Lob und Skepsis bei neuer Jugendtaxi-App in Grieskirchen und Eferding
GRIESKIRCHEN/EFERDING. Mit der Einführung der neuen Jugendtaxi-App möchte das Land Oberösterreich für eine einheitliche Lösung sorgen. Allerdings kann man das Taxi nur nutzen, wenn die jeweilige Gemeinde mitmacht. Manche in den Bezirken Grieskirchen und Eferding tun dies, viele nutzen dieses Konzept jedoch derzeit noch nicht. Tips hat exklusiv nachgefragt, warum das so ist.
Bei der neuen Jugendtaxi-App können Jugendliche im Alter von 14 bis 26 Jahren die von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Jugend-Taxi-Gutscheine herunterladen und nutzen. Diese gelten derzeit von Freitag 17 Uhr bis Sonntag Mitternacht. Ein Drittel bezahlen die Fahrgäste dabei selbst. Voraussetzung dafür ist, dass der eigene Ort und Taxiunternehmen in der Region mitmachen. Einige sehen jedoch fehlende Taxifahrer in der Region als Problem.
In der Bezirkshauptstadt Grieskirchen gibt es das Konzept des Jugendtaxis wie in vielen anderen Gemeinden in abgewandelter Form schon länger, nun möchte die Junge VP das neue digitale Jugendtaxi implementieren. „Wir unterstützen dieses moderne und landesweit einheitliche Jugendtaxi, weil es uns Jugendliche sicher und kostengünstig heimbringen wird – daher haben wir an den Finanzausschuss den entsprechenden Antrag bereits gestellt und wollen in weiterer Folge bei der nächsten Gemeinderatssitzung das neue Jugendtaxikonzept beschließen“, sagt JVP-Grieskirchen-Obmann Paul Humer.
Bisher gab es einen Fleckerlteppich an Jugendtaxi-Lösungen, die sich von Gemeinde zu Gemeinde stark unterschieden. So haben neben Grieskirchen auch die Gemeinden Waizenkirchen und Bad Schallerbach bereits ein Jugendtaxi. Letztere wird das neue Jugendtaxi-Konzept jedoch nicht zur Verfügung stellen, weil „kein Taxianbieter in der Umgebung ist, der bei dieser App dabei ist“, erklärt Schallerbachs Vizebürgermeisterin Barbara Beham auf Tips-Anfrage und ergänzt: „Wir bieten derzeit Jugendtaxi-Gutscheine im Wert von 25 Euro pro Jahr für die Jugend an.“ Die Taxiunternehmen Lindinger und Pauli's aus der Umgebung nehmen diese Gutscheine eins zu eins an. Wären Taxiunternehmen aus der Region bei der App dabei, würde man die neue App jedoch sicherlich anbieten, sagt Beham.
Bürgermeister skeptisch wegen Personalproblemen
Ähnliches berichtet St. Agathas Bürgermeister Manfred Mühlböck von der Volkspartei: „Die Frage wird sein, ob die Taxiunternehmer in der Region da überhaupt mitmachen“, so der Ortschef. Dieser sieht vor allem den personellen Engpass als Problem. Denn diesen gebe es derzeit, so habe ein Taxiunternehmen aus der Nachbargemeinde aufgehört zu fahren. Es sei schwer, Leute zu finden, die am Abend fahren.
Ein Jugendtaxi-Konzept hat St. Agatha aber ohnedies bereits. „Wir unterstützen mit Gutscheinen und haben eine Kooperation mit dem Land“, erklärt Mühlböck. Die Jugendlichen bekommen die Hälfte der angefallenen Kosten von der Gemeinde rückerstattet. Wenn es Unternehmen gibt, die diese App nutzen wollen und die entsprechende Personalressourcen haben, spreche aber nichts dagegen, so Mühlböck. Denn: „Jeder, der Kinder hat, weiß, wie wichtig es für die Eltern ist, dass die Kinder sicher nach Hause kommen.“
„Nicht mal einen Kindertransport“
Klaus Höllerl, Bürgermeister der Gemeinde Schlüßlberg, sagt zu Tips bezüglich der neuen Jugendtaxi-App, dass es immer schwieriger sei, Taxis zu finden, die abends fahren. Zuerst müsse man dieses Thema eruieren, bevor man ein neues Konzept ausrollt. „Ich höre von Taxiunternehmern, dass es schwierig, Personal nach zu besetzen, viele gehen in Pension.
So hat beispielsweise das Busunternehmen Ratzenböck nach vielen Jahren pensionsbedingt aufgehört. Die Schulbusfahrten habe Pauli’s übernommen, „da hatten wir Glück“, betont Höllerl und fügt hinzu: „Ich habe von einzelnen Bürgermeistern gehört, dass sie führe ihre Gemeinde „nicht mal einen Kindergartentransport haben aufgrund des Personalmangels“.
„Mir ist es egal, ob mit Gutschein oder App“
Auch Schlüßlberg bietet seit vielen Jahren bereits Gutscheine (50 Euro pro Jahr, Anm.) für die Jugendlichen an. Wichtig sei von A nach B zu kommen, „ob mit Gurtscheinkarte oder App ist mir egal, wichtig ist, dass jemand fährt“, betont der Ortschef von Schlüßlberg.
Ein Jugendtaxi ohne der neuen App hat auch Waizenkirchen bereits, dort bekommen Jugendliche ebenfalls die Hälfte des Geldes wieder retour. Bürgermeister Fabian Grüneis (ÖVP) ist jedoch offen dafür, auch die neue Jugendtaxi-App in Waizenkirchen anzubieten. Bereits jetzt fix dabei sind aus dem Bezirk Eferding die Stadtgemeinde Eferding und die beiden Gemeinden Pupping und Alkoven.
„Die Umstellung war unkompliziert“
Schwierigkeiten, Unternehmen zu finden, die beim neuen Konzept mitmachen, hatte Pupping laut Bürgermeister Mario Hermüller (VP) keine. Bereits zuvor hat Pupping Gutscheine für Jugendliche angeboten. „Nun haben wir mit den Taxi-Unternehmen einen neuen Vertrag abgeschlossen für die App“, so der Ortschef und ergänzt: „Die Umstellung war unkompliziert:“
Ihn freue es besonders, dass das Angebot der Jugendtaxi-App laut seinem Wissensstand künftig nun auch unter der Woche gelten soll, so Hermüller.
SPÖ-Bürgermeisterin sieht mehr Selbstständigkeit für Jugendliche
Alkovens Bürgermeisterin Monika Weberberger-Rainer (SPÖ) begrüßt das neue Jugendtaxi-Modell. Die Sozialdemokratin argumentiert mit der neu gewonnenen Unabhängigkeit der jungen Menschen: „Vor allem am Land ist die öffentliche Verbindung in den Abendstunden begrenzt und die Jugendtaxi-Gutscheine ermöglichen den Jugendlichen einen gewissen Spielraum an Beweglichkeit und Selbstständigkeit.“
Neben dem finanziellen Aspekt hebt die Politikerin auch den Klima-schonenden Effekt hervor: „Durch die derzeit hohen Spritpreise ist ein Sammeltransport sicherlich eine finanzielle Erleichterung. Beim Verwenden eines Sammeltaxis sind auch weniger Autos auf den Straßen und dies wirkt sich auf unser Klima und unsere Ressourcen schonen aus.“
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