„Einfach“ in Peuerbach und Aumayrhof in Kallham: Vorbild für gelebte Integration
PEUERBACH/KALLHAM. Das Geschäft „Einfach“ am Peuerbacher Rathausplatz ist ein wichtiger Nahversorger in der Region. Die Schweinefleisch-Produkte im Regal kommen vom Aumayrhof in Kallham. Dass die viele Arbeit geschafft werden kann, dazu tragen die Menschen von Caritas-Standorten bei.
Hannes Zauner bietet im „Einfach“ ein Vollsortiment an Bio-Produkten an. Was nicht bio ist, ist regional und hochwertig. Viele Produkte für Veganer, hausgemachte Suppen oder Sugo in Gläsern und Geschenke hat er ebenso im Sortiment. Auch ein Catering-Service betreibt er mit seinen Mitarbeiterinnen. Die Jausengerichte und Platten liefert er für kleine und mittelgroße Veranstaltungen.
Zum Sortiment gehört auch das Schweinefleisch aus eigener Produktion. Auf seinem Hof in Kallham hält der Geschäftsmann, der einst den Beruf des Kfz-Mechanikers erlernt und als Produktionstechniker gearbeitet hat, auch rund 35 Zucht- und Mastschweine. Dass seine Schweinefleischprodukte ganz besonders gut sind, beweisen die Medaillen, die er dafür schon bekommen hat. Heuer waren es acht erste, zweite und dritte Preise bei der Ab-Hof-Messe in Wieselburg.
Hilfe bei der Stall-Arbeit
Für die viele Arbeit am Hof und im Geschäft braucht Zauner aber Hilfe, und die hat er unter anderem bei den Menschen aus Caritas-Einrichtungen gefunden. Die Menschen mit Beeinträchtigung haben einen höheren Unterstützungsbedarf und arbeiten in Form der „Integrativen Beschäftigung“ bei ihm. Einer von ihnen ist Thomas, der vom Caritas-Standort Pamingerhof in St. Ägidi kommt. Der 46-Jährige hilft Zauner schon seit rund sieben Jahren. Er erzählt, dass er drei Mal die Woche auf den Aumayrhof kommt, dort Zauners Onkel im Stall unterstützt, ausmistet, frisches Stroh einstreut und die Tiere füttert. Neben den Schweinen gibt es nämlich auch Ziegen, Hasen und Enten. Außerdem übernimmt er Botendienste oder hilft im kleinen Ackerbau.
Freude bei der Arbeit
Einmal pro Woche kommt Matthias, der ebenso vom Caritas-Standort St. Ägidi betreut wird, auf den Aumayrhof, um bei der Arbeit im Stall zu helfen. Er hat insgesamt sogar drei Arbeitsstellen. Derzeit kommt auch Hans, ebenfalls aus St. Ägidi, auf den Hof. Er springt für jemanden ein.
Marcel, der vom Caritas-Standort in St. Pius in Steegen betreut wird, ist der vierte Helfer am Hof. Auch er kommt einmal in der Woche, um beim Stallausmisten zu helfen und für Sauberkeit am Hof zu sorgen. Neben seiner Arbeit am Bauernhof ist er auch noch in einer Produktionsfirma beschäftigt. Unisono berichten die vier Herren im Tips-Gespräch, dass ihnen die Arbeit mit den Tieren viel Freude macht und sie sehr gerne am Hof von Hannes Zauner arbeiten.
Unterstützung im Geschäft
Als die „Perle im Geschäft“ bezeichnet Hannes Zauner die 59-jährige Gabi vom Caritas-Standort St. Pius. Im „Einfach“ kümmert sie sich um den Abwasch, hält das Geschäft sauber, hängt die Wäsche auf, hilft beim Vorbereiten der Speisen oder beim Befüllen der Gläser. So mache ihr das Zwiebelschneiden überhaupt nichts aus, wie sie erzählt.
Gabi kommt schon seit einem Jahr, sogar fünf Mal pro Woche. „Gabi ist sehr fleißig und umsichtig und eine wertvolle Unterstützung. Sie ist eine Kraft wie jede andere im Geschäft“, wird sie von Geschäftsleiterin Birgit Lang und Geschäftsinhaber Hannes Zauner gelobt.
Arbeit angepasst und gelernt
„Ohne diese Mitarbeiter würde es am Hof und im Geschäft nicht gehen. Über die Jahre haben wir aber auch gelernt, die Arbeit so anzupassen, dass sich alle wohlfühlen. Man muss schon geduldig und flexibel sein“, fügt Zauner hinzu. „Diese Leute sind sehr feinfühlig, deshalb sind wir sehr stolz darauf, dass sie sich bei uns wohlfühlen“, ergänzt Lang, die zugibt, dass sie im Umgang mit ihren Helfern auch selbst viel gelernt hat.
„Es ist auch für mich eine Erfüllung, das ist meine Art mich sozial zu engagieren“, beschreibt Zauner die Beweggründe mit der Caritas zusammenzuarbeiten. Mit der Landwirtschaft habe er früher nichts am Hut gehabt, meint er. Als er den Aumayrhof übernommen hat, habe sich das geändert. Um den Betrieb wirtschaftlich führen zu können, hat er damals mit der Selbstvermarktung begonnen. Vor zwölf Jahren ist das Geschäft „Einfach“ entstanden.
Teil der Gesellschaft sein
Die Integrative Beschäftigung ermöglicht seit 2008 Menschen mit Beeinträchtigung in Unternehmen zu arbeiten, ohne Angestelltenverhältnis, erklärt Caritas-Pressesprecherin Maria Knapp. Als Vertragspartner fungiert die Caritas. Die Beschäftigten werden von der Caritas begleitet und erhalten ein Taschengeld.
Eine geregelte Arbeit zu haben ist eine wichtige Säule im Leben aller Menschen. Arbeit gibt die Möglichkeit, andere Menschen zu treffen und sich als Teil der Gesellschaft zu fühlen. Durch die Integrative Beschäftigung können Menschen, die einen höheren Unterstützungsbedarf haben, ebenso diese Erfahrung machen. Denn sonst finden sie meist schwer einen Platz am regulären Arbeitsmarkt.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden