
GRIESKIRCHEN. Viele Grieskirchner Kinder pendeln aus, wenn sie in ein Unterstufen-Gymnasium gehen wollen. Dies soll sich bald ändern, wenn es nach Bildungsstadtrat Sebastian Wolfram geht.
„Wir haben Schulen im Schulsprengel gebeten, uns zu berichten, wo Schulabgänger nach der Volksschule hingehen“, erklärt Bildungsstadtrat Sebastian Wolfram. Durch diese Schülerstromanalyse sehe man nun die Flüsse. Und das Ergebnis spricht eine klare Sprache. Denn: Mindestens 83 Schüler haben laut Wolfram ein Gymnasium aufgesucht. In der Stadt Grieskirchen sind es sogar mehr als die Hälfte (28) der Schulabgänger, die sich im vergangenen Sommer für ein Gym entschieden haben. Wolfram fühle sich dadurch bestätigt, „was mir die Eltern immer sagen“. Sehr oft sei man an ihn herangetreten, dass man gerne eine Unterstufe im Grieskirchner Gymnasium hätte. „Wir sind eine Schulstadt als Bezirkshauptstadt, haben viele Schulen, was uns noch fehlt, ist die Unterstufe im Gym“, so der Stadtrat. „Wenn man sein Kind nach Dachsberg schickt, geht es nicht zurück in die Oberstufe nach Grieskirchen“, ist der Lokalpolitiker überzeugt, dass die Schüler nicht nach Grieskirchen zurückkommen.
Kein Zubau notwendig
Mit einem Schreiben an Bildungsminister Pllaschek (VP) möchte man nun darum bitten, grünes Licht für die Erweiterung zu bekommen. Baumaßnahmen wären keine notwendig, es hänge rein vom Willen der Bundespolitik ab, betont Wolfram und ergänzt: „Die Direktorin sagte mir, es sind Kapazitäten da. Ich vertraue darauf“.
Konkurrenz zur Mittelschule
Konkurrenz für die Mittelschulen befürchtet Wolfram nicht: „Es wird keine großen Auswirkungen auf die Mittelschulen haben, wir sehen ja jetzt schon, dass die Eltern ihre Kinder trotzdem ins Gym schicken.“ Für ihn stehe das nicht im Widerspruch, das Eine müsse nicht unter dem Anderen leiden.
Auch andere Parteien dafür
Auch FPÖ-Vizebürgermeister Franz Pointinger unterstützt das Vorhaben: „Jede Form von zusätzlicher Bildung ist begrüßenswert. Als Schulhauptstadt ist es wichtig, dass wir eine Gymnasiums-Unterstufe anbieten können im Schulzentrum.“ SPÖ-Fraktionsobmann Markus Obermair sagt zu den Erweiterungsplänen: „Wir sind dafür, dass eine Verbesserung des Bildungsangebotes geschieht. Es ist wichtig, dass Kinder vor Ort in die Unterstufe gehen können.“ Auch wenn die Konkurrenz für die Mittelschule erhöht werde, solle man allen Schülern ermöglichen, ins Gym zu gehen. „Es sollte nicht daran liegen, ob man mitten oder außen in Grieskirchen wohnt und ob Eltern die Möglichkeit haben, ihre Kinder zum Bus zu bringen – daran soll Bildung nicht scheitern“, spricht sich Obermair klar für dieses Vorhaben aus. Die Mittelschule sei jedoch auch hinsichtlich der Lehre wichtig, sagt Obermair und betont, dass es zu keiner Verschlechterung des Niveaus an der Mittelschule kommen sollte. Konkurrenz könne das Ganze aber beleben, so Obermair.
„Aufwertung des Schulstandortes“
Sein Sozialdemokratischer Kollege und Stadtrat Thomas Antlinger sieht es grundsätzlich positiv, bleibt aber bei seiner generellen Kritik am Schulsystem. Nachsatz: „Unter den jetzigen Rahmenbedingungen ist es zu begrüßen, weil die Konkurrenz ohnehin schon gegeben ist. Es wäre eine Aufwertung des Schulstandortes und bringt eine breitere Vielfalt.“
Grüne befürchten weiteren Schülerschwund
Etwas kritischer sieht das Vorhaben Klaus Aigner, Fraktionsobmann der Grünen Grieskirchen, der zwar „Verständnis für Eltern“ hat, die ihre Kinder in eine Gymnasium-Unterstufe geben wollen, ohne dass diese weite Wege als Pendler zurücklegen müssen, betont aber, dass es seine Zustimmung nur geben werde, wenn die Unterstufe als öffentliche Schule eingeführt würde. „Eine Privatschule würde die soziale Ungleichheit verstärken“, sagt Aigner. Außerdem müsse davor das Problem der erhöhten Konkurrenz für die Mittelschule gelöst werden, so Aigner. Denn: Die Schülerzahl an den beiden Mittelschulen habe sich seit dem Höchststand 2004 von 691 auf derzeit 353 praktisch halbiert. „Mit demographischer Entwicklung allein lässt sich das nicht hinreichend erklären. Jede weitere Unterstufenklasse im Einzugsgebiet führt natürlich dazu, dass noch weniger Schüler die Mittelschulen besuchen“, erklärt Aigner.
Grüner warnt vor Brennpunktschule
Der Grüne Politiker meint zudem: „Außerdem weiß man aus dem urbanen Bereich, dass die Nähe von Unterstufengymnasien die Gefahr erhöht, dass sich die Mittelschulen zu Brennpunktschulen entwickeln. Wenn keine realistischen Maßnahmen von den politischen Befürwortern des Unterstufengymnasiums ausgearbeitet und garantiert werden, wie eine derartige Entwicklung verhindert werden kann, kann ich mir keine Zustimmung meinerseits vorstellen.“
Pachner: „Riesengroßer Wunsch der Eltern“
Bürgermeisterin Maria Pachner (VP) unterstützt Bildungsstadtrat Wolfram und sagt auf Tips-Anfrage: „Es ist ein riesengroßer Wunsch der Eltern, der Gemeinde und des Borgs. Das Angebot für die Kinder richtet sich nicht gegen die Mittelschulen. Es soll den Kindern das Pendeln ersparen.“ Bedenken, wonach man der Mittelschule Schüler wegnehmen könnte, hat Pachner keine: „Es sind zwei völlig unterschiedliche Schultypen. Kinder, die jetzt in die Unterstufe auspendeln, wollen ohnehin in keine Mittelschule.“