Ein Haufen Arbeit: Zwei Kremstaler helfen Ameisen beim Übersiedeln
MICHELDORF IN OÖ. Haben sie es sich einmal im Garten gemütlich gemacht, sind die geschützten hügelbauenden Waldameisen nicht mehr so leicht zu vertreiben. Johann Ramsebner und Karl Reiter haben jedoch die behördliche Genehmigung, die ungebetenen Gäste schonend zu übersiedeln. Tips hat die beiden ungewöhnlichen „Umzugshelfer“ beim Abbau von zwei Nestern begleitet.
Zwei Ameisennester hatte eine Familie in Micheldorf in ihrem Garten. Den Insekten gefiel es speziell bei einem alten Holzbalken und neben einem Hochbeet aus bereits morschem Holz besonders gut.
Hügelbauende Waldameisen sind geschützt
Will man die lästig gewordenen Tiere wieder los werden, ist das auf legalem Weg nicht ganz so einfach, denn hügelbauende Waldameisen sind nach dem Oberösterreichischen Naturschutzgesetz geschützt. Grundsätzlich ist jede Art von Eingriff am Nest verboten. Mit einer Sondergenehmigung der Bezirkshauptmannschaft (BH) Kirchdorf dürfen Johann Ramsebner aus Micheldorf und Karl Reiter aus Oberschlierbach jedoch seit 2003 die Nester umsiedeln. Beide haben jeweils bereits 150 Ameisenhügel abgebaut und die Insekten an einem günstigeren Ort wieder freigelassen. Dafür haben sie eine eigene Methode entwickelt.
Ameisen bestimmen
Vor dem Umzug ist allerdings zu bestimmen, ob es sich um die geschützten hügelbauenden Waldameisen handelt. Das sei oft gar nicht so einfach, meint Johann Ramsebner, der bereits sechs verschiedene Arten im Bezirk umgesiedelt hat. „Rossameisen werden oft mit den Waldameisen verwechselt. Diese Holzzerstörer sind jedoch nicht geschützt“, stellt der Micheldorfer klar.
Schonende Absaugmethode
Ungefähr eine Woche vor dem Übersiedeln wird das Nest mit einem Netz, Rinden und Hohlräumen vorbereitet und anschließend mit Eternitplatten zugedeckt, denn das mögen die Ameisen. Am Tag des Auszuges rücken die Umzugshelfer mit dem Staubsauger an. Karl Reiter entwickelte ein Sauggerät, mit dem die Ameisen samt ihrer zahlreichen Brut unbeschadet eingesaugt werden können. „Das ist die schonendste Methode, weil man nicht graben muss“, erklärt der 67-Jährige. Um so viele Ameisen wie möglich aufzunehmen, ist schnelles Arbeiten angesagt. Hat die Art nur eine Königin, muss sehr behutsam vorgegangen werden. Denn übersiedelt diese nicht mit, stirbt das Volk.
Mehrere Arbeitsgänge nötig
Zur vollständigen Entfernung des Nestes sind mehrere Arbeitsgänge an unterschiedlichen Tagen nötig, weil sich der Großteil der Ameisen zum Zeitpunkt der Absaugung auf Nahrungssuche befindet. Beim ersten Mal wird nicht einmal die Hälfte erwischt. „Laut Literatur laufen Ameisen bis zu 150 Meter“, erklärt Johann Ramsebner.
Gefüttert und mit Wasser versorgt
Wenn möglich, erfolgt die zweite Absaugung nach einem Regen, weil sich die Ameisen dann im Bau sammeln. In der Zwischenzeit warten die bereits eingesaugten Insekten im Behälter. „Ich füttere sie in meiner Garage und versorge sie mit Wasser. Sie sind so mit dem Herumsiedeln ihres Nestmaterials beschäftigt, dass sie keinen Versuch unternehmen auszubüchsen“, erzählt Ramsebner. Der Behälter bleibt sogar offen. Sollte doch die eine oder andere Ameise den Rand hinauf krabbeln, fällt sie wieder herunter, da dieser mit Paraffinöl bestrichen wird.
Neues Zuhause gefunden
Im Micheldorfer Ortsteil Weinzierl hat Johann Ramsebner bereits ein Platzerl für die beiden Nester vorbereitet. Und bald schon sind die fleißigen Ameisen wieder mit dem Aufbau ihres neuen Zuhauses beschäftigt: Ein Haufen, in dem viel Arbeit steckt.
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