Eva Seiberl und Melanie Humpl stehen älteren Personen und pflegenden Angehörigen beratend zur Seite
EDLBACH/ROSENAU AM HENGSTPASS/SPITAL AM PYHRN. Seit Juni sind Eva Seiberl und Melanie Humpl im Auftrag des Sozialhilfeverbands (SHV) Kirchdorf als „Community Nurses“ in den Gemeinden Edlbach, Rosenau und Spital am Pyhrn unterwegs. Tips hat bei den beiden diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen nachgefragt, was hinter diesem Pilot-Projekt steckt – und um eine erste Zwischenbilanz gebeten.
Ob bei Fragen bezüglich Pflegegeld, Sturzprävention oder barrierefreies Zuhause: Eva Seiberl und Melanie Humpl stehen ihre Klienten als „Community Nurses“ mit Rat und Tat zur Seite. „Anfangs wussten viele nicht, was sie mit dem Begriff 'Community Nursing' anfangen sollen“, erzählt die 38-jährige Eva Seiberl aus Spital am Pyhrn lachend. „Eine direkte, passende Übersetzung gibt es leider nicht, darum betonen wir einfach immer wieder, was unsere Aufgabengebiete sind“, sagt sie und beginnt zu erklären: Die Hauptaufgaben der „Community Nurses“ lassen sich grundsätzlich in Pflegeberatung und Gesundheitsförderung einteilen. „Da spielt vieles mit hinein. Wir beraten telefonisch, machen präventive Hausbesuche und organisieren Informationsveranstaltungen zu Gesundheits- und Pflegethemen“, erklärt ihre Kollegin, die 25-jährige Melanie Humpl, ebenfalls aus Spital am Pyhrn.
Die Generation 75+
Die Klienten der beiden Spitalerinnen sind über 75 Jahre alt, pflege- und betreuungsbedürftige Personen sowie pflegende Angehörige. „Voraussetzung für unsere kostenlosen Dienste ist, dass die Klienten in einer der drei Gemeinden wohnen, die wir betreuen“, betont Eva Seiberl. Abweisen würden die beiden dennoch niemanden: „Jeder bekommt eine Antwort – zum Beispiel den Verweis auf die Sozialberatungsstelle Windischgarsten“, fügt Melanie Humpl hinzu.
Entlastung für pflegende Angehörige
Für das Pilot-Projekt „Community Nursing“ ausgewählt wurden die Gemeinden Rosenau, Edlbach und Spital am Pyhrn aufgrund ihrer ländlichen Struktur und der dort vorherrschenden Altersdichte. „In ländlichen Gegenden wie hier bei uns in der Region leben Angehörige von Pflegebedürftigen oftmals weit weg und haben nicht die Möglichkeit, schnell bei ihren Eltern vorbei zu schauen, um nach dem Rechten zu sehen. Dann werden wir kontaktiert – und versuchen, gemeinsam mit den Angehörigen und den Betroffenen herauszufinden, was gerade wichtig ist und benötigt wird“, erzählt Eva Seiberl. Das kann eine telefonische Beratung sein, die Vermittlung an die richtigen Stellen oder ein Hausbesuch. Hier aber wichtig zu wissen: „Wir führen keine Pflegetätigkeit durch, sind keine Gemeindeschwestern. Auch bei den Hausbesuchen geht es um Prävention und Beratung“, so Seiberl.
Förderung durch die EU
Etwa 120 solcher Projekte gibt es derzeit in Österreich. Je nach Einwohnerzahl der zu betreuenden Region sind eine oder mehrere „Community Nurses“ im Einsatz. Die Projekte werden von der Europäischen Union gefördert und wurden mit dem Ziel gestartet, „die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken, das Wohlbefinden zu verbessern sowie den Verbleib von älteren Menschen im eigenen Zuhause zu ermöglichen“, so die Erklärung des Bundesministeriums. Diese Projekte, die in dieser Form erstmals in Österreich umgesetzt werden, sind auf einen Zeitraum von drei Jahren begrenzt. In dieser Zeit werden sie von der Gesundheit Österreich GmbH begleitet, wobei jedes Projekt eigenen Projektträgern und -leitern unterliegt. Im Falle von Eva Seiberl und Melanie Humpl ist das der SHV Kirchdorf.
Eine erste Zwischenbilanz
„Bereits seit der ersten Woche konnten Hausbesuche von den beiden Community Nurses durchgeführt werden. Es gibt viele Anfragen aus der Region von hilfesuchenden Personen“, berichtet Elisabeth Leitner, Bezirkshauptfrau und Obfrau des SHV Kirchdorf. „Da es sich um ein neues soziales Angebot im Bezirk Kirchdorf handelt, ist es wichtig, dass dies auch gut in der Bevölkerung ankommt. Durch interessante Veranstaltungen und Hausbesuche sind wir hier auf einem guten Weg und freuen uns, dass der SHV Kirchdorf durch die Community Nurses niederschwellig, bedarfsorientiert und bevölkerungsnah auf Gemeindeebene tätig werden kann“, so Leitner.
Nach Ablauf des Projektzeitraumes werde auch evaluiert, ob eine Ausweitung des Angebots auf weitere Gemeinden in Frage kommt. Bis es soweit ist, sind Eva Seiberl und Melanie Humpl jedenfalls in ihren drei Gemeinden unterwegs und engagieren sich dafür, dass ihre Klienten auch im Alter einen sicheren und gesunden Alltag in ihrem Zuhause leben können.
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