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Permakulturprojekt: Hüpf, hüpf, hurra – der Frei-Hof ist da

Katharina Vogl, 20.05.2016 08:14

SPRÖGNITZ. Seit Längerem wird im besagten Kräuterdörfchen an einem Fleckerl besonders fleißig gewerkelt – am Sonnentor Frei-Hof, dem neuesten Projekt des Bio-Pioniers. Ein wirtschaftlich unabhängiger Bio-Bauernhof, frei von chemischen Hilfsmitteln. Und dieses Gesamtpaket ist mindestens genauso pfiffig wie der Wind, der einem beim heutigen Besuch im Frei-Hof um die Ohren wehte.

Eine Runde Hüpfen in der ehemaligen Heu-Hüpfburg. Fotos: KaPri
  1 / 7   Eine Runde Hüpfen in der ehemaligen Heu-Hüpfburg. Fotos: KaPri

Beim sogenannten Sichtungs- und Vermehrungsgarten, der sich vor dem Hof auf grüner Wiese erstreckt, wird gerade fleißig Hand angelegt, meistens zumindest. Gerade springen die Frei-Hof-Bauern Thomas und Andi auf und ab – auf einem unscheinbar wirkenden Haufen – von wegen! Ja, vor Kurzem war dies tatsächlich eine Hüpfburg, und zwar aus Heu, die Jung und Alt beim vorhergehenden Bio-Bengelchen Frühlingsfest begeisterte. Die Hüpfer leisteten ungeahnt tolle Vorarbeit, indem sie das Heu zusammenpressten. Und das bildet nun gleichzeitig die nährstoffreiche Basis für den kommenden Gemüseanbau (siehe Foto). Damit ist man schon mitten im Kernthema der permakulturellen Bewirtschaftung, „denn auch da wird immer Ausschau nach einem mehrfachen Nutzen gehalten“, erläutert Frei-Hof-Bauer Thomas, der zusammen mit Ökologin Sigrid Drage und Bodenkundler Andreas Vogl­gruber einem alten Vierseithof in Sprögnitz wieder neues Leben einhaucht.

Permakultur als Lebenseinstellung

Permakultur ist für die drei nicht bloß eine Bewirtschaftungsweise, sondern vielmehr eine alles umfassende Lebenseinstellung. „Mit der Natur arbeiten, Kreislaufdenken, achtsame, umsichtige und vielfältige Bewirtschaftung, Pflanzen, Tiere und Menschen, die sich gegenseitig bedingen und voneinander profitieren“, all das ist bei den Gesprächen mit Thomas, Sigrid und Andreas immer wieder zu vernehmen. Mit dem neuesten Sonnentor-Projekt will man zeigen, dass – entgegen dem derzeitigen Trend – auch klein­strukturierte Landwirtschaften in heutiger Zeit so geführt werden können, dass man frei von Förderungen und chemischen Hilfsmitteln davon leben kann. Sonnentor fungiert gewissermaßen als Elternteil, der die Hofübergabe vornimmt, so wird es bei der Projektpräsentation beschrieben, die Kosten für die Umbauarbeiten trägt das Unternehmen. Der Frei-Hof soll binnen drei Jahren zum Selbstversorger werden. Und bis dahin gibt es noch eine ganze Menge zu erledigen, die drei Permakultur-Experten sprühen vor Ideen, das Konzept steht jedenfalls. Regenwasserzisterne, ein ausgeklügeltes Teichesystem, Glashaus, Bodenanbauprojekte, die wissenschaftlich begleitet werden, eine neue Teelinie, veredelte Produkte, autarke kleine Wohneinheiten zur Vermietung und und und.

Kartoffel-Heu-Beet

Aber heute ist erstmal das besagte Beet an der Reihe und dafür braucht man den Boden gar nicht umzugraben. Landschaftsplaner Thomas nimmt Kartons (möglichst unbedruckt), legt sie nebeneinander auf die Wiese, ritzt den Karton kreuzweise ein und legt jeweils einen Erpfi in ein Kartonloch. 16 verschiedene, zumeist alte Kartoffelsorten, hat er in petto. Andi sorgt für den Mulch, eine Lage Heu wird sorgfältig darüber gelegt. Kommen die Pflänzchen zum Vorschein, folgt eine weitere Heuschicht. Gleich daneben haben zwei Hügeln aus Holz und Heu Platz gefunden, die mit Erde aufgefüllt, tolle, nährstoffreiche Beete geben. Entlang des Weges, ein wenig unterhalb, schlängelt sich ein Kräuterbeet. Dieser beschriebene Bereich dient auch der Forschung, so werden die vielfältigen hier angebauten alten Obst- und Gemüsesorten genau unter die Lupe genommen.

Regional ist optimal

Erdbeeren aus Südamerika oder Salatgurken aus Spanien sind den drei Bauern ein Graus – mit Überwinterungs- und Frühkulturen soll die „Saure-Gurken-Zeit“ überstanden werden, das geplante Glashaus wird hier gute Dienste leisten, ist Thomas überzeugt. Und dass die Geschmacksvielfalt in der Region zu finden ist, davon können sich die Gäste des Sonnentor Restaurants Leibspeis“ überzeugen, denn die zertifizierte Bio-Küche wird zukünftig mit Frei-Hof Produkten beliefert. Die Direktvermarktung ist ein weiteres großes Ziel: „alte Sorten veredeln, einkochen, einlegen“. Thomas schwärmt bereits von roten, gelben und schwarzen Tomaten oder gar von gelben Himbeeren. Ob das Projekt abseits von Sonnentor funktioniere, will Tips wissen? „Das kann genauso funktionieren, wenn man nur genügend interessierte Leute hat, die sich dafür begeistern und ihre Ressourcen einfließen lassen“, ist Bauer Thomas überzeugt.

Daten und Fakten zum Sonnentor Frei-Hof

  • Hof-/Anbaufläche: 4,5 Hektar
  • Investition: 450.000 Euro
  • 8 neue Arbeitsplätze
  • 2017: neue autarke Wohneinheiten für Tourismus-Gäste

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