Waizenkirchen mit einem Appell an das Land wegen Energie-Anschluss-Problem
WAIZENKIRCHEN. Auf umweltfreundliche Energiegewinnung möchte man in der Gemeinde Waizenkirchen setzen und plante deshalb einen Photovoltaik-Ausbau. Dieser scheitert jedoch derzeit noch an der Netznutzung. Energie-Gemeindevorstand Harald Geissler von den Grünen ärgert sich über die Vorgehensweise des Netzbetreibers und beklagt fehlende Unterstützung. Tips hat nachgefragt, woran es hakt.
Einstimmig hat der Gemeinderat der Marktgemeinde Waizenkirchen im Juni eine „Kommunale Energiestrategie 2030“ beschlossen. Diese besagt, dass der Stromverbrauch aller Gemeindeobjekte bis 2030 aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden soll. Konkret heißt das, dass die Gemeinde in den nächsten Jahren jährlich Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von mindestens 100 Kilowatt-Peak (1.000 Watt ergeben hierbei ein Kilowatt) errichtet, die auf verschiedenen Gemeindeobjekten montiert werden. Die Gründung einer Erneuerbaren Energiegemeinschaft (Tips berichtete) hat man schon im Frühjahr beschlossen, um den erzeugten PV-Strom innerhalb der Gemeinde zu verteilen.
„Nehmen unsere Verantwortung ernst“
Für eine erste Anlage mit etwa 50 Kilowatt-Peak habe man schon sämtliche Vorkehrungen getroffen, „jedoch kann seitens der Netz OÖ seit Monaten keine Auskunft darüber gegeben werden, ob und wie viel diese geplante Anlage in das Stromnetz einspeisen darf“, äußert Energie-Gemeindevorstand Harald Geissler von den Grünen seinen Unmut und ergänzt: „Für die Förderungen sind gewisse Fristen einzuhalten.“
Das Verhalten des Netzbetreibers schaffe hier große Probleme, betont Geissler. „Als Gemeinde nehmen wir unsere Verantwortung und unsere Vorbildwirkung ernst, ein Teil der Energiewende zu sein und appellieren an das Land Oberösterreich als Eigentümer der Netz OÖ, dafür zu sorgen, dass seitens des Netzbetreibers zeitnahe Informationen zu den Netzzugängen ausgegeben werden, um uns die Möglichkeit zu geben, planungssicher die Energiewende zu schaffen“, so Geissler abschließend.
Ähnlich sieht es auch Bürgermeister Fabian Grüneis (ÖVP): „Ich finde es wichtig, dass der Prozess schneller abläuft für Haushalte, die gewillt sind, auf nachhaltige Energie zu setzen und sich selbst zu versorgen. Es ist schade, wenn es am Netzbetreiber scheitert“, sagt der Ortschef.
Netz OÖ wehrt sich gegen Vorwürfe
Die Netz OÖ erklärt auf Tips-Anfrage, warum es zu langen Wartezeiten kommt: „Im Kalenderjahr 2020 wurden rund 6.000 Anträge zur Errichtung einer Photovoltaik-Anlage gestellt und bearbeitet. Im Kalenderjahr 2021 waren es knapp 9.000. Von 1. Jänner bis 30. September 2022 wurden von den Mitarbeitenden der Netz Oberösterreich rund 18.000 Anträge bearbeitet.“ Das seien in neun Monaten deutlich mehr bearbeitete Anträge als in den 24 Monaten zuvor, erklärt Netz OÖ. „Zudem warten weitere rund 6.000 Anträge noch auf Bearbeitung. Wir gehen davon aus, dass sich die Gesamtzahl bis zum Jahresende auf weit über 30.000 Anträge und die Zahl der bearbeiteten auf weit mehr als 25.000 Anträge erhöhen wird“, so das Energie-Unternehmen.
Weiters heißt es von Netz OÖ, dass man immer nach der Prämisse handle, dass die zuverlässige Versorgung aller Kunden mit Strom sichergestellt sein müsse und jeder Kunde die Möglichkeit haben solle, Strom selbst zu erzeugen und Überschussstrom in das öffentliche Stromnetz einspeisen zu können sowie so viele Kunden wie möglich auch Strom für andere Kunden erzeugen können sollen. Wichtig zu wissen sei laut Netz OÖ, dass Einspeiseanlagen in der Regel immer eine Mindesteinspeiseerlaubnis in Höhe der Bezugsleistung erhalten. Das seien bei einem Haushaltsanschluss 4 kW, die Einspeiseleistung würde sich dann mindestens auf 4 kVA belaufen, erklärt Netz OÖ weiter.
„Versorgung aller Kunden gewährleisten“
„Diese Beschränkungen haben das Ziel, stets einen sicheren Netzbetrieb mit sicherer Versorgung aller Kunden zu gewährleisten“, so das Unternehmen. „Wir bitten um Verständnis, dass in vielen Fällen auch Netzausbaumaßnahmen erforderlich sein werden. Alle diese Maßnahmen werden kommen, allerdings nicht binnen weniger Wochen, sondern in den kommenden Jahren“, heißt es abschließend.
Achleitner verspricht Ausbau der Netzinfrastruktur
Aus dem Büro des Energielandesrats Markus Achleitner heißt es, der Photovoltaik-Boom führe natürlich zu einer Antragsflut bei den Netzbetreibern. „Die Dezentralisierung der Energieversorgung und der Energieeinspeisung erfordere zudem einen Ausbau der Netzinfrastruktur. Hier wird in Oberösterreich bis 2028 insgesamt eine Milliarde Euro investiert. Damit wird ein weiterer wichtiger Beitrag zur Umsetzung der Energiewende in unserem Bundesland geleistet“, erklärt Energielandesrat Markus Achleitner.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden