Gerhard Obermayr: Ein Chronist aus Leidenschaft
STADT HAAG. Der Haager Gerhard Obermayr arbeitet seit Jahren an einer Häuser-Chonik von Stadt Haag. Gedruckt würde seine Arbeit schon über 5000 Seiten ergeben.
Gerhard Obermayr ist Chronist aus Leidenschaft. Schon in der Schulzeit war er von Geschichte begeistert. Wann genau er begonnen hat, die Geschichte der Haager Häuser zu erforschen kann er nicht genau sagen, aber seit zirka fünf Jahren sammelt er unermüdlich Daten, verarbeitet sie zu nützlichen Informationen und stellt sie ins Internet.
Obermayr studiert Grundbücher, Kirchenbücher, Dienstbücher, Gewährbücher, Inventurprotokolle, Heiratsbriefprotokolle, die Theresianische Steuerfassion, den Josephinischen Steuerkataster, den Franziszeischen Kataster und vieles mehr. Aus diesen Quellen kann er eine umfassende Geschichte von Stadt Haag zusammen tragen.
Über 5000 Seiten
Der Haager Stadtamtsdirektor Gottfried Schwaiger hatte Obermayr einmal vorgeschlagen, seine Chronik drucken zu lassen. Doch das wäre ein unfinanzierbares Unterfangen. „Wenn ich meine Chronik drucken lassen würde, dann hätte ich jetzt schon über 5000 Seiten A4 beisammen. Das würde sich keiner kaufen. Deshalb stelle ich es ins Netz und da kann jeder Interessierte hineinschauen.“
Mit dieser Online-Quelle verfügt Stadt Haag über eine Chronik, von der andere Gemeinden nur träumen können.
Katastralgemeinden
Unterteilt ist Obermayrs Chronik in die zwölf Katastralgemeinden Haags. Wer ein bestimmtes Haus sucht, der klickt zunächst die entsprechende Katastralgemeinde an und kommt dann zu einer Liste aller Häuser, alte wie neue. Außerdem sieht man den Katastralplan des Franziszeischen Katasters. Der Franziszeische Kataster ist eine Landkarte, auf der alle Gebäude und Grundgrenzen der Zeit der Erfassung (1817–1824) eingetragen sind. Nachträgliche Änderungen wurden in roter Farbe aufgetragen und so kann man herauslesen, wie ein Haus vergrößert oder umgebaut wurde.
Haus-Chronik per Mausklick
Klickt man dann auf ein Haus aus der Liste, findet man Fotos von dem Haus und alles, was in den Grundbüchern, Kirchenbüchern und anderen Quellen zu finden ist. Das alles wurde von Obermayr sehr übersichtlich aufbereitet. Oft ist auch der betreffende Ausschnitt des Katastralplans dazu gestellt.Landesarchiv St. PöltenDiese Originaldokumente studiert und fotografiert Obermayr im Landesarchiv St. Pölten. Die Alten Grundbücher liegen in Bad Pirawarth. Diese kann man per E-Mail anfordern. Sobald sie im Landesarchiv St. Pölten eingelangt sind, wird man verständigt. Allein in den letzten Wochen hatte Obermayr über 6000 Fotos vom Alten Grundbuch gemacht. Diese Bücher sind sehr groß und sehr schwer. Daher ist für die Bücher das Fotografieren schonender als das Enscannen.Die Fotos bearbeitet Obemayr am Computer so, dass die Dokumente sehr schön leserlich sind – sofern man die alten Kanzleischriften lesen kann. „Mit diesen 6000 Fotos habe ich wieder Forschungsmaterial für ein Jahr, denn jedes Foto enthält zwei Seiten“, erklärt der unermüdliche Sammler, der sein Werk noch lange nicht abgeschlossen hat. Obermayrs Chronik ist ständig am wachsen und stellt sich als Lebensaufgabe dar. Wer wissen will, woran Obermayr gerade arbeitet, kann per Mausklick die letzen 50 Arbeitsschritte nachverfolgen.
Obermayr scheint jedes Haus in Haag persönlich zu kennen und er kennt von vielen Häusern die Geschichte auswendig. Auch wenn er alte Fotos von Stadt Haag betrachtet, kann er über jedes Haus eine Geschichte erzählen. Viele historische Fotos aus privaten Quellen sind auf der Chronik-Site zu finden. Auch alte Ansichtskarten, die Obermayr über die Site der Nationalbibliothek bezogen hat, sind in seine Chronik eingebaut.
Aufruf: Alte Fotos und Dokumente
Obermayr ruft dazu auf, ihm alte Fotos und Dokumente zu überlassen. Er scannt diese ein und gibt sie dann wieder zurück. „Alle alten Fotos und Dokumente von Haag sind interessant“, erklärt er. Wer derartiges Material hat, ist eingeladen, sich per E-Mail bei Obermayr melden. Die Chroniken der Häuser von Haag sind zwar schon sehr umfangreich und lesenswert, doch Obermayr hat noch weitere interessante Inhalte auf seine Chronik-Site gestellt. Ein Teil richtet sich an Leute, die selbst ihre Herkunft oder die Geschichte ihres Hofes erforschen wollen. Diesen gibt er einen Leitfaden zur Hand, wo beschrieben wird, welche Quellen es gibt und wo man diese einsehen kann.
Darüberhinaus hat Obermayr zwei vergriffene Bücher über Haag abgeschrieben und digital verarbeitet. Weiters hat er eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges verfasst und auf die Chronik-Site gestellt.Und da kann es dann schon passieren, dass man die Chronik aufruft, um vielleicht die Geschichte eines Hauses nachzulesen und man bleibt Stunden hängen, weil es soviel zu erfahren gibt. Dann klickt man sich von Haus zu Haus, schaut sich alte Fotos an oder versucht historische Handschriften zu entziffern. Beim Schmökern in Obermayrs Chronik kann sich durchaus ein Suchtfaktor einstellen.
Die Chronik: chronik.stadthaag.com
E-Mail: info@chronik.stadthaag.com
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