Notfallpass: Ein Stück Papier, das Leben retten kann
BEZIRK KIRCHDORF/PETTENBACH. Um im Notfall rasch und richtig reagieren zu können, sind die medizinischen Daten zu kennen. Doch was passiert, wenn der Patient nicht ansprechbar ist? Für so eine Situation hat Danusa Neuhauser aus Pettenbach den sogenannten „Notfallpass“ entwickelt.
Bei einer Reise mit dem Seniorenbund im Oktober vergangenen Jahres war eine Frau im Bus plötzlich nicht mehr ansprechbar. „Ich bin pensionierte Krankenschwester und weiß in solch einer Situation ganz gut, was zu tun ist. Leider konnte ich beim Eintreffen des Notarztes keine wichtigen Informationen über die Patientin weitergeben, da uns diese nicht bekannt waren“, erzählt Danusa Neuhauser. Die Sozial- und Gesundheitsreferentin des Seniorenbundes Bezirk Kirchdorf ließ diese Situation nicht mehr los. „Ich dachte mir, das kann es nicht sein. Da muss es etwas geben“, berichtet die 67-Jährige, die daraufhin den Notfallpass unter Einbeziehung des Roten Kreuzes und der Bezirksärztevertreterin entworfen hat.
Lebensrettende Idee
Im Notfallpass sind alle gesundheitsrelevanten Daten notiert, wie Vorerkrankungen, regelmäßig eingenommene Medikamente, Allergien, Blutgruppe, Blutverdünnung, Impfungen, Hilfsmittel und große Operationen. Auch die nächsten Angehörigen mit Telefonnummer und der Hausarzt sind einzutragen. „Sind diese Informationen bekannt, können Maßnahmen viel schneller gesetzt werden. Das spart Zeit, die im Notfall oft lebensrettend sein kann“, weiß Danusa Neuhauser.
Dieses kleine Stück Papier soll unterwegs mit den übrigen Papieren wie Führerschein und E-Card mitgeführt werden und liefert den Ersthelfern, Sanitätern und dem Personal im Krankenhaus wichtige Daten. „Ersthelfer und Sanitäter dürfen nicht einfach in der Tasche herumkramen. Wenn aber bekannt ist, dass der Notfallpass in der Geldtasche aufbewahrt wird, dürfen sie diesen entnehmen. Die Sanitäter wissen bereits Bescheid, dass es diesen Notfallpass gibt“, erzählt Danusa Neuhauser.
Großer Vorteil
Vom Notfallpass begeistert zeigt sich Alexander Kaineder, Bezirksgeschäftsleiter und Bezirksrettungskommandant des Roten Kreuzes Kirchdorf: „Wir haben den Notfallpass aus rettungsdienstlicher Sicht beurteilt. Das Konzept ist zwar grundsätzlich nichts Neues, ich empfinde aber das Engagement von Danusa Neuhauser, die Bevölkerung für einen Notfall-Pass zu sensibilisieren und die Verwendung zu erhöhen, als sehr gut. Aus rettungsdienstlicher Sicht sind Informationen von Vorerkrankungen und Medikamenten für die erste Verdachtsdiagnose im Krankheits- oder Unfallfall sowie im weiteren therapeutischen Verlauf natürlich von großem Vorteil.“
Angelika Reitböck, Präsidentin des Österreichischen Hausärzteverbandes und Bezirksärztevertreterin, sagt: „Der Notfallpass ist kompakt, praktisch und kann leicht mitgenommen werden. Er ermöglicht in überraschenden Notfallsituationen fernab der häuslichen Umgebung – wie bei Ausflügen und Busreisen – einen schnellen Zugang zu wichtigen medizinischen Daten.“
Evaluierung im Herbst
Der Bezirk Kirchdorf ist Pilotbezirk für den Notfallpass. Alle Mitglieder des Seniorenbundes haben bereits Notfallpässe bekommen. Im Herbst erfolgt eine Evaluierung mit Rückmeldungen von den Seniorenbund-Mitgliedern, Sanitätern und Hausärzten. Anschließend wird der Notfallpass wenn nötig überarbeitet und dann oberösterreichweit ausgerollt. „Laut der Landesleitung soll er in weiterer Folge sogar bundesweit weitergetragen werden“, berichtet Danusa Neuhauser.
Auszeichnung erhalten
Der Seniorenbund Bezirk Kirchdorf erhielt für den Notfallpass heuer den Dr.-Josef-Ratzenböck-Preis, mit dem der OÖ Seniorenbund innovative Ideen und Projekte auszeichnet. „An diesen Preis habe ich nicht primär gedacht, aber wir hatten eine große Freude. Dass ein Projekt dieser Form, das es erst seit dem Frühjahr gibt, den ersten Preis macht, ist nicht selbstverständlich“, freut sich die Sozial- und Gesundheitsreferentin.
„Jeder soll ihn haben“
Übrigens muss man nicht Mitglied des Seniorenbundes sein, um den Notfallpass zu bekommen. „In dieser Form, wie er aktuell ist, kann ihn jeder haben“, erklärt Danusa Neuhauser und betont: „Mein Wunsch ist es, dass jeder den Notfallpass hat. Je mehr ihn haben, desto mehr Sicherheit gibt es in Notfällen.“ Das Interesse daran ist jedenfalls groß. Es wurden 10.000 Stück gedruckt, wobei ein Großteil davon schon ausgegeben wurde. Erhältlich ist der Notfallpass bei den Obleuten des Seniorenbundes im Bezirk Kirchdorf und bei Bezirksobfrau Hildegard Baumgartner-Pichelsberger.
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