Marie Beutlmayr: Eine Frau, die ihren Mann stand
NEUKIRCHEN/WALDKIRCHEN. Marie Beutlmayr war eine der bedeutendsten Frauenrechtlerinnen in der Geschichte. Bei einem Vortag wird ihr Leben und ihr mutiges Handeln beleuchtet.
Die Gemeinde und die Pfarre Neukirchen sind durchaus bekannt für die Herkunft bedeutender „Männer“, vor allem in der Politik. Landeshauptmann a. D. Josef Ratzenböck, Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Hiesl, Nationalratsabgeordneter Franz Ruhaltinger (auch Zentralbetriebsratsobmann der VOEST-Alpine), sowie Landtagsabgeordneter Rudolf Gruber. Die erste Politikerin, die heute weitgehend, auch in ihrer ehemaligen Heimat, fast völlig vergessen ist, war aber eine Frau.
Erste Politikerin aus Neukirchen
Marie Beutlmayr war aber nicht nur die erste „Neukirchnerin“ in der Politik, sondern gleichsam auch eine Pionierin in diesem Bereich. Mit 13 Jahren, nach dem Besuch der Volksschule, begann sie in Linz in der Franckfabrik zu arbeiten. Mit 20 Jahren verbrachte sie wenige Wochen als Hausgehilfin in einem bürgerlichen Haushalt in Wien. Dort begann 1890 ihre Politisierung: Sie wurde Zeugin der ersten Maifeiern der Sozialdemokratischen Bewegung. Die Demonstranten forderten den Achtstunden-Tag und das allgemeine Wahlrecht. Die Forderung nach dem Wahlrecht, besonders für Frauen, blieb ein zentrales Thema ihres politischen Kampfes bis nach dem Ende des 1. Weltkriegs. Kurz nach den Maidemonstrationen kehrte sie nach Linz zurück und begann sich für die Arbeiterinnenbewegung zu engagieren. Sie war Mitbegründerin und Vorsitzende des Arbeiterinnenbildungsvereins in Linz 1893. Sie entwickelten sich zu einer energischen Rednerin für die Forderungen der sozialdemokratischen Frauenorganisationen.
Ende der Frauenpolitik
Ein jähes Ende fand die sozialdemokratische Frauenpolitik mit der Auflösung der Demokratie durch den austrofaschistischen Ständestaat und dem Verbot der sozialdemokratischen Arbeiterpartei nach den Februarkämpfen 1934. Es war dies auch das Ende der politischen Mandate im Linzer Gemeinderat und im OÖ Landtag von Marie Beutlmayr. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie Ehrenvorsitzende der sozialistischen Frauenbewegung, sie starb 78-jährig am 6. Mai 1948 im allgemeinen Krankenhaus Linz.Beutlmayr war eine Pionierin der Sozialdemokratie in Oberösterreich und hat sich in ihrer politischen Arbeit für soziale Gerechtigkeit und Sicherheit, Bildung und die politische Mitsprache besonders von Frauen eingesetzt. Auch heute sind diese Themen nach wie vor aktuell.
Ärmliche Verhältnisse
Sie stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Als lediges Kind von Theresia Stadler wurde sie am 26. Februar 1870 in Oberngrub 6 (Pfarre Neukirchen am Walde, Gemeinde Waldkirchen am Wesen) geboren und am selben Tag in der Pfarrkirche Neukirchen auf den Namen Maria (sie nannte sich erst später Marie) getauft.
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