Mittwoch 17. April 2024
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KIRCHDORF/KREMSMÜNSTER/SCHLIERBACH. Die Corona-Krise hat auch den Schulalltag maßgeblich verändert. Tips holt die Schüler vor den Vorhang und erkundigte sich bei den Schulsprechern der höheren Schulen des Bezirks Kirchdorf über deren Erfahrungen.

Jonathan Grüner (BBS Kirchdorf), Felix Weinberger (BRG/BORG Kirchdorf), Vincent Reisner (Stiftsgymnasium Kremsmünster) und Emily Hiesmayr (Stiftsgymnasium Schlierbach, v.l.) (Foto: Grüner/privat/GMR Fotografen/Trinkl)
photo_library Jonathan Grüner (BBS Kirchdorf), Felix Weinberger (BRG/BORG Kirchdorf), Vincent Reisner (Stiftsgymnasium Kremsmünster) und Emily Hiesmayr (Stiftsgymnasium Schlierbach, v.l.) (Foto: Grüner/privat/GMR Fotografen/Trinkl)

Den derzeitigen Schichtbetrieb betrachten die Schüler im Bezirk Kirchdorf mit gemischten Gefühlen. Dieser sei für Schüler als auch für Lehrer anstrengender und zeitintensiver als ausschließlich Homeschooling oder Präsenzunterricht, meinen die Schulsprecherin des Stiftsgymnasiums Schlierbach Emily Hiesmayr (11. Schulstufe) und ihre Stellvertreterin Anna Trinkl (10. Schulstufe): „Es ist sowohl für Schüler, als auch Lehrer schwierig, aber gemeinsam meistern wir die Situation gut.“

Effizienz des Unterrichts leidet

Dass die Effizienz des Unterrichts durch den Schichtbetrieb leide, meint Livia Eibl, die stellvertretende Schulsprecherin im Gymnasium Kirchdorf (11. Schulstufe). „Für die Psyche der Schüler ist er aber eine gute Lösung und mindert teilweise den Stress. Grund dafür sind die sozialen Kontakte und auch die Hausübungstage zu Hause,“ sagt die 17-Jährige.

Positive Erfahrungen im Homeschooling gesammelt

Die Schulsprecher der höheren Schulen des Bezirks Kirchdorf sind sich einig, dass die Schüler im Homeschooling positive Erfahrungen sammeln konnten, so haben sie beispielsweise mehr Selbstständigkeit, Selbstverantwortung und EDV-Kenntnisse erlernt. „Die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren, motivieren und strukturieren wurde gestärkt,“ sagt der Schulsprecher der Berufsbildenden Schulen (BBS) Kirchdorf, Jonathan Grüner.

Schwierigkeiten im Homeschooling

So manches erschwert das Homeschooling auch. Laut Emily Hiesmayr und Anna Trinkl, sei das Erlernen von Sprachen schwieriger und „auch praktische Arbeiten gehen im Homeschooling verloren, denn in der Schule können beispielsweise Experimente durchgeführt werden. Das gemeinsame Lernen mit anderen Schülern macht mehr Spaß.“ Auch die meisten Schüler im Stiftsgymnasium Kremsmünster bevorzugen den Präsenzunterricht vor dem Fernunterricht. „Im Homeschooling ist es schwieriger, dem Unterricht zu folgen, da man ganz allein vor seinem Bildschirm sitzt und leichter abgelenkt werden kann. Daher muss man sich wirklich bemühen, aufzupassen, um den Anschluss nicht zu verlieren“, erklärt Schulsprecher Vincent Reisner, einer von 457 Schülern (180 Burschen und 277 Mädchen) des Stiftsgymnasiums Kremsmünster. Der 17-Jährige besucht die 11. Schulstufe und meint, die Einstellung zum Präsenzunterricht habe sich verändert: „Obwohl es einige Schüler gibt, die Homeschooling bevorzugen, ist die Mehrheit sehr froh, wenn sie einen ,normalen' Schultag hat. Besonders den Kontakt mit seinen Mitschülern weiß man jetzt mehr zu schätzen.“

Sozialer Kontakt mit den Mitschülern fehlt im Distance-Learning

Der 18-jährige Jonathan Grüner besucht die 12. Schulstufe der HLW und betont, dass „im Distance-Learning durch die fehlenden zwischenmenschlichen Gespräche der soziale Aspekt der Schule sehr verloren ging. Manche Klassengemeinschaften wurden durch den geringen Kontakt nicht besonders gestärkt.“ Diese Erfahrung machte auch Johanna Mairhofer, stellvertretende Schulsprecherin im Gymnasium Kirchdorf (11. Schulstufe). Die 17-Jährige erklärt: „Das Fehlen der sozialen Kontakte sowie der Druck immer erreichbar sein zu müssen, stellen sich als schwierig dar. Grenzen zwischen der Schule und der eigenen Freizeit verschwimmen, durch die Verwendung der Technik und die Möglichkeit immer zu arbeiten. Ebenso setzt man sich selbst schnell unter Druck und es entstehen Ungewissheiten in einigen Hinsichten, vor allem für Zukünftiges wie die Matura.“

Zu viele Arbeitsaufträge, Wiederholungen und Prüfungen sorgen für Stress

Der Präsenzunterricht sei vor allem besser fürs Lernen, meint der Schulsprecher des Gymnasiums Kirchdorf Felix Weinberger (11. Schulstufe). Jedoch würden sich an den Tagen vor Ort in der Schule die Arbeitsaufträge, Prüfungen und Wiederholungen häufen und das mache es für die Schüler stressiger. „Auf die Bemerkung von Schülern, es sei gerade zu stressig und man komme nicht mehr zurecht, kommt häufig von den Lehrern die Antwort: ,Aber in meinem Fach passt alles, oder?' Das Problem sind nicht einige Aufträge in einem Fach sondern die Arbeitsaufträge und Wiederholungen aller Fächer. Keiner sieht sich für den Stress den die Schüler haben, verantwortlich. An unserer Schule gibt es zwar diverse Angebote (Schulpsychologe, Vertrauenslehrer), diese werden aber nur vereinzelt in Anspruch genommen. Von Seiten der Schülervertretung möchten wir uns überlegen, wie man diese Angebote besser vermitteln kann“, möchten Felix Weinberger, Johanna Mairhofer und Livia Eibl das Problem selbst in die Hand nehmen.

Distance-Learning vor allem für lernschwächere Schüler ein Problem

Auch der Schulsprecher der BBS Kirchdorf, Jonathan Grüner, kennt diese Situation: „Viele haben kein großes notentechnisches Problem, wobei es lernschwächeren Schüler durch das Distance-Learning und den Hybridunterricht nicht gerade leichter gemacht wird. Die Lehrkräfte bemühen sich Großteils sehr, diese Schüler zu unterstützen und zu fördern. Durch den Verlust der Prüfungszeiten in Teilen des ersten Halbjahres sehen manche Lehrkräfte jetzt ihre Chance, den gelernten Stoff zu prüfen, dies führt zu einem sehr strikten Prüfungsplan. Wir hoffen, bald wieder zur Normalität zurückzukehren.“

Emotionale Belastungen

Mit den emotionalen Belastungen der Schüler wird in den Schulen sehr unterschiedlich umgegangen. Vincent Reisner, Schulsprecher im Stiftsgymnasium Kremsmünster, sagt: „Viele Schüler kämpfen inzwischen mit Motivationsschwierigkeiten und stellenweise auch mit psychischen Problemen, vor allem aufgrund der fehlenden sozialen Kontakte. Die meisten Lehrer haben mehr Verständnis für verspätete Abgaben als zuvor und einige erkundigen sich auch regelmäßig nach unserer mentalen Gesundheit. Außerdem haben wir eine Schulpsychologin, die wir kontaktieren können und wurden erst kürzlich von der Schule auf die Initiative ,Gönn‘ dir!' aufmerksam gemacht.“ Jonathan Grüner weiß: „Es ist für die Lehrperson schwer, eine emotionale Belastung zu erkennen, da man die Betroffenen so gut wie nie von Angesicht zu Angesicht sieht. Wenn also kein erster Schritt der Schüler unternommen wird, ist es fast unmöglich, eine solche Belastung festzustellen. An unserer Schule gibt es aber die Möglichkeit, sich mit einer Schulpsychologin zu treffen.“

Technische Ausrüstung ist gut

Die technische Ausrüstung im Distance Learning empfinden die Schulsprecher nicht als Problem. Die meisten Schüler hatten bereits Zugang zu einem Laptop und den anderen wurde einer von der Schule zur Verfügung gestellt. Anfangsschwierigkeiten mit den verschiedenen Plattformen wurden rasch gelöst. „Bei Problemen waren unsere Lehrer und der Administrator für uns da. Diesbezüglich hat unsere Schule sehr gute Arbeit geleistet“, findet Vincent Reisner, Schulsprecher im Stiftsgymnasium Kremsmünster, lobende Worte.

Lehrer geben ihr Bestes

Den Lehrern geben die Schulsprecher durchwegs ein gutes Zeugnis, die Meisten hätten sich schnell mit den neuen Unterrichtsmethoden vertraut gemacht. „Die Lehrer gehen mit der Situation sehr unterschiedlich um, jeder hat sein eigenes System entwickelt und versucht das Beste aus der aktuellen Lage zu machen. Dadurch entsteht auch eine gewisse Diversität, welche den Unterricht interessanter macht“, sagt Johanna Mairhofer vom Gymnasium Kirchdorf. Seitens der beiden Schülervertreterinnen aus Schlierbach heißt es: „Die Lehrer bemühen sich sehr, dass das Lernen auch im Homeschooling funktioniert, und gehen gut mit der Situation um. Manchmal gibt es schon Schwierigkeiten mit der Kommunikation, aber das lässt sich immer lösen.“

Maturanten froh über den Entfall der mündlichen Matura

Besonders schwierig ist die aktuelle Situation verständlicherweise für die Maturanten, trotzdem versuchen sie das Beste draus zu machen. „Die Maturanten haben mit einigen Hürden und Wissenslücken zu kämpfen. Außerdem haben einige von ihnen in diesem Schuljahr größere schulische Schwierigkeiten als in den Jahren zuvor. Das Entfallen der mündlichen Matura empfinden sie als eine faire Lösung. Aktuell haben fünf von ihnen vor, bei den mündlichen Prüfungen anzutreten“, berichtet Vincent Reisner vom Stiftsgymnasium Kremsmünster. Auch die Maturanten in Schlierbach sind darüber froh. „Sie haben nicht mehr so viel Druck und freuen sich, dass sie sich auf die schriftliche Prüfung konzentrieren können. Daher absolvieren wenige freiwillig die mündliche Prüfung“, erzählen Emily Hiesmayr und Anna Trinkl. Die Maturanten im Gymnasium Kirchdorf sind ebenfalls erleichtert, da die mündliche Matura in den vergangenen Wochen für Stress gesorgt habe. Nur wenige entscheiden sich für die freiwillige, mündliche Matura. Sehr wichtig ist ihnen zudem ein Ausgleich zum Schulischen, zum Beispiel Sport oder Musik.


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