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Second-Hand-Projekt: Mit Herzblut gegen Verschwendung

Angelika Hollnbuchner, 05.02.2019 18:05

HAIDERSHOFEN. Knapp ein halbes Jahr gibt es den Henry-Laden des Roten Kreuzes in Vestenthal. Und schon stecken gut 30 Menschen ihr Herzblut in den Second-Hand-Laden. Christina Oberleitner rief das Projekt ins Leben. Vor allem junge Besucher und Kundschaft aus Steyr fehlen aber noch ein wenig.

Christina Oberleitner und Reinhard Gölzner im Henry-Laden in Vestenthal Fotos: mian
  1 / 8   Christina Oberleitner und Reinhard Gölzner im Henry-Laden in Vestenthal Fotos: mian

In Großstädten ist Second-Hand längst angekommen. Kleidertausch ist angesagt, gerade bei Jugendlichen. Christina Oberleitner sah den nachhaltigen Trend bereits vor gut eineinhalb Jahren anrollen. Und doch galt es für die Haidershofnerin, in ihrem Rotkreuz-Team noch den einen oder anderen davon zu überzeugen, dass Kleidern aus zweiter Hand nichts Schäbiges anhaftet. Wie es gelang? „Ich ging am Tag vor einer Führungssitzung in einen Steyrer Second-Hand-Shop und kleidete mich von Kopf bis Fuß ein. Am nächsten Tag fragte ich die Runde, ob jemandem etwas an mir auffällt. Als ich erklärte, dass mein ganzes Outfit aus dem Gebrauchtladen kommt, war die Überraschung groß.“

„Manchmal hängt noch Preismarkerl dran“

Seit September 2018 gibt es nun den von Oberleitner und ihrem Rotkreuz-Kollegen Reinhard Gölzner verwirklichten Henry-Laden in Vestenthal 95. In den hellen Räumen mit über 100 m2 kommt nur beste Ware auf die Stange. „Das entspricht gut einem Drittel der abgegebenen Kleidung. Der Rest geht an das Katastrophenhilfslager des Roten Kreuzes in Korneuburg“, erklärt Gölzner. Das Freiwilligenteam – von der Jungmama bis zur Pensionistin – ist immer wieder begeistert, welche Qualität den Weg in den Laden findet. Teils noch mit Preismarkerl. Der Renner im Rotkreuz-Geschäft sind Damenkleidung, Schuhe und Taschen. „Oft verweilt eine Tasche nur einen Tag bei uns“, lächelt Oberleitner. „Die Menschen denken spürbar nachhaltiger. Viele, die ihre Sachen bringen, weil sie sie gerne weiterverwendet wissen, nehmen sich auch gleich wieder etwas mit.“

Die Besucherzahlen sprechen für sich. An den ganztägig geöffneten Freitagen stöbern schon mal bis zu 40 Schnäppchenjäger durchs bunte Sortiment: „Wir haben alles – auch Trachten, Sportkleidung, Übergrößen, Umstandsmode, Faschingskostüme“, so Oberleitner. Für Kindersachen gibt es einen eigenen Raum.

Großartiges Miteinander

Was es ins Henry-Regal schafft, entscheiden die Ehrenamtlichen. Sie leisten eindrucksvolle Sortierarbeit – begutachten den Inhalt riesiger Säcke. Weitere Freiwillige sorgen für die liebevolle Aufbereitung: Gewand wird aufgebügelt, einiges stilsicher auf Puppen präsentiert. Die gemütliche Sitzecke im Laden hat sich schon zum Treffpunkt gemausert. „Die Menschen plaudern, trinken Kaffee, essen Kuchen. In der schnelllebigen Zeit ein echter Mehrwert“, so Oberleitner. Die Haidershofnerin hat – wie viele der Helfer – ihr Freizeitprojekt längst ins Herz geschlossen.

Für jeden da

Einkaufen kann in Vestenthal 95 jeder. Oberleitner verweist darauf, dass sich nicht alle Familien bei der Ausstattung ihrer Kinder finanziell leicht tun. Gerade auch sie sollen den Laden nutzen. „Es ist schön, wenn Menschen durch den Henry-Laden massiv entlastet werden“, stimmt Gölzner zu. Überdies schätzen aber genauso klassische Boutique-Kunden den Laden, so Oberleitner. Das muffige Image von Second-Hand-Shops ist allmählich passé. Die dreifache Mutter wurde zwar durchaus schon gefragt, ob sie gebrauchte Kleidung für ihre Kinder nicht unhygienisch finde. Ihre schlagfertige Antwort: „Jede ganz neue Kleidung ist von Schadstoffen belastet. Ein Second-Hand-Stück ist bereits zig Mal gewaschen worden. Was ist bedenklicher?“

Selbst ein Bild machen

Oberleitner rät Skeptikern, den Laden zu besuchen. „Unser Projekt wurde in Vestenthal großartig aufgenommen. Vor Kurzem war sogar der Rotkreuz-Landesverband Salzburg zu Besuch.“ Das Modell könnte bald auch dort Schule machen. Ein Wunsch des engagierten Vestenthaler Teams: „Kunden aus Steyr fehlen uns noch ein bisschen. Obwohl wir gar nicht weit weg sind“, so Gölzner und Oberleitner. Und auch über mehr ganz junge Kunden würde man sich freuen. „Wir wollen aufzeigen: Second-Hand ist modern und umweltbewusst.“

Der Verkaufserlös fließt übrigens an Projekte des Roten Kreuzes (Gesundheits- und sozialer Dienst sowie Katastrophenhilfsfonds).

Henry-Laden

benannt nach Rotkreuz-Begründer Henry Dunant

Ort: Vestenthal 95, von Steyr kommend gleich nach der Ortseinfahrt rechts (Gelände von Versicherungsfirma)

Geöffnet: mittwochs, 8–13 Uhr und freitags, 8–18 Uhr

Warenabgabe: gut erhaltene und gewaschene Kleidung, Schuhe, Taschen, Spielwaren, Kinderbücher, Geschirr

Nähere Info zur Mithilfe: Tel. 059/14451600, E-Mail: haag@n.roteskreuz.at; Facebook


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