Tierparadies Schabenreith: Leidenschaftlicher Einsatz fürs Tierwohl
STEINBACH AM ZIEHBERG. Hier ist der Name Programm: Als „Tierparadies Schabenreith“ ist der Zufluchtsort für verstoßene, misshandelte, alte und kranke Heimtiere und sogenannte „Nutztiere“ bekannt und diese Bezeichnung trifft den Nagel auf den Kopf. Am liebevoll restaurierten Hof von Doris Hofner-Foltin und Harald Hofner dürfen geschundene Tierseelen wieder aufatmen und vertrauen.
Die Fuchstruppe „Barista-Gang“, namentlich Coffee, Melitta, Nespresso, Illy und Tchibo, wird seid wenigen Tagen von zwei verwaist aufgefundenen Babyfüchsen, Capp und Cccino verstärkt. Und die kreative Namensgebung geht weiter: Dalai das Lama zieht hier seine Runden, Jogurella das Schaf döst in der Sonne, Mister X, Gin und Schimanski strecken ihre Schweinefüßchen von sich, die Katzen Dr. Shebau, Cat Stevens und Apfelsine kuscheln auf der Gartenbank und Roncalli wiehert ein fröhliches Hallo.
Was hier idyllisch anmutet und zum Schmunzeln veranlasst, hat einen tragischen Hintergrund. Das Ehepaar Doris Hofner-Foltin und Harald Hofner kümmert sich seit über 27 Jahren mit viel Liebe, Hingabe und Professionalität um Tiere in Not.
Die Tiere dürfen einfach nur „sein“
„Sie müssen keine Aufgabe und keinen Nutzen erfüllen. Hier finden sie Schutz und einen Platz zum Leben, sie dürfen einfach sein“, so die Aussage der Betreiber. Im Laufe der letzten Jahre wurden unzählige Tiere geliebt, gerettet, gepflegt, beherbergt, großgezogen und auf ihrem letzten Weg begleitet.
Mittlerweile ist der Verein „Tierparadies Schabenreith“ ein offiziell anerkanntes Tierheim des Landes Oberösterreich, gilt als Vorzeigeprojekt und wurde 2012 zum Bundestierschutzpreis nominiert.
Tips: Wie viele Tiere werden hier beherbergt und tagtäglich gehegt und gepflegt?
Doris Hofner-Foltin: Derzeit kümmern wir uns um knapp 500 Tiere: Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Schweine, Pferde, Ziegen, Schafe, Hängebauchschweine, Puten, Hennen und Hähne, Gänse, Enten, Schwäne, Tauben, Nymphensittiche, aber auch Wildtiere wie Igel, Marder, Füchse, Rehe und ein Hirsch, Krähen, Drosseln, und andere Wildvögel. Das Tierparadies Schabenreith ist ein Zufluchtsort für verstoßene, misshandelte, alte und kranke Heimtiere und sogenannte „Nutztiere“, welche ihren Lebensabend unter bester medizinischer Betreuung auf dem Hof verbringen und auf ihrem letzten Weg liebevoll begleitet werden. Außerdem sind wir eine Auffang- und Pflegestation für Wildtiere. Tierrettungsfahrten gehören ebenso zum Alltag wie tägliche Besuche bei Tierärztin Mag. med. vet. Ursula Kimberger. Wir sind auch Anlaufstelle für Behörden, wenn Tiere verwahrlost aufgefunden, behördlich beschlagnahmt oder geborgen werden müssen.
Tips: Eine der ersten Frage, die sich stellt, ist sicherlich die nach der Finanzierung dieses großartigen Projektes. Wie schaffen Sie es, so viele Tiere mit allem Notwendigen zu versorgen?
Harald Hofner: Seit der Gründung des Vereins Tierparadies Schabenreith vor über 20 Jahren sind Doris Hofner-Foltin und Harald Hofner ehrenamtlich täglich im Einsatz, rund um die Uhr ohne Freizeit, Wochenende oder Urlaub. Da die Bäuche der Tiere täglich gefüllt werden wollen, Strom und Gas bezahlt, Benzin für die Tierrettungsfahrten getankt und Tierarztkosten sowie Rechnungen für Renovierungsarbeiten und Gehegebauten beglichen werden müssen, sind wir auf Spenden angewiesen. Patenschaften, Sach- und Geldspenden an den Verein kommen ausnahmslos unseren tierischen Schützlingen zugute. Unterstützen kann man unsere Arbeit auch mit dem Kauf des Buches „Mit Krücken, Charme und Gummistiefel“ mit witzigen und berührenden Kurzgeschichten und Anekdoten aus dem Tierparadies Schabenreith, verfasst von Doris Hofner-Foltin. Doris fotografiert leidenschaftlich gern (nicht nur Tiere, sie hat auch ein Faible für die künstlerische Fotografie) und hatte bereits Fotoausstellungen und Vernissagen im In- und Ausland. Durch den Fotoverkauf sowie Benefizveranstaltungen, Charityaktionen und Lesungen werden ebenfalls Finanzmittel aufgebracht.
Tips: Neben finanzieller Hilfestellung – wie kann man euch noch unterstützen? Gibt es vielleicht Bedarf an freiwilligen Helfern, die kleinere Arbeiten übernehmen wollen?
Doris Hofner-Foltin: Wir sind immer äußerst dankbar für Futterspenden: Katzen- und Hundefutter, Stroh und Heu, frisches Gemüse, oder auch Sachspenden wie Decken und Schlafkörbchen für Katzen und Hunde. Freiwillige Helfer und Helferinnen unterstützen uns auch immer wieder ehrenamtlich, das ist großartig: Beim Reinigen von Gehegen, Waschen von Decken und beim Spazierengehen mit Hunden ist Unterstützung stets willkommen!
Tips: Immer wieder retten Sie Tiere vor einem grausamen Schicksal – denken Sie, die Tiere spüren/wissen das? Falls ja, woran erkennen Sie das?
Harald Hofern: Ja, die Dankbarkeit und Freude ist absolut zu spüren! Traurige und herzzerreißende Geschichten gibt es natürlich auch zu erzählen, denn leider schafft es nicht jedes Tier, sich von den widerfahrenen Strapazen und den Verletzungen zu erholen. Doch es gibt unzählige berührende Geschichten von Geschöpfen, die trotz des durchlebten Leids und der von Menschenhand zugefügten Schmerzen, wieder anfangen Vertrauen zu uns Menschen zu fassen und richtig aufblühen. Die Lebensfreude und das Leuchten in den Augen kehren zurück, sie kommunizieren mit uns, verbal und nonverbal. Diese Momente geben uns die Kraft weiterzumachen, denn wie heißt es so schön „Wer ein Tier rettet, verändert nicht die Welt. Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.“
Tips: So oft sehen Sie Tiere leiden, weil Menschen sie nicht entsprechend wertschätzend behandeln. Ganz ehrlich: Macht es Sie manchmal wütend, wie sorglos manche Menschen mit Tieren umgehen?
Doris Hofner-Foltin: Definitiv! Wir sehen bei unserer täglichen Arbeit sehr, sehr viel Tierleid und viele menschliche Grausamkeiten. Das fängt an bei vernachlässigten und total verwahrlosten Haustieren wie Kaninchen, Hunden, Katzen oder Hühnern, geht über die Ignoranz in Bezug auf die Kastrationspflicht von Katzen, die von vielen Menschen noch immer nicht eingehalten und damit ignoriert wird und reicht bis zu Fahrerflucht im Straßenverkehr, wenn angefahrene Tiere einfach herzlos liegen gelassen werden. Uns erreichen täglich Anfragen von Menschen, die ihre Katze oder ihren Hund loswerden möchten, weil das Tier unbequem geworden ist, sei es durch die Geburt eines Kindes oder eine „plötzlich auftretende“ Allergie oder weil die Versorgung und die Tierarztrechnungen zu teuer wurden, das Tier krank ist oder ein Urlaub ansteht. Wir haben oft den Eindruck, dass Haustiere viel zu sorglos angeschafft und wie Ware behandelt werden. Dabei sollte immer bedacht werden, dass es eine lebensverändernde Entscheidung ist, einem Tier ein Zuhause zu geben. Tiere dürfen keinesfalls wie Umtauschware behandelt werden. Es muss die Bereitschaft da sein, Verantwortung für ein Lebewesen bis zu seinem Tod zu übernehmen mit allen Konsequenzen.
Tips: Möchten Sie unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?
Beide: Tiere sind fühlende Lebewesen mit Bedürfnissen und dem Recht auf ein unversehrtes Leben. Genau wie wir Menschen haben Tiere ein Recht auf gute und respektvolle Behandlung, sie wollen nicht getötet und nicht gegessen werden. Wir wünschen uns mehr Mitgefühl und Verständnis für alle Tiere, denn wir teilen uns einen gemeinsamen Lebensraum, der nicht uns Menschen alleine gehört. Weil wir öfter um Hilfe gebeten werden, unsere große Bitte: Wenn Sie Zeuge von Tiermisshandlungen werden, dokumentieren Sie bitte mit Foto und/oder Video die Tat und lassen Sie uns die Aufnahmen zukommen. Eine Anzeige ist nur möglich, wenn Beweismaterial vorliegt.
Haustiere chippen und registrieren/kastrieren lassen!
Ein weiteres sehr wichtiges Thema: Bitte lassen Sie Ihr Haustier (Hund, Katze) chippen und registrieren (und kastrieren!). Wir haben sehr oft das Problem, dass wir entlaufene Hunde oder Katzen nicht sofort oder auch gar nicht in ihr ursprüngliches Zuhause zurückführen können. Die Mikrochipnummer allein genügt nicht, um den Halter oder die Halterin eines Tieres ausfindig zu machen, denn erst durch die Registrierung sind Daten wie Name und Telefonnummer hinterlegt. Ein ganz aktuelles Thema gerade jetzt sind die Wildtierkinder (wie Feldhasenbabys und Rehkitze): bitte nicht beim Spazierengehen einsammeln und mitnehmen! Gesunde Jungtiere, die unnötigerweise aus der Natur genommen und damit ihrer Mutter entrissen werden, überleben oft nicht. Sie sind neben dem unvorstellbaren Trennungsschmerz von der Mutter (die ebenfalls verzweifelt ihr Junges sucht!), sehr großem Stress ausgesetzt, der ihnen das Leben kosten kann. Nur verletzte Tiere brauchen Hilfe oder verwaiste Tiere, wenn die Mutter tatsächlich ums Leben gekommen ist.
Tips: Nachdem Sie sich so sehr für Tiere einsetzen, liegt der Veganismus nahe. Auf Ihrer Homepage beschreiben Sie Ihren Werdegang dorthin sehr gut. Haben Sie ein leckeres veganes Rezept, das Sie unseren Lesern verraten möchten?
Doris Hofner-Foltin: Wir leben vegan, denn Tiere schützen bzw. retten und Tiere essen passt nicht zusammen ;) Die Zusammenhänge zwischen der Produktion von tierischen Lebensmitteln, den Ressourcen unseres Planeten und all dem damit einhergehenden Tier- und Menschenleid sowie schädlichen Auswirkungen sind so offensichtlich, daher haben wir vor über 20 Jahren Konsequenzen gezogen und uns für ein tierleidfreies Leben entschieden. Tier- und Umweltschutz beginnt am Teller und jeder Mensch kann einen Beitrag leisten durch ein verändertes Konsumverhalten.
Hier das Rezept für Rotwein-Spaghetti
„Das Gericht ist schnell zubereitet (wichtig im stressigen Tierheimalltag!) mit einfachen Zutaten, die man immer zu Hause hat und schmeckt köstlich“, so die beiden.
Spaghetti in Rotwein-Zwiebel-Soße:
Zutaten (für 4 Personen)
· 500 g Spaghetti aus Hartweizengrieß
· 150g Zwiebeln, gewürfelt
· 4 EL Öl
· ¼ Liter Rotwein
· 400g Passierte Tomaten
· 400g frische Tomaten (vorzugsweise Cocktailtomaten), gewürfelt
· 2 Packungen (ca. 40g) frische Rosmarinzweige
· 2 Zehen Knoblauch, gehackt
· Pfeffer
· Gemüsebrühe-Pulver
· Frische Basilikumblätter zum Garnieren
Zubereitung:
1. Zwiebeln schälen, fein würfeln und in einem Topf mit Öl anrösten.
2. Mit Rotwein ablöschen.
3. Passierte Tomaten und frische Tomaten (vorzugsweise halbierte Cocktailtomaten) sowie frische Rosmarinzweige hinzufügen und zum Kochen bringen.
4. Wenig Pfeffer und Knoblauch beifügen und mit Gemüsebrühe-Pulver abschmecken.
5. Spaghetti in sprudelndem Wasser kurz vorkochen (nicht ganz bissfest, ca. 2-3 Minuten) und abgießen.
6. Rosmarinzweige aus dem Sugo entfernen, Spaghetti hinzufügen und in der Soße al dente garen – Fertig!
7. Mit frischen Basilikumblättern garnieren und genießen.
Dazu passt ein frischer Salat mit einem Essig-Öl-Dressing und ein Glas guter Rotwein.
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