Bagher Ahmadi: Vom Flüchtlingsheim auf den Fernsehbildschirm
GALLSPACH. Bagher Ahmadi kam 2012 als afghanischer Flüchtling in die Asylunterkunft in Gallspach. Heute ist der 24-Jährige erfolgreicher Schauspieler und Stuntman. Tips hat mit dem Wahlwiener über seine Erinnerung an Gallspach und seine steile Karriere gesprochen.
Tips: Wie kamen Sie nach Österreich?
Ahmadi: Mit 13 Jahren verließ ich meine Heimat Afghanistan und kam in den Iran. Dort habe ich illegal als Herrenschneider gearbeitet. Jeden Tag verlor das Geld an Wert und ich wollte immer das Land verlassen. Man sagt, man möchte ins Ausland gehen, aber meint damit den Westen. Dort wollte ich Schauspieler werden. Im Sommer 2012 habe ich mich schließlich nach Österreich aufgemacht. Das dauerte mehrere Wochen. Ich war auf verschiedensten Verkehrsmitteln unterwegs und landete schließlich am Wiener Westbahnhof. Eigentlich wollte ich nach Norwegen weiterreisen, aber ich wurde sofort nach dem Aussteigen von der Polizei kontrolliert und da ich mich nicht ausweisen konnte, nahmen sie mich mit. So habe ich in Österreich einen Asylantrag gestellt und kam in das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen in Niederösterreich, wo ich zwei Monate lang blieb. Kurz vor Weihnachten wurde ich in die Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge in Gallspach gebracht und blieb hier, bis ich volljährig war.
Tips: Welche Erinnerungen haben Sie an Gallspach?
Ahmadi: Das war eine lustige Zeit. Ich erinnere mich, dass ich Weihnachten und Silvester miteinander verwechselt habe und mich wunderte, warum die Gallspacher am 24. Dezember keine Raketen zünden. Über einige Helfer konnte ich einen Deutschkurs im Gymnasium Dachsberg beginnen und durfte dort auch in einem ersten Theaterstück mitspielen. Als ich 18 Jahre alt wurde, musste ich die Unterkunft in Gallspach verlassen, habe dann kurze Zeit in Linz gewohnt und kam dann nach Wien.
Tips: Wie ging es von dort weiter?
Ahmadi: Ich habe die Aufnahmeprüfung an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien gemacht und wurde aufgenommen. Seit 2017 studiere ich, nebenbei trete ich in Tatortfolgen auf und bin in Niederösterreich für die Rolle des kleinen Gespenstes engagiert.
Tips: Wie wurden Sie Stuntman?
Ahmadi: Ich habe immer viel geturnt, auch in Grieskirchen und habe später in Linz Parkour (Anm. eine Fortbewegungsart) gemacht und danach einen Stuntkurs in Dänemark. Leider werden in Österreich nicht so viele Actionfilme gedreht, aber vielleicht ergibt sich da was in der Zukunft.
Tips: Apropos Zukunft: Wie sehen Ihre Pläne aus?
Ahmadi: Ich würde gerne die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten und hierbleiben. Außerdem würde ich gerne weiter Theater spielen und Filme drehen. Mal schauen, wo es mich hinzieht.
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