
MOLLN. Die Moos-Experten des Nationalpark Kalkalpen haben Grund zur Freude: Sie entdeckten die sehr seltene Moosart „Mannia trianda“, das Dreimännige Grimaldimoos, im Nationalpark.
Die Moos-Experten Harald Zechmeister und Michaela Kropik waren im 20.856 Hektar großen Nationalpark Nationalpark Kalkalpen auf der Suche nach europaweit geschützten Moosarten. Neben neuen Erkenntnissen zu einzelnen Arten wurde auch eine neue Moosart gefunden: „Mannia triandra“, das Dreimännige Grimaldimoos. Dieser Zufallsfund während einer Mittagsrast der Biologen gilt als Erstfund für den Nationalpark Kalkalpen.
„Dreimännige Grimaldimoos“ mehrfach nachgewiesen
Im Rahmen einer 2019 und 2020 laufenden Untersuchung der Moosflora des Nationalpark Kalkalpen konnte das ausgesprochen seltene Dreimännige Grimaldimoos mehrfach nachgewiesen werden. Die sehr seltene Moosart ist in der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (FFH) der Europäischen Union, eines der bedeutendsten länderübergreifenden Schutzinstrumente, als gefährdet gelistet. Ziel der Flora-Fauna-Habitatrichlinie ist ein europäisches Netzwerk aus Biotopen, in dem sich wilde Tiere und Pflanzen ausbreiten und überlerben können.
Zufallsfund bei Mittagsrast
Im Mittelpunkt des Kartierungsprojektes standen eigentlich die zwei FFH-Moosarten Grünes Koboldmoos (Buxbaumia viridis) und das Kärntner Spatenmoos (Scapania carinthiaca) sowie das in Europa extrem seltene Moos Hypnum fertile, für welches der Nationalpark Kalkalpen vermutlich einen Verbreitungsschwerpunkt darstellt. Beim Grünen Koboldmoos war bisher zur Ausbreitungsbiologie nur wenig bekannt. „Mithilfe von Wildkameras konnte herausgefunden werden, das vor allem Mäuse und auch Vögel an der Ausbreitung der Sporen beteiligt sind“, ist Volkhard Maier, Direktor vom Nationalpark Kalkalpen, begeistert. Diese Ergebnisse stellen eine wissenschaftliche Entdeckung dar und wurden auch in einem wissenschaftlichen Journal publiziert.
Hohe Standortansprüche: besonnt und dennoch luftfeucht
Nach weiterer Nachsuche konnte auch ein zweiter Standort des Moos-Neufundes festgestellt werden. Es ist daher davon auszugehen, dass diese Art häufiger im Nationalpark Kalkalpen vorkommt. Außerhalb des Schutzgebietes kommt die Art ausgesprochen selten und nur punktuell an den Konglomerat-Ufern der Flüsse Steyr und Enns vor. Die Art, die zu den Lebermoosen zählt, hat sehr enge Standortansprüche und kommt bevorzugt an felsigen Standorten entlang von Bächen vor. Dabei benötigt sie kleine Halbhöhlen oder frische Anrissstellen die bestenfalls überdacht sind. Die Standorte müssen besonnt und dennoch luftfeucht sein.
Vier FFH-Moosarten im Nationalpark
Neben den drei bekannten FFH-Moosarten Grünes Koboldmoos, Grünes Gabelzahnmoos (Dicranum viride) und dem Kärntner Spatenmoos kommt nun diese Moos-Art als vierte FFH-Art im Nationalpark dazu. „Insgesamt kann gesagt werden, dass der Nationalpark Kalkalpen ein wichtiges Refugium für das Überleben aller vier FFH-Moosarten in Österreich darstellt“, freut sich Moos-Experte Harald Zechmeister von der Universität Wien.