
KREMSMÜNSTER. Die Partnerschaften von Christine und Gabriel Hebesberger sowie von Theresia und Johann Quittner aus Kremsmünster sind so unzerstörbar wie der wertvollste Edelstein. Die Eheleute feierten jeweils heuer Diamantene Hochzeit. Tips erkundigte sich bei den Jubelpaaren, wie man sich früher – ohne Smartphone und Internet – kennengelernt hat, wie eine Hochzeit abgelaufen ist und was eine glückliche Ehe ausmacht.
Rund um den Valentinstag, 14. Februar, hängt wieder die Liebe in der Luft. Das nahm Tips zum Anlass und besuchte Familie Hebesberger (vulgo Zickenhaider) in Kremsmünster. Gabriel Hebesberger und seine Schwester Theresia Quittner feierten im Jänner jeweils mit ihren Ehepartnern die Diamantene Hochzeit. Sie sind 60 Jahre verheiratet. Nur zwei Wochen lagen zwischen den beiden Hochzeiten im Jänner 1963.
Wagemutiges Kennenlernen
Wenn man sich nicht schon von der Schule her kannte, lernte man sich früher beispielsweise bei der Landjugend kennen. „Nach dem Krieg sind in jedem Ort Landjugend-Gruppen entstanden“, berichtet Johann Quittner. Doch wie hat man mit der Angebeteten dann ganz ohne Smartphone und Internet Kontakt gehalten und sie besser kennengelernt? „Wir sind ,Fensterln' gefahren“, sagt Quittner und erklärt: „Bevor man zum Haus fuhr, musste man sich nach dem richtigen Fenster erkundigen, dann hat man geklopft oder kleine Steine geworfen.“ War das Fenster in einem oberen Stock, so galt es, auf einer Leiter raufzuklettern, um mit der Angebeteten zu sprechen. Reinklettern wäre übrigens nicht möglich gewesen. „Wir hatten ja Fensterkreuze“, lacht Christine Hebesberger.
Beim „Fensterln gehen“ waren meistens mehrere Burschen beisammen. Für den Falschen hat man einfach nicht geöffnet oder von den Eltern ausrichten lassen, man schlafe schon.
Mitsprache bei Partnerwahl
„Nach einiger Zeit bin ich dann auch mal zu ihren Eltern und hab mich vorgestellt“, erzählt Johann Quittner. Früher haben die Eltern bei der Partnerwahl viel mehr mitgesprochen als heute.
Christine Hebesberger erklärt: „Die Bauern waren stolze Leute. Sie wollten ihre Kinder bevorzugt mit größeren Bauern [Anm.: Grundbesitz“ verheiraten.“ Johann Quittner fügt hinzu: „Damals war ein Frauenüberhang, weil viele Männer im Krieg gefallen sind. Wenn eine Frau Bäuerin wurde, ist etwas aus ihr geworden. Heute muss man froh sein, wenn überhaupt noch wer Bauer sein will.“
Hochzeit vor dem Umzug
Ein Zusammenleben vor der Hochzeit hat es auf dem Land vor 60 Jahren kaum gegeben. Der Ablauf war anders. Nach dem Kennenlernen wurde geheiratet und dann erst gemeinsam gewohnt. Auch einen offiziellen Antrag mit Kniefall hat es früher nicht gegeben. Es wurde ganz einfach beschlossen, zu heiraten.
Bauernhochzeit am Dienstag
Nach neunmonatiger Kennenlernzeit wurde bei Familie Hebesberger geheiratet. Christine Hebesberger brauchte mit ihren 18 Jahren noch die Unterschrift der Eltern. Theresia und Johann Quittner kannten sich schon etwas länger.
Am Land wurde früher öfter im Winter geheiratet, da hatten die Bauern mehr Zeit. Bauernhochzeiten fanden traditionell dienstags statt. Am Tag der Hochzeit ging es meist nur mit der engsten Verwandtschaft in Standesamt, Kirche und Wirtshaus.
Gepoltert wurde damals nicht. Das traditionelle Brautstehlen auf Hochzeiten hat es allerdings schon gegeben.
Alle unter einem Dach
Jung und Alt lebten beisammen, es gab noch keine baulichen Trennungen der Wohnbereiche zu den Eltern beziehungsweise Schwiegereltern. „Wir haben auch alle immer gemeinsam gearbeitet“, sagt Christine Hebesberger: „Das können sich viele nicht vorstellen, man ist 24 Stunden immer beisammen, das schafft natürlich Konflikte. In jeder Ehe gibt es mal Meinungsverschiedenheiten.“
Scheidung kein Thema
Scheidung war jedoch nie ein Thema. Das kam damals für viele Paare nicht in Frage. „Frauen waren früher nicht so selbstständig, sie hatten oft keinen Beruf gelernt“, erklärt Christine Hebesberger. Ihnen blieb oft nichts anderes übrig, als beim Mann zu bleiben.
Achtung und Wertschätzung
Für eine glückliche Ehe sei, laut Hebesberger, wichtig, sich gegenseitig zu achten, wertzuschätzen und immer zusammenzuhalten. Jeder darf seine Freiräume und Hobbys haben. Dem stimmt auch Theresia Quittner zu: „Man bemüht sich um ein gutes Zusammenleben und versucht, den anderen nicht zu viel zu kritisieren. Wichtig ist auch, Konflikte nicht aus der Familie hinauszutragen, also nicht vor anderen zu schimpfen.“ Johann Quittner betont: „Der Glaube ist auch eine große Stütze für uns.“ So schafft man also 60 gemeinsame Jahre.