Hitze, Sturm und Schneemassen: Klimawandel schwächt die Wälder
BEZIRK KIRCHDORF. Der Wald ist nicht nur Holzlieferant, sondern Schutz, Wasserspeicher, Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie Erholungsort für die Menschen. Anlässlich des internationalen Tag des Waldes am 21. März hat Tips die Zukunft des heimischen Waldes unter die Lupe genommen.
Aktuell sind 60 Prozent der Fläche des Bezirkes Kirchdorf von Wald bedeckt – rund 4.000 Hektar mehr als noch vor zwanzig Jahren. Der Zuwachs entspricht ungefähr der Gemeindefläche von Kremsmünster. „Im Bergland verzeichnen wir die größten Zuwachsraten. Einige Flächen werden nicht mehr landwirtschaftlich bewirtschaftet und wachsen deshalb zu“, erklärt Franz Zehetner, Leiter des Forstdienstes der Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf.
Föhnsturm hat 100.000 Festmeter im Bezirk umgeworfen
Die Trockenheit und Hitze im Sommer, der Windwurf im Herbst und die Schneebrüche Anfang Jänner haben den Wäldern zu schaffen gemacht. „Der Föhnsturm Ende Oktober hat 100.000 Festmeter Fichte und Buche im Bezirk umgeworfen, das entspricht 3.000 LKW-Zügen“, berichtet Franz Zehetner.
Fichte kommt unter Druck
Mit dem Klimawandel verändern sich auch die Wälder. Die Hälfte der Bäume in den heimischen Wäldern ist nach wie vor die Fichte, gefolgt von der Buche mit 26 Prozent. Doch die Fichte kommt mit dem Klimawandel vor allem in niedrigen Lagen unter Druck. „Sie ist ein Flachwurzler und hält deshalb der Hitze und den Stürmen nicht gut stand. Folglich ist sie auch weniger abwehrfähig gegenüber dem Borkenkäfer“, erklärt Franz Zehetner: „Tanne und Eiche sind deshalb die Zukunftsbaumarten im Flachland.“
Vielfalt an Baumarten minimiert das Produktionsrisiko
Auch die Waldbesitzer reagieren auf den Klimawandel. „Wir setzen auf möglichst viele unterschiedliche Baumarten. Je größer die Vielfalt, umso geringer wird das Produktionsrisiko. Das natürliche Vorkommen sind Buchen-Fichten-Tannen-Mischwälder. Dazu passen Ahorn, Lärche und Esche sehr gut,“ erklärt Harald Greifeneder, Leiter des Forstbetriebes Steyrtal.
Pilzbefall und Borkenkäfer
Eine weitere Herausforderung ist das Eschensterben. „Ein Pilz befällt die Eschen. Leider sieht man es den Bäumen nicht sofort an, wenn sie befallen sind“, so Greifeneder. Auch der Borkenkäfer ist speziell nach Wetterextremen ein Thema, denn geschwächte Bäume sind anfälliger. „Der Borkenkäfer wird uns heuer noch beschäftigen. Sollten wir ein trockenes Frühjahr und wieder einen heißen Sommer haben, ist die Käferproblematik vorprogrammiert. Doch wir nehmen das Problem seit Jahrzehnten ernst, deshalb ist der Käferanteil auch im Vorjahr gesunken,“ berichtet Greifeneder.
Beruf als Förster ist beliebt
17 ausgebildete Forstleute arbeiten im Bezirk, davon auch zwei Forstakademikerinnen. „Das Berufsbild hat sich zwar gewandelt, die Reviere sind größer geworden und der Förster hat auch einen Managementjob, es ist jedoch nach wie vor ein schöner Beruf, bei dem man viel in der Natur arbeitet“, so Harald Greifeneder. Im Vorjahr wurden dort zwei Revierassistenten aufgenommen und heuer werden noch drei Lehrlinge das Team verstärken.
Größter Waldbesitzer sind die Bundesforste
46 Prozent der Waldfläche im Bezirk sind im Besitz der Österreichischen Bundesforste (ÖBf). 30 Prozent gehören privaten Kleinwaldbesitzern, 22 Prozent privaten Großwaldbesitzern (über 200 Hektar) und zwei Prozent sind sonstiger öffentlicher Wald.
Wildverbiss erschwert die natürliche Waldverjüngung
Die Forstwirtschaft ist mit weiteren Herausforderungen konfrontiert. „Speziell im Bergland wird die Naturverjüngung des Waldes durch zu viel Wildverbiss gebremst. Teuer wird es, wenn dadurch Schutzwälder wegfallen und teurere technische Schutzmaßnahmen vor Lawinen und Steinschlag errichtet werden müssen“, erklärt Franz Zehetner und betont: „Der Wildstand muss so angepasst sein, dass sich der Wald ohne Maßnahmen der Menschen verjüngen kann.“
Ausgleich der Interessen
Immer mehr Menschen nutzen den Wald als Erholungsort. „Ein unterschätztes Thema ist beispielsweise das E-Bike, damit kommen noch mehr Menschen in die Wälder, das bringt Konfliktpotenziale mit sich“, so Laurenz Aschauer vom Forstbetrieb Steyrtal. Es gilt, einen Interessensausgleich zwischen den Ansprüchen und Interessen aller Waldnutzer zu schaffen.
Mehr Respekt gefordert
„In vielen Dingen sind wir gesprächsbereit. Wir haben auch Mountainbike-Strecken in unserem Gebiet freigegeben – aber alles mit Maß und Ziel. Leider kennen manche keine Grenzen. Waldnutzer fordern oft etwas, das für sie selbstverständlich ist und verstehen ein ,Nein' nicht. Es braucht mehr Respekt für die Arbeit der Förster“, betont Harald Greifeneder, der von illegalen Gipfelkreuzen, nicht genehmigten Veranstaltungen und deren Bewerbung im Internet berichtet.
„Schäden an den Wäldern werden auch von den frei abfahrenden Skitourengehern verursacht, wenn durch die Ski die Spitzen der jungen Bäume verletzt werden,“ erklärt Franz Zehetner. Er befürchtet, dass der Respekt vor dem Eigentum verloren geht und bittet alle Waldnutzer darum, sich an das Betretungsverbot nach dem Forstgesetz zu halten.
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