Auf einmal rollten die Bagger an und rissen die „Hüfner-Villa“ ab
GRIESKIRCHEN. Der Abriss der „Hüfner-Villa“ sorgt derzeit für große Aufregung in Grieskirchen und weit darüber hinaus. Tips hat nachgefragt, warum es dazu kam, ob der Abriss verhindert hätte werden können und warum dieses Thema die ganze Stadt bewegt.
Es war Freitagnachmittag, als die Bagger anrollten und die „Hüfner-Villa“ im Grieskirchner Bahnhofsviertel abrissen. Alle waren überrascht – kaum jemand soll davon gewusst haben. Die nicht denkmalgeschützte Villa gehörte dem Lagerhaus, nachdem zuvor Margarethe Hüfner mit vielen Doggen darin wohnte und deren Erbe die Villa verkauft hatte.
Maria Pachner versuchte, auf das Lagerhaus einzuwirken
Viele fragen sich nun, warum die Stadtpolitik den Abriss des Gebäudes nicht verhinderte. Doch die Rechtslage sei laut Bürgermeisterin Maria Pachner auf Tips-Anfrage eindeutig. Zudem habe sie versucht, auf das Lagerhaus einzuwirken und zu überzeugen, damit die Villa stehen bleiben darf. Die Besitzer hätten jedoch entschieden und das müsse man akzeptieren, so Pachner, die laut eigener Aussage keine Handhabe hatte. Aber gleichzeitig betont das Stadtoberhaupt in Richtung der Kritiker: „Alle, die sich jetzt als Richter aufspielen, hätten die Möglichkeit gehabt, das Gebäude zu erwerben.“
Georg Spiegelfeld: „Das Ortsbild verträgt es nicht“
Ein scharfer Kritiker der Vorgehensweise ist Unternehmer Georg Spiegelfeld, der in Grieskirchen einige Gebäude gekauft und saniert hat. Im Tips-Interview spricht Spiegelfeld davon, dass es Möglichkeiten zur Verhinderung des Abrisses gegeben hätte. „Die Bürgermeisterin hat die Kompetenz für das Ortsbild. Sie kann einen Abriss verweigern. Diese Verantwortung hat sie nicht gelebt.“ Was den ehemaligen Politiker am Abriss so stört? „Das Ortsbild verträgt es nicht, dass so eine Villa abgerissen wird“, zeigt sich der 64-Jährige verärgert.
Was es laut diesem gebraucht hätte: „Einen breiten Diskussionsprozess über die Gemeindezeitung. In Grieskirchen gibt es einen Bürgerbeteiligungsprozess, doch dieser hat bei der Villa keine Rolle gespielt, man hat das Thema verheimlicht. Dass die Politik nichts dagegen tun hätte können, ist eine Schutzbehauptung“, so Spiegelfeld.
„Die Politik schaut zu“
Jahrelang habe er geschwiegen, doch nun reiche es ihm. „Die Politik schaut dabei zu, wie die Stadt verschandelt wird.“ Das ehemalige Gföllner-Areal, wo nun „Baracken“ stünden, führt er als Beispiel für den „städtebaulichen Wahnsinn“ an.
Bürgermeisterin wehrt sich
Dass die Stadt generell nichts gegen den Abriss von alten Gebäuden unternehme, lässt Maria Pachner so nicht gelten: „Wir ziehen immer wieder die Ortsbildkommission hinzu.“ Als gelungenes Beispiel führt sie unter anderem den Zubau an die Landesmusikschule an. „Doch es gibt immer Eigentümer, die dahinter stehen und es ist – bei Häusern, die nicht unter Denkmalschutz stehen – die Freiheit des Einzelnen, darüber zu entscheiden.“
Blick von außen
Franz Koppelstätter vom Architekturforum Oberösterreich beschäftigt sich mit Baufragen und betont, dass ein Baubestand ein wertvolles Gut sei, weil sehr viel graue Energie (Anm. verbrauchte Energie) drinstecke. Daher sei das „Gebot der Stunde, Bestehendes zu erhalten und zu nutzen“, erklärt der Architekt mit seinem nüchternen Blick von außen. Die Hüfner-Villa könne er zwar nicht genau bewerten, betont er. „Doch wenn ein Haus so lange gehalten hat wie diese Villa, sollte es nicht leichtfertig zerstört werden, sondern im Sinne der Nachhaltigkeit geprüft werden, ein solches Gebäude zu erhalten.“ Dem oft angeführten Argument, dass die Villa nicht unter Denkmalschutz stand, entgegnet der Architekt: „Es liegt auch in der zivilgesellschaftlichen Verantwortung von Personen und Firmen, Bestände zu erhalten.“ Es sei zu einfach, sich immer auf das Denkmalamt auszureden, betont der Bauexperte.
„Abrissbescheid nicht zu verhindern gewesen“
VP-Bürgermeisterin Maria Pachner sagt hingegen zum Zustand der abgerissenen Villa: „Der Sanierungsaufwand war hoch, der Innenbereich war in einem baufälligen Zustand.“ Zudem wäre die Villa nicht mehr bewohnbar gewesen, da es sich um ein Betriebsbaugebiet handle. Doch der Abrissbescheid der Baubehörde sei ohnehin rechtlich nicht zu verhindern gewesen, stellt die Bürgermeisterin klar.
Keinen Mieter gefunden
Johann Auer, Geschäftsführer des Lagerhauses Eferding-OÖ-Mitte, spricht von einer Entscheidung, die man „schweren Herzens“ getroffen habe. Denn: Das Lagerhaus habe „mehrere Jahre erfolglos einen Mieter gesucht“, betont Johann Auer. „Die sehr wenigen Interessenten haben nach Besichtigung keinerlei Interesse gezeigt, obwohl wir angeboten haben, nach deren Wünschen zu sanieren“, stellt er zudem klar. Außerdem sei der Zustand des Gebäudes innen sehr desolat gewesen. „Eine aufwändige Sanierung mit ungewissem Ausgang und ohne Interessenten kann ich als Geschäftsführer den Eigentümern gegenüber natürlich nicht verantworten“, sagt Auer.
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