Eier, Nudeln, Mehl: Beim "Berger in der Au" gibt's alles, was das Herz begehrt, inklusive Gastfreundschaft auf höchstem Niveau
KREMSMÜNSTER. Denkt man an einen landwirtschaftlichen Betrieb in Kremsmünster, dann kommt man an Michaela und Walter Öllinger nicht vorbei – und das nicht nur, weil ihr Bauernhof mitten in Kremsmünster liegt, sondern auch weil die Familie in vielen landwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen aktiv ist.
Lange Zeit war die Landwirtschaft, vlg. Berger in der Au, stillgelegt, bis sich Walter und Michaela Öllinger 2003 dazu entschlossen, einen Neustart zu versuchen. Heute steht der Betrieb mit 8 Hektar Eigengrund und weiteren 16 Hektar in Pacht, auf zwei Standbeinen – einerseits die Hühner-Elterntierhaltung und andererseits die Getreideproduktion. „Ich bin froh, dass wir uns für zwei Standbeine entschieden haben“, sagt Michaela Öllinger mit dem Hinweis darauf, dass man immer noch eine Sicherheit hat, sollte ein Bereich einmal unerwartet ausfallen.
Walter und Michaela Öllinger wohnen mit ihren drei Kindern und einer Schwiegertochter am Hof und öffnen gerne Tür und Tor für Besucher. Der Betrieb ist Kursstandort der Bezirksbauernkammer und so finden im Seminarraum mit Schauküche immer wieder Kurse und Seminare statt. Auch Kinder besuchen gerne den Hof. Im Rahmen von „Schule am Bauernhof“ hat Michaela Öllinger jährlich rund 20 bis 25 Schulklassen beziehungsweise Kindergarten-Gruppen zu Besuch. Seit 2016 besteht auf einem Teil der Fläche ein Gemeinschaftsgarten. Gemeinsam mit acht Familien wird hauptsächlich Lagergemüse angebaut, geerntet und im Keller des Hofes gelagert.
Bruteier von 2.500 Hühnern
Am Biohof Öllinger leben 2.500 Hühner-Elterntiere, die im Alter von 18 Wochen auf den Hof kommen. Die Bruteier für Masttiere werden an die Eiermacher GmbH geliefert. Jedes der Hühner legt rund 220 Eier im Jahr, bevor es ein Suppenhuhn wird. In einem weiteren Stall halten Michaela und Walter Öllinger 60 Legehennen, deren Eier sie verkaufen und für die Nudelproduktion verwenden. Pro Woche werden rund 15 Kilo Nudeln in fünf verschiedenen Formen mit der Nudelmaschine am Hof selbstgemacht.
Vom Korn zum Brot und Gebäck
Bekannt ist der Biohof Öllinger ebenfalls für seine hochwertigen Getreideprodukte. Walter Öllinger baut jährlich im Herbst rund ein Hektar Weizen, ein Hektar Roggen und eineinhalb Hektar Dinkel auf den Feldern an. Im Frühjahr wird das Unkraut maschinell (striegeln und haken) und teilweise händisch reguliert. Mit Untersaaten, wie Gräser und Klee, wird das Wurzelwachstum gestärkt. Im August erntet der Kremsmünsterer Ortsbauernobmann-Stellvertreter das Getreide und trennt dabei das Korn vom Stroh. Das Stroh wird in den Boden eingearbeitet und es erfolgt eine Begrünung für die nächste Kultur.
Der Dinkel muss vor der Lagerung noch entspelzt werden. „Beim Dinkel sitzt das Korn so tief in der Ähre beziehungsweise im Spelz, dass es eigens herausgeschält werden muss. Das nennt man entspelzen. Die Spelzen kommen dann zu den Hühnern als Nesteinstreu. Den Mist bringen wir wiederum als biologischen Dünger auf unsere Felder aus“, erklärt der Bodenpraktiker den Kreislauf seines Betriebes und meint: „Die Philosophie eines Bio-Betriebes ist, dass alles am Betrieb bleiben soll.“
Die Körner werden nach der Ernte getrocknet, vorgereinigt und bis Dezember in Silos gelagert. Der Weizen braucht sechs Wochen Nachreife. Je nach Bedarf wird das Vollkornmehl am Hof mit der eigenen Wirbelmühle gemahlen. Feineres Mehl wird in der Passenbrunner-Mühle in Niederneukirchen (Bezirk Linz-Land) hergestellt.
Mehlspeisen, Brot und Gebäck
Produziert werden rund 3.000 Kilo Weizenmehl, 4.000 kg Roggenmehl und 2.500 kg Dinkelmehl im Jahr. Das Mehl wird direktvermarktet und Michaela Öllinger fertigt daraus Mehlspeisen, Brot und Gebäck, welche sie ebenfalls verkauft.
Die Kremsmünsterer Bäuerinnenbeirätin hat das Bäcker-Handwerk gelernt und vor 20 Jahren mit dem Backen am Hof begonnen. Sie stellt ihr Natursauerteigbrot mit langer Teigführung her. Das heißt, sie setzt den Sauerteig am Vorabend des Back-Tages mit einem Drittel des gesamten Roggenmehles an. „Damit wird das Brot leichter verträglich“, verrät die Bäckerin.
„Weizen hat oft einen schlechten Ruf, weil es viele hybride Formen gibt. Wenn Vollkorn gewünscht ist, dann empfehle ich die Verwendung von Dinkel, weil es ein Urkorn ist. Weizen ist aber ausgesiebt genauso gut“, erklärt Michaela Öllinger, die sich freut, ihr gelerntes Handwerk einsetzen zu können. Sie betont: „Es ist schön, Bäuerin zu sein. Ich kann viele meiner Interessen verwirklichen.“
Hier sind die Produkte erhältlich:
Ab Hof Verkauf (Au 6, 4550 Kremsmünster): freitags 7.30 bis 12.30 Uhr
Erdbeerlis Hofladen im Ortszentrum
Food Coop s'KerbaL
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