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"Für mich ist es irrelevant, ob ich Oberarzt bin oder nicht"

Yannik Bogensperger, 16.09.2022 10:00

GRIESKIRCHEN. Gregor Öberseder war Oberarzt an der Rheumatologischen und Osteologischen Abteilung der Klinik Favoriten in Wien und kehrte nach Oberösterreich in seine Heimatstadt Grieskirchen zurück. Dort ist er nun als Facharzt im niedergelassenen Bereich tätig. Doch warum entschied er sich für diesen Schritt? Im Tips-Interview spricht er darüber.

Gregor Oberseder kehrte nach seiner Oberarzt-Tätigkeit in Wien in seine Heimat Grieskirchen zurück. (Foto: Susanne Sickinger)

„Für mich ist es irrelevant, ob ich Oberarzt bin oder nicht“, betont Mediziner Gregor Öberseder, der zu seinen Wurzeln zurückkehren wollte. „Ich bin ein freiheitsliebender Mensch – ich möchte auch in der Arbeitswelt die Freiheit. Im Krankenhaus bist du in einem schnelllebigen System. Und: Ich möchte mir etwas Eigenständiges aufbauen“, begründet der Rheumatologe und Internist seinen Schritt. Hier habe er seine eigenen Patienten, die er vom ersten Tag an betreue.

„Im Krankenhaus sieht man einen Patienten in der Ambulanz und danach kaum wieder. Hinzu kommt, dass von mir betreute Patienten im Krankenhaus vorübergehend von anderen Kollegen betreut werden, ohne meine Diagnose- und Therapieansichten zu berücksichtigen, wodurch nicht das Optimum für den Patienten erzielt werden kann, dies kann sehr enttäuschend sein“, spricht der Mediziner Klartext. Es gehe ihm aber um die Lebenseinstellung. „Wo man arbeitet, ist egal“, sagt Öberseder. Frei arbeiten habe er in Wien auch können, doch „hier habe ich meine eigenen Patienten, die ich vom ersten Tag an betreue“, erzählt der Grieskirchner.

Persönlicher Beitrag gegen den Ärztemangel als Motiv

Gregor Öberseder möchte durch seine Rückkehr auch einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Patienten mit internistischen, aber vor allem rheumatischen Erkrankungen, im ländlichen Raum leisten. Denn: Der viel zitierte Ärztemangel sei vorhanden, sagt Öberseder und schildert eigene Erfahrungen: „Neben meiner Praxis bin ich derzeit in einem Rehazentrum tätig. Dort gingen Oberärzte in Pension und im Herbst zwei Allgemeinmedizinerinnen – von vier Stellen kann nur eine nachbesetzt werden“, erzählt der Mediziner, der den Hauptmangel in der Allgemeinmedizin sieht. Aber auch die Berufswahl nach dem Medizinstudium spricht er als Problem an. Denn: Ein großer Teil, der ein Medizinstudium absolviere, beginne gar nicht als Arzt zu arbeiten, sagt der ehemalige Oberarzt. Und: Ein gehöriger Teil geht ins Ausland und fehlt damit hier.

„Aber es wird politisch erst dann etwas geändert und reagiert, wenn etwas eintritt. Durch Pensionierungen der Babyboomer-Generation fallen jetzt einige weg“, so Gregor Öberseder. „Man hat nie Anreize gesetzt mit einer besseren Entlohnung.“ Wenn man 80 Patienten am Tag betreuen müsse, um die Gebühren reinzubekommen, sei das ein Problem, meint der Facharzt.

War im Leistungssport aktiv

Privat ist der 37-Jährige gerne in der Natur. „Ich bin ein sehr naturverbundener Mensch“, so der Arzt, der in seiner Freizeit häufig mit seinem Mountainbike oder wandernd in den Bergen unterwegs ist. Aus dem Sport kommt Gregor Öberseder ursprünglich, schließlich war er Leistungssportler im Tischtennis und beim Heeressport angestellt. „Ich wollte eigentlich Sportwissenschaften studieren“ erinnert sich Öberseder, der als Schüler den Sportzweig des Gymnasiums besuchte. Ein Sportkarriere war vorgezeichnet, doch irgendwann entschied er sich für die Medizin. Seine Eltern meinten, diese passe besser zu ihm.

Vorträge als Leidenschaft

Heute behandelt Gregor Öberseder in seiner Praxis „Schmerzfrei“ als Wahlarzt für Innere Medizin und Rheumatologie sowohl Patienten mit allgemein internistischen Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes als auch Patienten mit rheumatischen Erkrankungen. Und wenn er sich nicht gerade um seine Patienten kümmert, hält er Vorträge. „Das ist eine große Leidenschaft von mir“, sagt der Grieskirchner.


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