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199 Schulabmeldungen: Corona prägt Schulstart

Tanja Auer, 14.09.2021 14:00

EFERDING/GRIESKIRCHEN. Mit dem diesjährigen Schulbeginn kehrten nicht alle Schüler wieder zurück in den Unterricht. Schuld daran seien die Corona-Maßnahmen. Das Bildungsministerium möchte nun illegale Lerngruppen zur Anzeige bringen.

Ein Grund für den rapiden Anstieg der Schulabmeldungen sollen laut Bundesstelle für Sektenfragen die aktuellen Corona-Maßnahmen sein. (Foto: Volker Weihbold (Symbolfoto))

Immer weniger Eltern schicken ihre Kinder in die Schule. „Mit derzeitigem Stand wurden 199 Schüler in der Bildungsregion Eferding, Grieskirchen und Wels für das kommende Semester vom Unterricht abgemeldet“, so die Bildungsdirektion in Oberösterreich. Rund zwei Drittel der Abgemeldeten sind Volksschulkinder. Ein Grund für den rapiden Anstieg der Schulabmeldungen sollen laut Bundesstelle für Sektenfragen die Corona-Maßnahmen sein. Den einen seien sie zu viel, den anderen zu wenig.

Unterricht im Wohnzimmer

Da es in Österreich keine Schulpflicht, sondern eine Ausbildungspflicht gibt, können Eltern die Ausbildung ihrer Kinder auch selbst übernehmen. Dazu braucht es oft nicht mehr als ein ausgefülltes Formular. Das darf aber offiziell nur im eigenen häuslichen Unterricht geschehen. Im Gegensatz zum „Homeschooling“ im letzten Semester gibt es nach einer Abmeldung keine Unterstützung mehr durch die Lehrer. Eltern müssen sich Lehrinhalte, Unterlagen und Bücher selbst besorgen. Sie sind somit auf sich alleine gestellt. Lerngruppen finden immer mehr Anklang, sind jedoch gesetzlich verboten. Dennoch vernetzen sich immer mehr Eltern und gründen in Oberösterreich entsprechende Vereine, tauschen sich in privaten Facebook-Gruppen sowie Telegram-Chats aus oder richten private Lerngruppen ein. Nicht alle Eltern, die ihre Kinder aus der Schule nehmen, haben ideologische Motive. Überschneidungen gibt es jedoch. Neben „Querdenkern“ tummeln sich auch Rechtsextreme und fanatische Esoteriker in den Chats, bieten Hilfestellung und nutzen die Wut der Eltern auf das Schulsystem, um Ideologien zu verbreiten.

Soziales Lernen: Fehlanzeige

Da Lerngruppen nicht erlaubt sind, fällt die Schule als sozialer Ort für Kinder gänzlich weg. Dort findet jedoch das soziale Lernen statt. Der Umgang miteinander, verschiedene Kulturen, Demokratie sowie gewaltfreie Konfliktlösung werden dort mit Gleichaltrigen erlebt. Je kleiner eine Gruppe ist, umso weniger Chance haben die Kinder, Fremdheit zu erfahren. Solche Erfahrungen können im privaten Raum nicht ersetzt werden. Kinder, die von der Schule abgemeldet werden, könnten damit beim Heranwachsen in einer Art Soziotop verbleiben und empfänglicher für fanatische Ideologien werden.

Verschärfungen

Das österreichische Bildungsministerium will die Regeln für den häuslichen Unterricht nun verschärfen. Zusätzlich zur Externistenprüfung soll künftig nach dem ersten Semester der Lernstand der Kinder erhoben werden. Außerdem sollen den Eltern in Gesprächen die Konsequenzen der Abmeldung verdeutlicht werden. „Es ist jederzeit möglich, dass die Schüler in die Klasse zurückkommen“, sagt Landeshauptmann-Stellvertreterin und Bildungs-Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP). Sie sieht die Anzahl der Abmeldungen kritisch und kündigt Anzeigen für jene Eltern an, die illegale Lerngruppen gründen und sich in solchen zusammentun.

Tips möchte Eltern, die ihre Kinder zu Hause unterrichten, zu Wort kommen lassen.
Senden Sie Ihre Beweggründe an: t.auer@tips.at

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