Naturpartnerschaft zwischen Zementwerk und Landschaftspflegeverein trägt Früchte
MICHELDORF IN OÖ/KIRCHDORF AN DER KREMS. Eine artenreiche Wiese, auf der es blüht und summt, in einem Steinbruch – zu finden ist diese außergewöhnliche Konstellation in Micheldorf, denn dort gehen Kalkabbau und Landschaftspflege Hand in Hand. Bereits seit 1989 kooperieren das Kirchdorfer Zementwerk und der Verein „Bergma(n)dl“.
Das Zementwerk unterstützt seit Jahrzehnten die Bestrebungen von Micheldorfer Naturschützern. Nach der Finanzierung der Übersiedlung einer Orchideenwiese im geschützten Landschaftsteil „Himmelreich“ gründeten die Mitwirkenden 2003 den Landschaftspflegeverein „Bergma(n)dl“. Durch die Finanzierung von drei Schautafeln war 2008 der Hofmannweg geboren. Der artenreiche Magerwiesenhang am Ende des Weges wurde von den Bergma(n)dl 2014 in Betreuung genommen.
Ökologische Pufferzone
Im vergangenen Jahr wurden zwischen dem aktuellen Obermicheldorfer Steinbruch, der Himmelreichwiese und dem geschützten Landschaftsteil „Himmelreich“ im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen 8.000 Quadratmeter gepflegte, ungedüngte Wiesenflächen als ökologische Pufferzone geschaffen. In Summe wurden rund 60.000 Kubikmeter Erdreich bewegt, um diesen neuen Lebensraum im Randbereich zu schaffen. Die Bergma(n)dl wurden und werden bei der Gestaltung und Pflege miteingebunden. Eine Vegetationsökologin begleitet das Projekt wissenschaftlich.
Es blüht im Steinbruch
Orchideen lieben mageren Untergrund und finden auf ehemaligen Kalkabbauflächen optimale Bedingungen vor. Der Micheldorfer Steinbruch wird kontinuierlich renaturiert, die Abbruchkanten zum Teil wieder aufgefüllt und verebnet und die Bildung einer Humusschicht aktiv gefördert. Einmal im Jahr werden die Kalkmagerwiesen von den Bergma(n)dln gemäht, sonst würden sie verwalden. Wird das Gras auf den neuen, noch nackten Gesteinsflächen und Wegen aufgelegt, bildet sich nach wenigen Jahren eine Humusschicht, die wieder neue Wiesen zum Blühen bringt. So manch kostbare Pflanze wird auch händisch umgesiedelt. Neben den mehr als zehn Orchideen-Arten wachsen unter anderem auch Feuerlilie, Ehrenpreis, Alpen-Steinquendel, Graslilie, Akelei, Große Sterndolde, Kartäusernelke, Klebriger Lein und der Raue Kranzenzian im Steinbruch.
Auszeichnung erhalten
Für die Naturpartnerschaft rund um die Obermicheldorfer Steinbruchwiesen erhielt der Landschaftspflegeverein Bergma(n)dl heuer einen mit 5.000 Euro aus dem Biodiversitätsfonds dotierten Preis beim Grand Prix der Biodiversität. Das ist ein Biodiversitätswettbewerb von Naturschutzbund und Klimaschutzministerium. Mit dem Preisgeld kauft der Verein Werkzeug und Geräte.
Wirtschaft und Naturschutz sind kein Widerspruch
Das Zementwerk investiert heuer noch rund 25.000 Euro in die weitere Sanierung des sogenannten „Himmelreichhauses“. Das Gebäude „In der Krems 3“ ist seit 2013 im Besitz des Unternehmens und wird seit Jänner 2021 als Vereinsheim für die Bergma(n)dl adaptiert. „Als Konzern ist uns Natur- und Umweltschutz wichtig, das gilt auch ganz speziell für den Steinbruch mitten in der Natur. Außerdem möchten wir zeigen, dass Wirtschaft und Naturschutz kein Widerspruch sind“, sagt Erich Frommwald, Geschäftsführer des Zementwerks Kirchdorf, der sich vom Verein und vom Enthusiasmus der Mitglieder begeistert zeigt.
Umdenken in der Gesellschaft
„Durch gemeinsame Anstrengungen wollen wir auch zukünftig artenreiche Wiesen erhalten. Früher wurde ich oft als ,Spinner‘ bezeichnet und der Verein wurde belächelt. Jetzt hat ein Umdenken in der Gesellschaft stattgefunden – die Vereinsmitglieder erhalten Anerkennung für ihre Arbeit“, sagt der Obmann des Landschaftspflegevereins Bergma(n)dl Werner Bejvl und bedankt sich bei allen, die artenreiche Wiesen erhalten.
Wanderungen und Führungen
Wer sich für die Arbeit der Bergma(n)dln interessiert und Näheres über die Vielfalt der heimischen Pflanzen- und Tierwelt erfahren möchte, sollte die naturkundlichen Wanderungen des Vereines, die auch heuer wieder angeboten werden, nicht verpassen. Es wird darum gebeten, das Gelände beim Steinbruch nicht zu betreten und stattdessen um eine Führung beim Verein anzusuchen. Mehr Infos auf http://bergmandl.heimat.eu
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden