Spechte bewirken im Frühling einen wahren Trommelwirbel im Wald
REGION KALKALPEN. Wer aktuell einen der vielen schönen Frühlingstage für einen Spaziergang an der frischen Luft nutzt und die Ohren spitzt, hört sie sicher einmal hämmern, trommeln und klopfen: die Spechte. Welche Arten es in unserer Region gibt, wie sie sich unterscheiden und wo sie am besten zu hören sind, verrät Nationalpark-Ranger Bernhard Sulzbacher aus Windischgarsten.
„Was klopft denn da?“, fragt sich vielleicht manch einer, der dieser Tage in den Wäldern des Bezirkes Kirchdorf unterwegs ist. Die Antwort ist schnell gefunden: „Ein Specht!“ – doch welcher? Sechs unterschiedliche Arten leben in unserer Region: Buntspecht, Dreizehenspecht, Grünspecht, Schwarzspecht, Grauspecht und Weißrückenspecht. „Mit reichlich Übung kennt man sie dann auch irgendwann auseinander“, ergänzt Bernhard Sulzbacher lachend. Der Nationalpark-Ranger beschäftigt sich seit Jahren mit diesen besonderen Vögeln. Eine Faszination, die bis heute anhält: „Vor allem jetzt im Frühling, der Balzzeit der Spechte, ist ihr Trommeln ein Spektakel“, sagt er.
Die Schlüsseltierarten in natürlichen Wäldern
Mit Gründung des Nationalpark- Betriebes der Bundesforste 1998 befasste man sich intensiver mit den Schlüsseltierarten in natürlichen Wäldern. „Es gibt Tiere und Pflanzen, die charakteristisch für einen natürlichen Wald sind“, erklärt Sulzbacher. Dazu zählen unter anderem Eulen, Bienen, Ameisen – und eben auch Spechte. Sind sie in einem Gebiet vertreten, ist das ein Hinweis auf ein intaktes Ökosystem. „Als wir uns damals erstmals mit den Spechten beschäftigt haben, war ich sofort fasziniert“, erinnert sich der Nationalpark-Ranger zurück. „Wir wollten wissen, welche Arten bei uns leben, was Spechte für Ansprüche an ihren Lebensraum haben und wie es damit im Nationalpark bestellt ist“, erzählt der 54-Jährige.
Um das herauszufinden, wurden sechs Flächen im Nationalpark ausgewählt und kartiert. Mit CD-Player und Gucker rückten Ranger und Ornithologen aus, um an diesen Plätzen nach den Spechten Ausschau zu halten. „Wir haben mit Klangattrappen gearbeitet, also das Trommeln eines Spechtes per CD-Player abgespielt und dann darauf geachtet, ob eine Rückmeldung kommt“, erzählt Sulzbacher.
Auf Insektensuche
Das Trommeln der Spechte kann dabei zwei Gründe haben: Ist das Geräusch unregelmäßig, ist der Specht gerade auf Nahrungssuche und holt sich Insektenlarven aus einer Baumrinde oder morschem Holz. Regelmäßiges Trommeln wiederum ist entweder ein Zeichen der Revierverteidigung oder für die Paarungszeit, die Balz. „Das ist genau das, was wir jetzt hören, wenn wir vormittags vor die Haustüre gehen“, sagt Sulzbacher. Vor allem der Buntspecht ist oftmals in Siedlungen, in der Nähe von Vogelhäusern, anzutreffen. „Sie sind grundsätzlich Insektenfresser, aber im Winter wechselt der Buntspecht auf Samen“, erklärt der Windischgarstner.
Der Buntspecht ist übrigens auch die häufigste Spechtart im Nationalpark Kalkalpen: Etwa 500 dieser Art sind in dem 20.856 Hektar großen Gebiet zuhause.
Der Specht, der wie ein Steyr 15er klingt
Den Dreizehenspecht kennt man am wenigsten, obwohl er am zweithäufigsten vorkommt. Er bevorzugt Hochlagen und ist ab 1.000 Metern zuhause – aber nicht leicht zu entdecken. Mit seinem schwarz-weißen Federkleid erregt er wenig Aufmerksamkeit. Dennoch ist der Dreizehenspecht Bernhard Sulzbachers Lieblingsart. Warum? „Sein langgezogenes, langsames Trommeln hört sich an wie ein Steyr 15er Traktor“, sagt er lachend.
Totholz-Anteil ist gewachsen
Spechte brauchen vor allem Totholz, manche von ihnen auch ganz spezielles: „Der Weißrückenspecht ist auf Buchen spezialisiert. Da ist der Nationalpark Kalkalpen einer seiner wichtigsten Lebensräume in Österreich“, sagt Sulzbacher. Seit der Gründung des Nationalparks vor 25 Jahren ist der Totholzanteil von 17 Kubikmeter auf 35 Kubikmeter pro Hektar gewachsen. „Das kommt ganz klar den Spechten zugute“, so Sulzbacher.
Tipps zur Vogelbeobachtung
Wer sich nun auf die Suche nach den Spechten in den heimischen Wäldern begeben will, sollte die Morgenstunden dafür nutzen. Von 8 bis 11 Uhr sind die Vögel besonders aktiv. Sulzbachers Tipp: Der Wanderweg von St. Pankraz auf den Gipfel des Spering durchläuft alle Lebensräume der sechs Spechtarten. „Da entdeckt man sicher einen.“
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