70 Jahre Bergrettung Kirchberg/Pielach: „Es tut sich immer was am Berg“
KIRCHBERG/PIELACH. 1947, also vor genau 70 Jahren, gründete Leopold Wiedl die Ortsstelle der Bergrettung Kirchberg/Pielach. Tips sprach aus diesem Anlass mit Obmann Karl Gruber über Einsatzbereiche und Voraussetzungen für eine Arbeit bei der Bergrettung.
Tips: Herr Gruber, wie ist die Bergrettung Kirchberg derzeit aufgestellt?
Karl Gruber: Ich bin seit 2008 als Obmann im Einsatz. Gemeinsam mit den 33 Bergrettern betreue ich die Gemeinden Hofstetten, Rabenstein, Kirchberg/Pielach, Loich, Schwarzenbach/Pielach, Frankenfels und Puchenstuben. Im Durchschnitt bewältigen wir im Jahr etwa fünf bis acht Einsätze. Es tut sich immer was am Berg.
Tips: Wie schaut das Equipment eines Bergretters aus?
Gruber: Diese Frage ist schwierig zu beantworten, da die Voraussetzungen und Gegebenheiten bei jedem Einsatz extrem stark variieren. So ist es ein großer Unterschied, ob es sich um eine Bergung im steilen, felsdurchsetzten Gelände handelt, wo man von der Trage und von Seilen bis zu Sicherungsmöglichkeiten alles bedenken muss, oder ob es sich um einen Skiunfall auf einer Skipiste, oder um eine Personensuche im Wald handelt. Anhand dieser drei Beispiele sieht man schon, wie unterschiedlich die passende Ausrüstung sein muss. Aus diesem Grund ist neben einem vielfältigen Material eine fundierte und komplette Ausbildung sowie Erfahrung weitaus wichtiger. Wir versuchen, unsere Bergretter in allen Belangen des Bergsports und Erste Hilfe-Leistung zu fördern und zu fordern. Lösungsorientiertes und vorausschauendes Handeln im Team sind bei der Bergrettung oft der ausschlaggebende Punkt zwischen Erfolg und Misserfolg.
Tips: Seit Februar hat die Bergrettung neue Defibrillatoren im Einsatz. Wie läuft die Arbeit damit?
Gruber: Die Defibrillatoren wurden extra für die Verwendung am Berg optimiert. Sie sind nur knapp doppelt so groß wie ein Smartphone und sind daher ab sofort eine effektive Erweiterung unseres Equipments, das wir auch oftmals über weite und unwegsame Strecken manipulieren müssen. Die Bergretter wurden bereits auf das neue medizinische Produkt eingeschult. Eine optimale Erstversorgung ist speziell am Berg bei potenziell langen Versorgungszeiten essentiell. Die erlernten und geschulten Fähigkeiten der Bergretter tragen wesentlich zur Sicherheit im boomenden Bergsport bei.
Tips: Welche Voraussetzungen beziehungsweise Eigenschaften sollte man mitbringen, wenn man sich bei der Bergrettung engagieren will?
Gruber: Grundvoraussetzung ist die Begeisterung zur Natur, der Wille, anderen Menschen zu helfen sowie das Arbeiten im Team. Es sollten bereits gute Kenntnisse in den Bereichen Klettern, Skifahren und Orientierung vorhanden sein. Maßgebend für den Erfolg ist auch die Bereitschaft, an den Kursen teilzunehmen. Jeder Bergretter durchläuft verschiedenste Kurse mit den Schwerpunkten Wintertechnik, Sommertechnik und Erste Hilfe-Leistung im alpinen Gelände und muss diese binnen drei Jahren allesamt erfolgreich ablegen. Somit muss jeder Anwärter auch eine gewisse Zeit für seine Ausbildung garantieren und aufbringen.
Tips: Wie ist der Zusammenhalt in der Bergrettung?
Gruber: Abgesehen von den tollen Ausbildungen bekommen Bergretter auch noch Ideale und Geselligkeit einer richtigen Bergkameradschaft dazu, die wir auch intensiv fördern – zum Beispiel bei unserem jährlichen Hochtouren- und Schitouren-Wochenende.
FACTS ZUR ÖSTERREICHISCHEN BERGRETTUNG
Der Österreichische Bergrettungsdienst (ÖBRD) ist die älteste alpine Rettungsorganisation der Welt. Nach zahlreichen Unfällen in den Bergen wurde ein Unglück am 8. März 1896 auf der Rax, bei dem drei Männer in einer Lawine ums Leben kamen, zum Auslöser der Gründung des „Alpinen Rettungs-Ausschusses Wien“ (ARAW), woraus sich die Bergrettung Österreich entwickelte. Quelle: Österreichische Bergrettung
Österreichische Bergrettung
Ortsstelle Kirchberg/Pielach
Tel. 0676/5900790
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