Bauern: "Der Verbraucher entscheidet über die Nachfrage"
MICHAELNBACH/GRIESKIRCHEN. Die Landwirtschaftskammer lud zur Diskussionsveranstaltung in das Gasthaus Schörgendorfer in Michaelnbach. Dort informierten sich Landwirte über neue Vorschriften und Entlastungsmaßnahmen. Präsident Franz Waldenberger und Kammerdirektor Karl Dietachmair sprachen dabei auch über aktuelle agrarische Herausforderungen. Auch die Güllebecken-Abdeckung und Herkunftskennzeichnung waren ein Thema. Bürgermeister Martin Dammayr eröffnete den Abend mit einer Ansprache.
Verschiedene Krisen, die gleichzeitig stattfinden, fordern die Bauern. Dessen ist sich auch Kammerdirektor Karl Dietachmair bewusst, der darüber hinaus von einer „enormen Dichte an agrarpolitischen Entscheidungen“ in der letzten Zeit sprach. Vieles sei im Wandel. Dazu komme eine „volatile Marktsituation“, betont Dietachmair. Dieser hob in seiner Rede auch die zahlreichen Entlastungsmaßnahmen, wie den Stromkostenzuschuss, für die bäuerlichen Betriebe hervor. Ein Gesamtvolumen von 300 Millionen Euro ist zur Entlastung der Landwirte von der Regierung aufgewendet worden.
„Hauptbetroffene des Klimawandels“
Präsident Franz Waldenberger sieht die Landwirtschaft als „Hauptbetroffene des Klimawandels“ und nicht als Verursacher desselben. So sind 170 Millionen Euro an Klimaschäden in der Landwirtschaft entstanden. „Wir sind als Landwirtschaft mittendrin“, wehrt sich der Präsident dagegen, dass Bauern oft „als Hauptverursacher hingestellt“ werden.
Verhandlungen für Herkunftskennzeichnung
Die Herkunftskennzeichnung für Fleisch, Milch und Eier sei in Begutachtung. Die Kammer fordert zudem eine EU-weite Umsetzung der Herkunftskennzeichnung bei verarbeiteten Lebensmitteln – die Verhandlungen laufen derzeit, betont Waldenberger.
Abdeckung von Güllebecken
Gegen eine verpflichtende Abdeckung von Güllebecken zur Ammoniak-Reduktion spricht sich die Landwirtschaftskammer aus. Bis 2028 müssen Bauern, die über 240 Kubikmeter Lagerraum verfügen, im Freien befindliche Güllegruben nachträglich abdecken – entweder mit Beton oder mit einem Zelt. Dies verursache hohe Kosten, so die Kritik vieler Bauern. Die Kammer versteht diese Bedenken, hält diese Verordnung für „wirtschaftlich nicht vertretbar“ und schlägt als Alternativmaßnahme eine verpflichtende Einarbeitung von ausgebrachter Gülle auf dem Feld innerhalb von vier Stunden vor. Dies gilt derzeit nur für größere Betriebe mit über fünf Hektar. Diese Maßnahme bringe fast so viel Ammoniak-Reduktion wie die Abdeckung der gesamten Güllegrube.
Regionale Versorgung im Trend
Zur Globalisierung sagte der Präsident, dass man gesehen habe, dass diese nicht nur Vorteile habe. Die Risiken seien zu wenig beachtet worden. Der derzeitige Gegentrend der Regionalisierung komme den heimischen Bauern entgegen, betont Waldenberger und ergänzt: „Es wird wieder verstärkt auf regionale Versorgung gesetzt.“ Denn: Durch geopolitische Krisen wie den Ukraine-Krieg oder zuvor die Pandemie sind die Landwirte als regionaler Lebensmittel-Versorger mehr in den Fokus und in das Bewusstsein der Menschen gerückt.
Diskussionsrunde am Ende
Die Bauern selbst sehen die Konsumenten gefragt, nicht nur billiges Fleisch zu kaufen. „In einer Überflussgesellschaft, in der wir leben, entscheidet der Verbraucher über die Nachfrage“, betont eine Landwirtin in der anschließenden Diskussionsrunde. Billiges Import-Fleisch aus dem Osten setzt heimischen Bauern, die hier höhere Standards zu erfüllen haben, zu. Hier sei der Konsument gefragt, dieses billige Fleisch nicht zu kaufen, so der Tenor vieler Landwirte.
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