Von eingepferchten und kranken Tieren: Landwirte über Text in Schulbuch verärgert
BEZIRK GRIESKIRCHEN. Ein Lerntext, der aktuell in einigen Volksschulen des Bezirks durchgegangen wird, verärgert die Landwirte in Grieskirchen besonders. Unter dem Thema „Massentierhaltung“ werde die Landwirtschaft in ein völlig falsches Licht gerückt.
Um Fleisch, Eier und Milch zu bekommen, werden Tiere in engen Ställen eingepfercht, sehen kein Tageslicht, können sich nicht ihrer Art entsprechend bewegen, werden daraufhin verhaltensgestört und bekommen Beruhigungsmittel und andere Medikamente, die im Fleisch oder den Eiern der Tiere bleiben und schließlich von den Verbrauchern mitgegessen werden - so wird - zusammengefasst - in einem Lerntext der Volksschule das Thema Massentierhaltung beschrieben.
Landwirtschaft ins schlechte Licht gerückt
Landwirte schreien auf, denn diese Darstellung hätte nichts mit der Realität auf Bauernhöfen zu tun. Bauernbundobmann Martin Dammayr sieht die Darstellung der Tierhaltung kritisch: „In den Schulbüchern wird nicht die Praxis dargestellt. Die Kinder werden mit Darstellungen konfrontiert, die die Landwirtschaft in ein schlechtes Licht rücken“. Die Medikamentation sei beispielsweise genau geregelt. „Es ist verständlich, dass die aktiven Bauern sagen, dass das mit den vorherrschenden Lebensmittelstandards nicht zusammen passt“, so Dammayr und ergänzt: „Wenn diese Informationen so im Schulbuch stehen, geht man davon aus, dass es stimmt. Die Kinder glauben das solange, bis sie das Gegenteil erfahren. Kinder haben auch oft keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft. Das Schulbuch ist oft das erste, wo sie mit dem Thema konfrontiert werden“.
Wissen statt Ideologien
Laut Dammayr sollte Wissen vermittelt werden aber kein von Ideologien geprägtes Bild. Der Bauernbundobmann stellt zudem klar: „Es ist keinesfalls ein Vorwurf an die Lehrer, denn auch sie vertrauen darauf, dass die Schulmaterialien passen“, so Dammayr. In dem Lerntext wird auch darauf hingewiesen, dass die Tiere viel Mist produzieren und dieser wiederum als Dünger auf den Feldern ausgebracht wird. „Aber oft wird zu viel davon ausgebracht, weil die Bauern nicht wissen, wohin sie sonst damit sollen. Schlussendlich landet über die Bäche und Flüsse einiges davon in unserem Grundwasser und belastet dieses“, heißt es in diesem Text. Außerdem werde für die Tierzucht überwiegend Mais angebaut, der chemische Mittel benötige, um ertragreich zu wachsen. Der Schultext kommt zum Schluss, dass es besser sei, Bioprodukte zu kaufen und weniger Tierisches zu essen. „Vielleicht tragen solche Schulbücher dazu bei, die Bereitschaft für Bio-Produkte mehr zu bezahlen, zu steigern. Dennoch sollte kein Bild vermittelt werden, dass Landwirtschaft als Tierquälerei darstellt“, so Dammayr.
Recherche in der Bildungsdirektion
Von Seiten des Oberösterreichischen Bildungsdirektors Alfred Klampfer konnte bis Druckschluss keine Stellungnahme abgegeben werden. Die Thematik müsse erst noch genauer recherchiert werden, heißt es aus dem Büro des Bildungsdirektors. Sobald weitere Erkenntnisse vorliegen, wird Tips berichten. Derweil seien laut Bauernbundobmann Dammayr die Landwirte sehr gerne bereit Schüler und Lehrer auf die Höfe einzuladen, um zu zeigen, wie Tierhaltung und das Leben in der Landwirtschaft wirklich funktioniert.
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