kopf? Der Kopf des Bockes blieb stecken, bis heute.

Der „schwebende“ Bogen

Wer am Stadtplatz spazieren geht, dem fällt er ins Auge, der Schwibbogen zwischen den Häusern drei und vier. Bis 1857 floss hier der Viehbach in Richtung Roßmarkt. Über die Erbauung des Schwibbogens gibt es zwei Sagen. So sollen die Besitzer der beiden Häuser regelmäßig Karten gespielt haben. Der Besitzer des linken Hauses verlor ständig und hatte bereits hohe Schulden. Bei einem letzten Turnier, bei dem der Gewinner ein Zimmer im anderen Haus bekommen sollte, verlor er wieder. So baute der Nachbar den Schwibbogen, um in sein erspieltes Zimmer zu kommen. Noch heute gehört ein Zimmer dem Besitzer des rechten Hauses. Die zweite Sage dreht sich um einen Baumeister, der mithilfe des Teufels den Bogen erbaute. Er bekam Angst und vertraute sich dem Pfarrer an. Als nach Vollendung des Schwibbogens der Teufel seinen Lohn einforderte, erschien der Geistliche und besprengte den Teufel mit Weihwasser. Durch ein Loch im Schwibbogen entfloh der Leibhaftige. Über dieser Öffnung wurde ein Fresko mit der Darstellung der Mutter Gottes angebracht.

Der Teufel und das Bockbier

Vor 150 Jahren soll es in Grieskirchen einen sehr erfolglosen Braumeister gegeben haben. Damals gab es noch sechs Brauhäuser in der Stadt. Ein Braumeister davon hatte ein wirklich schlechtes Bier gebraut, das keiner in der Stadt trinken wollte. Eines Tages, nachdem der Braumeister wieder bis tief in die Nacht an seinem grauenhaften Bier braute, ging er nach Hause. Er wohnte in Schlüßlberg in einem Haus beim Unternberg. Bis 1976 stand an diesem Ort noch die Pestsäule. Spät in der Nacht - die Welt von Nebel behangen - ging der erfolglose und deprimierte Braumeister an der Säule vorbei. Plötzlich glaubte er Stimmen zu hören. Und tatsächlich, saß doch wahrlich der Teufel höchstpersönlich auf der heiligen Säule und ließ die Beine baumeln. „Braumeister!“, rief der Teufel lachend. Erschrocken entgegnete dieser: „Bist du es wirklich?“ Die Nacht war pechschwarz, aber der Vollmond leuchtete zur Geisterstunde herab auf die beiden.

„Du musst mir deine Seele überlassen“

Der Teufel sagte: „Braumeister, ich weiß genau, was du brauchst, ich könnte dir helfen, wenn du nur willst.“ Der Teufel griff nach dem Braumeister und meinte: „Gib mir deine Hand und du wirst ein erfolgreiches Bier machen. Aber du musst mir deine Seele überlassen.“ Der Braumeister willigte ein, bereute es aber sofort wieder, denn ihm wurde klar, dass er in einem Jahr wieder kommen und dem Teufel seine Seele geben musste. Dennoch wusste er, dass er in diesem Jahr berühmt werden würde.Am nächsten Tag stürmte der Braumeister in die Brauerei, voller Tatendrang und Kraft. Plötzlich wusste er, welche Zutaten und welche Würze er verwenden musste, und als das Bier fertig war, wurde es verkostet. Alle waren hellauf begeistert. Der Gerstensaft war unglaublich köstlich und wurde zum Verkaufsschlager. Da wurde dem Braumeister klar, dass er dem Teufel noch seine Seele schuldete.

Eine Wette mit dem Teufel

Der Braumeister ging noch mal zur Säule, wo er den Teufel das letzte Mal sah. Er hoffte ihn wieder zu treffen und flehte, er möge doch erscheinen. Schon saß der Teufel wieder auf der Dreifaltigkeitssäule und meinte: „Was willst du denn? Ich habe dir doch geholfen?“ Der Braumeister meinte: „Ja, aber Teufel, könnten wir den Umstand, dass ich mit dir in die Hölle muss, nicht etwas abschwächen? Könnten wir nicht wetten?“ Der Teufel lachte und sagte: „Um was willst du denn wetten? Ich besiege dich in allem, was du dir vorstellen kannst, den Aufwand kannst du dir sparen.“ „Nein“, sagt der Braumeister überzeugt, „wir könnten doch um die Wette trinken?“ Wieder fängt der Teufel hellauf zu lachen an und sagt: „Darin schlage ich dich doch locker. Aber wenn du meinst, dann treffen wir uns nächste Woche. Du kommst mit deinem Bier und dann trinken wir um die Wette. Aber schummle ja nicht“, drohte ihm der Teufel.

Ganz blau im roten Gesicht

Der Braumeister konnte es nicht lassen, doch ein wenig zu schummeln. Er füllte zwei Fässer mit Bier und fuhr die Fässer nach Schlüßlberg. In ein Fass gab der Braumeister ein starkes Bier, in das andere ließ er Märzenbier aus dem vergangenen Jahr fließen, das bereits an Alkoholgehalt verloren hatte. „Das saufe ich“, dachte sich der Braumeister. Der Teufel merkte nicht, dass er ein anderes Bier zu trinken bekam, und wurde so richtig betrunken. Ganz blau wurde der rote Teufel im Gesicht und fiel von der Säule. Beim Herunterfallen brach er sich ein Horn ab. Der Braumeister gewann die Wette. Bald darauf haben die Grieskirchner das Wort Bockbier in die Welt hinausgeschickt und seitdem ist das Bockbier ein Starkbier, das so stark ist, dass es sogar den Teufel umhaut.

Der Nachtwächter

Einer, der die Geschichten der Stadt kennt und sie erzählen kann, ist Nachtwächter Hubert Krexhammer. Der geborene Grieskirchner versteht es, die Grieskirchner Stadtgeschichte lebendig und spannend zu vermitteln und die Zuhörer mit Märchen, Sagen, Lustigem, Schaurigem und viel Interessantem in seinen Bann zu ziehen.

Der Nachtwächter als Schutzmann

Krexhammer führt als Nachtwächter jenen Beruf fort, der die Menschen jahrhundertelang in Sicherheit fühlen ließ. Bis 1936 gab es mit Josef Schnölzenberger in der Stadt Grieskirchen einen Nachtwächter. Schnölzenberger starb am 16. Jänner 1959 im Alter von 92 Jahren. In den meisten größeren Städten und Märkten gab es Nachtwächter. Sie übten sozusagen zwei Berufe gleichzeitig aus. Einerseits den des Feuer-Schutzmannes und andererseits den des Polizisten. Die Feuersicherheit war bis in die Neuzeit sehr schwer einzuhalten. Viele Häuser waren teilweise aus Holz gebaut oder hatten Schindeldächer. Wirkungsvolle Lösch-Spritz-Pumpen gibt es erst seit zirka 100 Jahren. Also war ein aufmerksamer Nachtwächter, der mit seinem Horn bei den ersten Anzeichen eines beginnenden Brandes Feueralarm blies, ganz wichtig und sozusagen die „beste Versicherung“.

Für Ordnung und Sicherheit sorgen

Die zweite Tätigkeit war die der Ordnung und Sicherheit. Der Nachtwächter durfte fast wie ein Polizist einschreiten, abmahnen, zu Ordnung anhalten und kurzzeitig auch jemanden festnehmen. Als Personenschutz- und Verteidigungswaffen führte er entweder einen Schlagstock aus Holz oder Metall, einen kurzen Infanterie- oder Polizeisäbel oder eine Faschine (ein langes Haumesser oder Stichschwert) mit. Schusswaffen durfte er nicht führen. Die bekannte Hellebarde, die Kampf-, Wehrspieß und Arbeitsaxt, war gleichzeitig lange Zeit neben Horn und Laterne auch ein „Berufs-Symbol“. Sie stammt aus der Gotik, wo bei gewissen Infanterieeinheiten abkommandierte Wach-Unteroffiziere diese Waffe als Rangabzeichen trugen. Die Hellebarde wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts noch oft getragen. Eine Schließkette zum Fesseln – später Handschellen – kam neben dem wichtigen Signalhorn zum Einsatz.

Heute erzählen sie Geschichten

Nachtwächter in der heutigen Zeit sind nicht mehr für die Sicherheit der Bürger zuständig, sondern fungieren als Historiker und Geschichtenerzähler. Sie machen die Geschichte eines Ortes lebendig. Hubert Krexhammer führt jeden ersten Freitag im Monat (nach vorheriger Anmeldung) durch die sagenumwobene Stadt Grieskirchen. Unter „Kontakt“ kann man sich zu seinen Führungen anmelden.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden