Zwei Taufkirchner zeigen, dass Hochsensibilität eine Superkraft ist
TAUFKIRCHEN. Miriam Sompek und Thomas Leo Selenko sind ein Paar und beide hochsensibel. Im Gespräch mit Tips verraten die Gründer von „Seinsibel“ wie sie damit umgehen und warum Hochsensibilität eine Superkraft sein kann.
Bei einem gemeinsamen Urlaub in Bali bemerkten Miriam und Thomas eine Besonderheit. In den lauten und umtriebigen Städten fühlten sie sich unwohl, waren konstant reizüberflutet und überfordert. „Wir haben uns gedacht, warum funktioniert das bei anderen, aber bei uns nicht?“, erzählen die beiden. Nach langer Suche im Internet stießen sie schließlich auf den passenden Begriff: Hochsensibilität. „Das war wie das passende Puzzlestück zu unserem Leben“, erklärt Sompek. Hochsensible Menschen nehmen Reize stärker auf, oft brauchen sie reizarme Umgebungen, um sich voll konzentrieren zu können oder Bewegung, um das Erlebte abzubauen. Sie können auch gleichzeitig hochsensitiv sein, das bedeutet, sie nehmen Stimmungen und Gefühle in ihrer Umgebung stärker auf und lassen sich davon leicht beeinflussen. Auch Hochbegabung kann Teil von Hochsensibilität sein, dabei werden zum Beispiel musische Reize stärker aufgenommen.
Ein Fünftel der Österreicher
20 Prozent der Österreicher sind hochsensibel, darüber gesprochen wird wenig. Das ist Sompeks und Selenkos Auftrag: Sie wollen mehr Menschen über ihre Fähigkeiten aufklären und ihnen helfen, Hochsensibilität als Superkraft zu begreifen. „Oft hört man nur die negativen Seiten der Hochsensibilität“, erklärt Sompek. „Sei nicht so empfindlich“, „Nimm dir das nicht zu Herzen“, hören ihre Kunden oft. Sie selbst wissen oft nicht, warum sie sich in reizstarken Umgebungen wie Einkaufszentren nicht wohlfühlen und härten sich ab.
Hochsensibilität als Superkraft
„Dabei kann Hochsensibilität eine Superkraft sein“, erklären die beiden Trainer. Hochsensible sind oft in sozialen Berufen sehr gefragt und sehr gut in ihrer Arbeit. Sie sind perfektionistisch veranlagt und stecken viel Energie in ihre Leidenschaften. Darüber hinaus sind für sie meist Werte wie Loyalität und Gerechtigkeit von großer Bedeutung.“
Hochsensible Kinder
Hochsensibilität ist in hohem Maße vererblich, auch Kinder können reizüberflutet sein „Zum Beispiel kann es sein, dass Kinder nach der Schule nicht ansprechbar sind und Zeit für sich brauchen. Sie müssen die erlebten Reize verarbeiten“, erklären die beiden Trainer. Sie raten dazu, Kinder ihre eigenen Ventile finden zu lassen und ihnen den benötigten Raum zu geben.
Seinsibel gegründet
Ihre Erkenntnis, hochsensibel zu sein, beflügelte Sompek und Selenko. Als Begleiter für Hochsensible machten sie sich unter dem Namen „Seinsibel“ selbstständig; sie bieten Online-Seminare an, in denen sich Erwachsene beraten lassen können. Dabei folgen sie dem Prinzip der „Elements of transformation“, oder „Elemente der Transformation. Dabei geht es zum einen darum, Verhaltensweisen, die bei der Reizverarbeitung helfen, in die eigenen Routinen zu integrieren. Im zweiten Schritt soll die Kommunikation verändert werden, es geht darum, gegenüber anderen Grenzen zu setzen. Im dritten Schritt geht es darum, seine Lebensvision umzusetzen, für viele Hochsensible bedeutet das, ihren Leidenschaften nachzugehen.
Gemeinschaft gegründet
70 Prozent der Kunden von Sompek und Selenko stammen aus Deutschland. Ihr Ziel war es, in Form einer „Gemeinschaft für Hochsensible“ eine Vernetzungs- und Weiterbildungsmöglichkeit für Hochsensible zu schaffen, wo diese sich austauschen können und im Alltag besser agieren können.
Individualität und Diversität wertschätzen
Vor sieben Monaten sind Sompek und Selenko Eltern einer Tochter geworden. Auch für sie wollen sie mehr Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Nicht nur das Bildungssystem könnte mit Hochsensiblen besser umgehen. „Wir sollten alle mehr aufeinander achten und mit mehr Herz aufeinander zugehen, so die beiden Trainer.
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