Mönch sein – Ein Lebensweg mit Zukunftsperspektive: Pater Bernhard Eckerstorfer präsentierte sein Buch im Stift
KREMSMÜNSTER. Bei der Präsentation des Buches „Mönchtum der Zukunft. Interviews zum Ordensleben“ führte Pater Bernhard Eckerstorfer im Kaisersaal des Stiftes Kremsmünster ein Gespräch mit Schwester Christine Rod und Pater Johannes Pausch.
Bereits die auf dem Buchcover angeführten Namen der interviewten 19 Persönlichkeiten machen neugierig auf den Inhalt. In der leicht lesbaren Form des Interviews kommen beeindruckende Persönlichkeiten zu Wort, die Einblick in ihre persönliche Suche nach einer tragfähigen Lebensgestalt geben und so für das Leben anderer Menschen in verschiedenen Lebensformen Inspiration sein können. Unter anderem stellten sich die 97-jährige Benediktinerin Corona Bamberg, der Bestsellerautor Anselm Grün oder der Jesuit und Psychotherapeut Josef Maureder den Fragen. Anregende Einblicke außerhalb des deutschen Sprachraums bieten u.a. der australische Trappist Michael Casey, der italienische Klostergründer Enzo Bianchi und die französische Soziologin Isabelle Jonveaux.
Fragen rund um Christentum, Benediktiner und Konflikte
Wirft man dann einen Blick auf die Titel, wird man schnell mit interessanten Fragen konfrontiert: Wie schafft Abtprimas Gregory Polan die beinahe unmögliche Aufgabe, weltweit alle Benediktinerklöster im Blick zu haben und ihnen ein Oberhaupt mit Weitblick zu sein? Wie geht man in einer großen Gemeinschaft mit einzelnen Charakteren und den natürlich entstehenden Konflikten um? Und wie schafft es David Steindl-Rast, Christus in seiner ganz eigenen Weise so radikal nachzufolgen, wie wir es eigentlich heute nur noch von den alten Wüstenvätern her kennen?
Lebensform in der heutigen Welt immer neu reflektieren
Pointiert, geistreich und mit viel Charme besprach Pater Bernhard Eckerstorfer über zehn Jahre lang zahlreiche Themen mit Ordensleuten, hochkarätigen Persönlichkeiten des Benediktinerordens aus aller Welt und Menschen, die dem klösterlichen Leben nahestehen. Dass er vielen von ihnen freundschaftlich nahesteht, erhöht den Reiz des Buches; große Offenheit und seltene Einblicke ins Ordensleben sind das Ergebnis. Die Interviews fügen sich trotz ihrer Verschiedenheit der Interviewpartner wie eine Symphonie ineinander. Eckerstorfer, der alle seine Interviews im Rahmen seiner verschiedensten Tätigkeiten führen konnte und so keinen einzigen Kilometer extra zurücklegen musste, sieht sich und junge Ordensleute heute als Fährtenleser und meinte bei der Präsentation: „Bei all dem Abbruch, den wir gerade im kirchlichen und klösterlichen Bereich wahrnehmen, müssen wir Ordensleute ein Gedächtnis für die Kirche sein, auf die große Gestalten der Vergangenheit und Gegenwart hören und so ihre Weisheiten in die Zukunft tragen. Wenn wir als Ordensleute nur einfach so weitermachen wie bisher und nicht unsere Lebensform in der heutigen Welt immer neu reflektieren und reformieren, ist unsere Zukunft ungewiss.“
„Mit dir rede ich nichts mehr!“
Bei der Präsentation des Buches im Kaisersaal wurde die Interviewform stringent eingehalten. Zwei der 19 Gesprächspartner, die im Buch ausführlich zu Wort kommen, waren auf der Bühne. Die Generalsekretärin der Österreichischen Ordensgemeinschaften, Schwester Christine Roth, und der Gründer des Klosters Gut Aich, Pater Johannes Pausch, sprachen mit Pater Bernhard über Konflikte im Kloster. Dabei standen aber nicht nur praktische Lösungsvorschläge im Vordergrund, sondern vor allem die tiefe geistliche Ebene der Konfliktbewältigung.
Genaues Hinhören auf den anderen
Schwester Christine: „Ich wünsche mir für die Ordenswelt eine reife, erwachsene Kommunikation und ein genaues Hinhören auf den anderen. Viele Konflikte würden so erst gar nicht entstehen.“ Die alles entscheidende Frage sei für sie aber: „Ist Gott in unserer Mitte?“
Konfliktfähigkeit und Bereitschaft zur Versöhnung
Für Pater Johannes, der auch als Psychotherapeut wirkt, ist das Thema der Konfliktfähigkeit und Bereitschaft zur Versöhnung eine Zukunftsfrage: „Kommunikationsunfähigkeit ist ein wesentliches Hindernis der Gottsuche.“ Bei Konflikten sei die christliche Dimension des Kreuzes von wesentlicher Bedeutung, denn das Leben in der Nachfolge Christi sei immer eine große Herausforderung. Eindringlich mahnt er: „Ordensleute müssen Konflikte und Herausforderungen mit den Menschen im Leben aushalten und mittragen. Dies kann aber nur im Vertrauen auf Auferstehung und Erlösung gelingen.“
Nicht nur für Ordensleute alltagstauglich
Die Besucher des Abends gewannen bei Aussagen wie „Konfliktscheuheit führt zu keinem besseren Miteinander“ oder „Wir haben oft Angst zu wenig zu bekommen“ schnell den Eindruck, dass die angesprochenen Themen nicht nur für Ordensleute, sondern durchaus auch für Familien relevant sind. Auch Abt Ambros meinte in seiner Ansprache: „Dieses Buch besitzt nicht nur für Ordensleute jeden Alters große Aktualität, sondern für alle Menschen, die ihr eigenes, geistiges Leben ernst nehmen!“ Musikalisch umrahmt wurde die gelungene und stimmungsvolle Veranstaltung von Pater Altman Pötsch an der Violine, begleitet von der Stiftsorganistin Ingrid Achleitner am Klavier.
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