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2022 rückten die Bergretter im Bezirk Kirchdorf zu 112 Einsätzen aus

Sophie Kepplinger, BA, 25.04.2023 19:01

BEZIRK KIRCHDORF. Die 232 aktiven Bergretter des Bezirkes Kirchdorf wurden im vergangenen Jahr zu 112 Einsätzen gerufen. Besonders fordernd gestaltete sich 2022 die Bergung nach einem Flying Fox-Unfall im Höllgraben am Hengstpaß. Aber auch das Jahr 2023 startete intensiv: An der Rettung eines verletzten Tourengehers in Hinterstoder waren 130 Einsatzkräfte beteiligt.

  1 / 21   Einsatz am Schrocken in Hinterstoder: Der Verletzte musste über einen zum Teil über 40 Grad steilen Hang abtransportiert werden. (Foto: BRD Hinterstoder)

Im vergangenen Jahr waren Personen im Bezirk Kirchdorf 112 Mal auf die Hilfe der Bergrettung angewiesen. Im Vergleich zu den Jahren 2021 (119 Einsätze) und 2020 (112 Einsätze) sind die Alarmierungen relativ stabil geblieben. „Spannend wird es heuer: Ob die Einsatzzahlen nach den Corona-Jahren gleichbleiben, nach oben oder unten ausschlagen, ist noch nicht abzusehen“, sagt Martin Trautwein vom Bergrettungsdienst Oberösterreich. Der stellvertretende Landesleiter ist für das Gebiet Pyhrn-Eisenwurzen zuständig, welches von insgesamt 13 Ortsstellen betreut wird. Acht davon befinden sich im Bezirk Kirchdorf.

90 verletzte Sportler versorgt

2022 versorgten die Bergretter bei ihren Einsätzen im Bezirk Kirchdorf 23 unverletzte und 90 verletzte Sportler (2021: 39 Unverletzte, 82 Verletzte). In zwei Fällen konnten die Einsatzmannschaften nur mehr tödlich verunglückte Personen bergen (2021: sieben Tote).

Tau-Bergung im Höllgraben

Als sehr markantes und herausforderndes Ereignis ist Martin Trautwein der Flying Fox-Unfall im Höllgraben am Hengstpaß in Erinnerung geblieben: Im Juli 2022 kam es während einer geführten Abenteuer-Wanderung an der Seilrutsche zu einem Zusammenstoß, bei dem sich zwei Jugendliche schwer und ein Jugendlicher leicht verletzten. „Es waren rund 15 Bergretter im Einsatz, ebenso wie zwei Hubschrauber und das Rote Kreuz“, erinnert sich auch Thomas Riesenhuber, Ortsstellenleiter der Bergrettung Windischgarsten, an den Einsatz zurück. „Einer der Schwerverletzten wurde per Tau geborgen, die zweite wurde mit der Trage abtransportiert – beides geschah relativ zeitgleich, die Verletzungen der Jugendlichen erforderten schnelles Handeln“, erzählt Riesenhuber.

Häufigste Ursache: Stürze

Wirft man einen Blick auf die Statistik der Bergrettung Oberösterreich, wird klar: Unfälle wie jene im Flying Fox sind Ausnahmen. Die häufigsten Einsatzursachen sind Personen, die gestürzt oder gestolpert sind und den Weg retour nicht mehr selbstständig schaffen. Aber auch verirrte Sportler, medizinische Notfälle oder Abstürze scheinen verstärkt in der Statistik auf. Die meisten Unfälle passierten 2022 auf Skipisten, im weglosen Gelände, auf Wanderwegen und Steigen.

Notruf: Koordinaten werden zukünftig gleich mitgeschickt

Eine Erleichterung in der ehrenamtlichen Arbeit der Bergretter soll es voraussichtlich ab dem Sommer geben: Derzeit arbeite man auf Landesebene an einer Systemeinstellung, durch die mit einem eingehenden Notruf sofort auch die Koordinaten des Anrufenden übermittelt werden. „Das wird uns enorm viel Zeit sparen“, sagt Martin Trautwein. Denn oftmals wüssten die in Not Geratenen nicht genau, wo sie sich befinden, was die Suche und den Einsatz für die Bergretter erschwert.

Bis die automatische Übermittlung der Koordinaten datenschutzrechtlich durchgewunken ist, noch ein Tipp: Viele Sport-Apps wie Outdooractive, das Naturfreunde-Tourenportal oder Alpenvereinaktiv zeigen durch das Antippen der Stecknadel, also des eigenen Standorts, die aktuellen GPS-Koordinaten an. Diese können im Notfall kopiert und per SMS versendet werden.

Einsatz am Schrockengrat: Acht Bergrettungs-Ortsstellen zur Stelle

Auch im aktuellen Jahr mussten die Bergretter des Bezirkes schon zu einigen Einsätzen ausrücken. Besonders fordernd gestaltete sich die abendliche Bergung eines verletzten Skitourengehers am Schrocken im Bereich der Elmscharte in Hinterstoder: Vater und Sohn waren am Grat unterwegs, als der Vater durch einen Wechtenbruch auf die Südseite durch felsdurchsetztes Gelände abstürzte. Der Sohn alarmierte die Einsatzkräfte.

„Wegen der Steilheit des Hanges mussten wir uns zum Verletzten abseilen. Nach einem aufwändigen Wärmemanagement und der Erstversorgung in der Bergetrage konnte der Mann in einer aufwändigen terrestrischen Seilbergung abtransportiert werden“, berichtet Martin Hackl, Ortsstellenleiter der Bergrettung Hinterstoder. Mehrere Hubschrauber versuchten, trotz schlechter Verhältnisse nach oben zu kommen, schlussendlich schaffte es die ÖAMTC-Hubschrauberbesatzung aus Niederöblarn, zu einem Übergabepunkt zu gelangen – und die zwei Alpinisten auszufliegen. „Dank der hervorragenden Zusammenarbeit konnte der abgestürzte Alpinist in letzter Minute gerettet werden“, sagt Hackl.


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